Symbolbild: Pfarrkirche Sankt Sebastian in der bayerischen Gemeinde Ramsau. Aufgenommen am 18.12.2022
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Symbolbild: Pfarrkirche Sankt Sebastian in der bayerischen Gemeinde Ramsau. Aufgenommen am 18.12.2022

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"Auf Heizen verzichten": Kirchen sollen Weihnachten kalt bleiben

Auch wenn Kirchenaustritte zunehmen, an Weihnachten gehört ein Kirchbesuch für viele Menschen in Bayern dazu. Ob die Gottesdienste – zumindest äußerlich – jedoch herzerwärmend werden, ist fraglich. Denn viele Kirchen bleiben an den Feiertagen kalt.

Vor einem Jahr durfte nur in den Weihnachtsgottesdienst, wer geimpft, getestet oder genesen war. Schnee von gestern ist das inzwischen. Dafür dürfte es heuer an den Feiertagen in den Gottesdiensten deutlich kühler werden, wie eine Umfrage von BR24 bei den bayerischen Diözesen und der evangelischen Landeskirche ergab.

Evangelische Kirche: Viele Besucher wärmen den Raum

Die bayerischen katholischen Bistümer und die evangelische Landeskirche haben sich bereits im Herbst an die Gemeinden gewandt. Im Landeskirchenamt habe man darauf hingewiesen, dass die Senkung der Raumtemperatur um ein Grad eine Einsparung von zehn Prozent der Heizkosten erbringen würde, sagt der Sprecher der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Johannes Minkus, zu BR24.

Es gebe aber "leider keinen Überblick, wie das in der Praxis jetzt in den 1.538 Kirchengemeinden geschieht". Minkus ist sich jedoch sicher: "Die erwarteten relativ milden Temperaturen und die vielen Besucher werden das ihre dazu beitragen, dass in den Weihnachtsgottesdiensten nicht nur innere, sondern auch äußere Wärme zu spüren sein wird."

Bamberg: Gottesdienstbesucher auf bestimmte Bankbereiche gruppieren

Im katholischen Erzbistum Bamberg hat die Bistumsleitung den Pfarrgemeinden die Empfehlung gegeben, während der Gottesdienste die Temperatur auf 8 bis 10 Grad zu regulieren, so ein Sprecher zu BR24. "Außerdem sollen Gottesdienstbesucher auf bestimmte Bankbereiche gruppiert werden, damit nicht die ganze Kirche beheizt werden muss, sofern das Heizungssystem dies ermögliche", so das Bistum in einer Pressemitteilung Ende September.

Regensburg: "Gegebenenfalls eine Decke mitbringen"

Das Bistum Regensburg verweist auf seiner Website auf die Handlungsempfehlungen des ökumenischen "Netzwerk Energie & Kirche". Dort heißt es: "Das Ziel in diesem Herbst und Winter sollte daher sein, die maximal mögliche Temperaturabsenkung zu realisieren." Geheizt werden solle nur, um die relative Raumluftfeuchte unter 70 Prozent zu halten, um Schäden an der Bausubstanz und an der Einrichtung zu vermeiden.

Weiterhin heißt es in der Empfehlung: Sollte in speziellen Fällen eine Grundtemperierung zwingend notwendig sein, sollte diese nicht über 5 Grad Celsius liegen. Das Bistum Regensburg rät den Kirchengängern daher laut einem Bericht der "Bild"-Zeitung, "sich warm anzuziehen" und gegebenenfalls eine Decke mitzubringen.

München-Freising: Gottesdienste gerade in Krisenzeiten wichtig

Unter energetischen Gesichtspunkten ist der vollständige Verzicht auf eine Temperierung sinnvoll, schreibt das Erzbistum München und Freising auf BR24-Anfrage. Auch hier wird auf die Luftfeuchtigkeit zum Schutz der Kirchen und ihrer Ausstattung hingewiesen.

Es solle aber neben dem Energie-Aspekt auch den unterschiedlichen Situationen in den Pfarreien und ihren Kirchen Rechnung getragen werden: Kirchen sollten auch in der kalten Jahreszeit als Gottesdienstorte genutzt werden können, sagt Pressereferent Hendrik Steffens. Aus Sicht der Erzdiözese muss ganz besonders in Krisenzeiten die Möglichkeit zur gemeinsamen Gottesdienstfeier bestehen.

Eichstätt: Kürzere Gottesdienste und wärmende Decken

Das Bistum Eichstätt rät in seinem Energieleitfaden zu einer gleichmäßigen "Grundtemperierung von maximal 5°C". Ein zeitweises Aufheizen vor Gottesdiensten wie zum Beispiel an Weihnachten sei zu vermeiden, weil dadurch "Schäden an der Ausstattung und der Orgel entstehen können".

Gemeinden mit unbeheizten Kirchen oder stark abgesenkter Raumtemperatur wird geraten, die Temperaturreduzierung vorab bekannt zu geben, die Gottesdienstdauer eventuell zu verkürzen und den Besuchern wärmende Decken anzubieten.

Würzburg: "Die Menschen im Blick haben"

Auch das Bistum Würzburg verweist auf BR24-Anfrage die Handlungsempfehlungen des "Netzwerk Energie & Kirche". Generalvikar Jürgen Vorndran bitte die Gemeinden in einem gesonderten Brief aber trotz aller "wirtschaftlichen Erwägungen", "auch weiterhin die Menschen im Blick zu haben".

Das Heizkonzept an den Feiertagen bestimmten daher die Kirchengemeinden vor Ort selbst, betont der Pressesprecher des Bistums, Bernhard Schweßinger. Es werde daher an Weihnachten von Gemeinde zu Gemeinde sehr unterschiedlich aussehen.

  • Zum Artikel: "Bistum Würzburg empfiehlt: Decken statt Heizung in Kirchen"

Augsburg: Gottesdienstbesucher dürfen "kreativ mit Situation umgehen"

Kirchengemeinden in der Diözese Augsburg sind angehalten, "entweder komplett auf eine Temperierung zu verzichten" oder wenn es aus Gründen nötig sein sollte, eine dauerhafte Grundtemperierung von maximal 8 Grad nicht zu überschreiten. Die Vorschläge sollten aber situationsgerecht angepasst und ausgelegt werden - dies gelte "natürlich auch für die Gottesdienste an Weihnachten", so die Pressestelle gegenüber BR24.

"Jeder Gottesdienstbesucher darf darüber hinaus kreativ mit der Situation umgehen", heißt es weiter. Einige Pfarrgemeinden würden hier bereits interessante Lösungen präsentieren. Andere hätten unabhängig von der aktuellen Situation schon länger überlegt, wie sie ihre Gebäude effizienter beheizen könnten.

Passau: Kirchen für Kinder- und Christmetten teilweise beheizt

Auch im Bistum Passau sei in Kirchenräumen "in der Regel eine Absenkung auf ein Minimum, zum Teil nur Frostschutz vorgesehen", heißt es aus der dortigen Pressestelle. Die Pfarreien seien aber in der Eigenverantwortung und einigen Rückmeldungen zufolge werde zum Beispiel "gerade auch bei Kindermetten oder Christmetten der Kirchenraum beheizt". Ob ein Heizen wirklich nötig sein werde, sei aber noch ungewiss, schließlich würden pünktlich zu den Weihnachtsgottesdiensten "auch die Außentemperaturen wieder signifikant steigen".

Wie warm wird die Kirche? Letztlich entscheidet jede Gemeinde selbst

Dass es in den einzelnen Diözesen und Gemeinden keine einheitliche Heiz-Linie gibt, liegt vor allem daran, dass die Gegebenheiten vor Ort sehr unterschiedlich sind. So sind Kirchen je nach Epoche sehr unterschiedlich gebaut und die künstlerische Ausstattung variiert deutlich. Orgeln sowie Wand- und Deckengemälde dürfen weder zu großen und schnellen Temperaturschwankungen noch einer zu hohen oder niedrigen Luftfeuchtigkeit ausgesetzt werden.

Im "Netzwerk Energie & Kirche" haben sich allerdings 18 Bistümer in Deutschland zusammengeschlossen und Empfehlungen für die Gemeinden erarbeitet. Die Kirchengemeinden entscheiden aber letztlich selbst, da die Kirchen in ihrem Eigentum sind.

Bischof Bätzing: "An Weihnachten auch mal eine Ausnahme" beim Heizen machen

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sprach sich in einem Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) dafür aus, trotz aller Energiesparmaßnahmen "an Weihnachten auch mal eine Ausnahme" zu machen. Wenn Gemeinden sagten, "Heiligabend und Weihnachten leisten wir uns eine höhere Temperatur, um Menschen nicht vom Besuch der Weihnachtsgottesdienste abzuhalten, die ja sehr beliebt sind", trage er das gerne mit.

Im Video: Wie wollen die Kirchen künftig Energie sparen?

Akut müssen sich Gottesdienstbesucher warm anziehen - die Kirchen bleiben kalt. Doch wie wollen die Kirchen künftig Energie sparen?
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Akut müssen sich Gottesdienstbesucher warm anziehen - die Kirchen bleiben kalt. Doch wie wollen die Kirchen künftig Energie sparen?

Mit Informationen von dpa und KNA

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