André Eminger
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NSU-Ausschuss: Unterstützer gibt sich ahnungslos

Im NSU-Prozess hatte der Unterstützer des Trios geschwiegen. Jetzt beantwortete André Eminger stundenlang die Fragen des Untersuchungsausschusses im Bayerischen Landtag. Doch der Erkenntnisgewinn ist gering.

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Kurzgeschorene Haare, kariertes Holzfällerhemd, Tattoos an Hals und Armen - der verurteilte NSU-Unterstützer André Eminger beantwortete rund fünfeinhalb Stunden lang die Fragen der Mitglieder des bayerischen NSU-Untersuchungsausschusses. Die 35. Sitzung am Montag war die letzte, in der Zeugen vernommen wurden.

Im NSU-Prozess war Eminger als Nationalsozialist "mit Haut und Haaren" aufgetreten - und hatte geschwiegen. Jetzt beteuerte er wortreich, er habe sich gewandelt. Er wolle ein ganz normales Leben führen und sich von der Vergangenheit distanzieren. Jeder habe eine zweite Chance verdient, so Eminger.

Seit einem Jahr im Aussteigerprogramm

2018 war der heute 43-Jährige vom Oberlandesgericht München wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung zu zwei Jahren und sechs Monaten Freiheitsstrafe verurteilt worden. Seit einem Jahr befindet er sich im Aussteigerprogramm des sächsischen Verfassungsschutzes.

Ausschussvorsitzender Schuberl: Läuterung unglaubwürdig

Die Läuterung kann ihm der Vorsitzende des Ausschusses, Toni Schuberl (Grüne), nicht wirklich abnehmen. Eminger wolle zwar als Aussteiger wahrgenommen werden, mit den Taten des NSU habe er sich aber noch nicht wirklich beschäftigt. So sagte Eminger, aus heutiger Sicht hätte er sich bereits 2007 an die Polizei wenden müssen, also vor dem Mord an der Heilbronner Polizistin Michele Kiesewetter. Darauf angesprochen, kannte er aber den zeitlichen Ablauf der NSU-Taten nicht.

"Konzerte und Saufen"

Auch das Bild, das Eminger von sich selbst zeichnete, ist für Schuberl unglaubwürdig: Er sei ein junger, unbedarfter Skinhead gewesen, der sich vor allem für "Konzerte und Saufen" interessiert habe. Ein rechtsextremistisches Tattoo auf seiner Brust mit den Worten "Die Jew Die" ("Stirb Jude, stirb") sei ein Liedtext einer Band gewesen - und aus heutiger Sicht eine "Dummheit". Es sei entfernt worden.

Eminger stellt sich als unpolitisch dar

Am wenigsten glaubhaft ist für den Ausschussvorsitzenden die wiederholte Aussage Emingers, er habe über zwölf Jahre hinweg das Trio im Untergrund getroffen und angeblich nie ein Wort über Politik gesprochen. Erstaunlich sei auch, dass er nie nachgefragt habe, wozu seine Unterstützung gut sei.

Vielfältige Unterstützung für das NSU-Trio

Eminger hatte dem untergetauchten Trio Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe zwei Mal eine Wohnung vermittelt, mietete 2000 und 2003 Wohnmobile an, die der NSU bei zwei Raubüberfällen und einem Bombenanschlag in Köln benutzte.

Er organisierte mehrmals Bahncards und gab Beate Zschäpe 2007 den Ausweis seiner Frau, damit sie sich bei einer Zeugenvernehmung bei der Polizei mit falschen Personalien vorstellen konnte. Als Beate Zschäpe 2011 ihre Wohnung in Brand gesteckt hatte, unterstützte Eminger ihre Flucht - ebenfalls ohne nachzufragen, was passiert war, wie Eminger im Ausschuss erzählte.

Ausschussvorsitzender zieht positives Fazit

Das Fazit des Ausschussvorsitzenden Schuberl ist dennoch positiv. Er sei froh, dass es der Ausschuss geschafft haben, Eminger zum Reden zu bringen, nachdem sich dieser im Prozess verweigert hatte. Eminger sei eine weitere Person, die zum allerersten Mal überhaupt ausgesagt habe. Originalaussagen von Beteiligten seien ein großer Erfolg im Untersuchungsausschuss des Landtags.

Abschlussbericht noch vor der Sommerpause

Zuletzt hatte im Mai die verurteilte Rechtsextremistin Beate Zschäpe dem Ausschuss Fragen beantwortet. Ziel des bayerischen NSU-Untersuchungsausschusses sind neue Erkenntnisse zu den Verbrechen des NSU und Rückschlüsse auf rechtsextremistische Netzwerke in Bayern. Ein Abschlussbericht soll vor der Sommerpause vorgelegt werden.

Video: André Eminger erscheint vor NSU-Untersuchungsausschuss

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