Opfer des NSU-Rohrbombenanschlags in Nürnberg Mehmet O.
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Das erste Opfer der rechten Terrorgruppe NSU, Mehmet O., überlebte nur durch Zufall. Nun bekommt er vom Freistaat Opferhilfe.

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Bayern entschädigt NSU-Opfer des Taschenlampen-Attentats

Es hat lange gedauert, bis Mehmet O. tatsächlich als das erste Opfer des NSU anerkannt wurde. Er hat das sogenannte Taschenlampen-Attentat in Nürnberg 1999 nur durch Zufall überlebt. Nun bekommt er Opferhilfe vom Freistaat.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

24 Jahre nach dem Taschenlampen-Anschlag auf den türkischstämmigen Gastronomen Mehmet O. (Name geändert) in Nürnberg bekommt der Überlebende eine Entschädigung vom Freistaat Bayern. Die Stiftung Opferhilfe Bayern habe ihm 5.000 Euro zugesagt, teilte der Landtagsabgeordnete Toni Schuberl (Bündnis 90/Die Grünen) mit.

Nun auch Anerkennung als NSU-Opfer durch Freistaat

Schuberl war Vorsitzender des NSU-Untersuchungsausschusses und ist auch Mitglied des Stiftungsrates, der Mehmet O.s Antrag auf Entschädigung positiv beschieden hat. Auch Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) habe den Antrag unterstützt, so Schuberl.

Zuvor hatte O. bereits vom Bund sowie von Thüringen Entschädigungszahlungen von zusammen 8.000 Euro erhalten, bislang aber noch nichts von Bayern, wie Schuberl in einer Mitteilung schreibt. Dies werde sich nun ändern. "Eine Anerkennung als Opfer des NSU durch Bayern war längst überfällig", so Schuberl, der froh darüber ist, dass dies nun geschieht.

Taschenlampen-Attentat im Juni 1999 – mit Glück überlebt

Im Juni 1999 hatte Mehmet O. beim Putzen in seiner neuen Kneipe "Sonnenschein" in der Nürnberger Südstadt eine Taschenlampe gefunden. Beim Einschalten wurde ein Sprengsatz gezündet, der O. schwere Verletzungen zufügte. Er überlebte den Anschlag nur, weil die Rohrbombe nicht voll zündete. Lange war dem Deutschtürken nicht klar, wer ihm nach dem Leben trachtete, wie er vor dem NSU-Untersuchungsausschuss erklärte. Dort war er als Zeuge geladen.

Erst NSU-Prozess klärt Täterfrage

Erst im Jahr 2013 stellte sich im NSU-Prozess gegen Beate Zschäpe und weitere Angeklagte heraus, dass er deren erstes Opfer gewesen war. Einer der damals Angeklagten sagte aus, dass der Taschenlampenanschlag vom NSU begangen worden sei, aber nicht wie geplant funktioniert habe. Mehmet O. wurde 2018 vom gemeinsamen Rechercheteam des Bayerischen Rundfunks und der Nürnberger Nachrichten ausfindig gemacht.

Laut seinen Aussagen erfuhr Mehmet O. erst durch die Journalisten von allen Hintergründen des damaligen Anschlags. Er war wohl das erste NSU-Opfer. Der NSU ermordete in den Jahren zwischen 2000 und 2007 neun Migranten und eine Polizistin.

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