Wer würde nicht gern zum absoluten Schnäppchenpreis in den Traumurlaub starten? Genau diesen Wunsch sollen einige Betrüger im Internet ausgenutzt haben. Mit gefakten Reisebüro-Webseiten soll eine kriminelle Bande im Internet bislang 200 Personen betrogen haben, die mit ihrem nächsten Urlaub ein Schnäppchen machen wollten.
Ein 19-Jähriger und eine 25 Jahre alte Frau sitzen dafür inzwischen in Untersuchungshaft, das teilte die Polizei Mittelfranken gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth mit.
Ein weiterer Verdächtiger sei nach der Vorführung beim Haftrichter wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Zwei der Verdächtigen wurden demnach am Nürnberger Hauptbahnhof verhaftet, einer am Münchner Flughafen.
Betrüger-Netzwerk bietet über soziale Medien Schnäppchen-Reisen an
Wie die Polizei Mittelfranken am Dienstag mitteilte, ermittelt die Kriminalpolizei Fürth seit Anfang März gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth gegen das Netzwerk an Betrügern. Demnach "betrieb die Bande auf ihrer Homepage sowie auf Social-Media-Plattformen wie Facebook und Instagram diverse Fakeseiten, auf denen sie reale Online-Reisebüros vortäuschten", heißt es in der Mitteilung. Die Betreiber hätten unter den Unternehmensnamen "Tropical Beach Tours" und "Hays Travel Europa" Reisen angeboten, die teilweise nur halb so viel kosteten wie bei vergleichbaren Anbietern.
Positive Bewertungen, Schnäppchen für kurze Zeit locken zum schnellen Kauf
Die Masche war dabei stark am aktuellsten Internetmarketing angelehnt: Wenige, dafür durchweg positive Bewertungen der Firma im Internet hätten viele der späteren Kunden überzeugt, "sodass diese per WhatsApp beziehungsweise E-Mail Kontakt zu den Anbietern aufnahmen", schreibt die Polizei. Auch die weitere Kundenbetreuung sei nur über die sozialen Medien und WhatsApp oder E-Mail gelaufen. Dabei sollen die Betrüger einen professionellen und seriösen Eindruck hinterlassen haben. Damit die Kunden zeitnah buchten, boten die Betrüger ihre Angebote nur für einen sehr begrenzten Zeitraum an, was viele Kunden zu schneller Buchung bewog.
Nach Banküberweisung: Betrogene bekommen ihr Geld nicht zurück
Die jeweils fälligen Anzahlungen beglichen die Kunden in den Anfangszeiten der Betrugsmasche meist per PayPal, die Restzahlung wurde per Banküberweisung bezahlt. Im weiteren Verlauf akzeptierten die Anbieter lediglich eine Bezahlung per Banküberweisung, da hier der Käuferschutz nicht greift und die Betrogenen ihr Geld nicht mehr zurückfordern konnten.
"AG Ferien" der Polizei Fürth ermittelt
Aufgrund der Vielzahl der zur Anzeige gebrachten Fälle wurde bei der Kriminalpolizei in Fürth die Arbeitsgruppe (AG) "Ferien" eingerichtet. In enger Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth sei es daraufhin innerhalb nur weniger Wochen gelungen, drei Tatverdächtigte zu ermitteln und festzunehmen.
Einen der drei, den 19-Jährigen, nahmen die Beamten bei seiner Einreise aus dem Ausland am 18. März direkt am Flughafen München fest. Die 25-Jährige identifizierten Zivilbeamte im Umfeld des Nürnberger Hauptbahnhofs, wo sie sich in Begleitung eines ebenfalls tatverdächtigen 28-Jährigen aufhielt. Die 25-Jährige und der 19-Jährige befinden sich derzeit in Untersuchungshaft.
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Bisher bekannt: 200 Geschädigte, 420.000 Euro Schaden
Laut Polizei bezahlten insgesamt rund 200 bislang bekannte Geschädigte rund 420.000 Euro in der Hoffnung auf einen besonders günstigen Traumurlaub – den sie allerdings nie antraten. Teilweise mussten die Betrogenen erst am Flughafen feststellen, dass sie einer Betrugsmasche aufgesessen waren, so die Polizei.
Ermittlungen gegen Betrugs-Netzwerk laufen weiter
Derzeit wertet die Polizei die Firmenkonten aus, um herauszufinden, ob es noch weitere Geschädigte gibt. Die Beamten gehen zudem davon aus, dass es noch weitere Betrüger des Netzwerks gibt und versuchen dieses durch weitere Ermittlungen zu zerschlagen. Das heißt: Die Ermittlungen der "AG Ferien" laufen weiter.
Tipps der Polizei gegen Betrug in der Reisebranche:
- Werden Sie hellhörig, wenn Urlaube weit unter dem Preisniveau vergleichbarer Reisen angeboten werden.
- Anzahlungen von mehr als 50 Prozent sind in der Reisebranche eher unüblich.
- Zahlen sie möglichst nicht per Vorkasse, da das Geld auf diesem Weg nicht zurückgefordert werden kann.
- Angebote sind als unseriös zu werten, wenn der erste Kontakt zwar über eine Buchungsplattform stattfindet, alles Weitere jedoch außerhalb davon (z. B. per WhatsApp oder E-Mail) abläuft.
- Websites von Fake-Reiseangeboten sind oft von seriösen Veranstaltern kaum zu unterscheiden. Ein Blick ins Impressum gibt Aufschluss: Fehlt die Angabe, sollten Urlaubssuchende von einer Buchung besser absehen.
- Stellt sich eine Reise als Fake heraus, sollten Betroffene schnellstmöglich versuchen, die Zahlung durch ihre Bank, Kreditkartenfirma oder einen anderen Zahlungsdienstleister zu stoppen oder zurückzuholen.
- Sollten Sie Opfer eines Betrugs geworden sein, erstatten Sie in jedem Fall Anzeige bei der Polizei.
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