Forschungskuppel auf der Zugspitze
Bildrechte: BR/Martin Breitkopf

Forschungskuppel auf der Zugspitze

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Atmosphären-Observatorium auf der Zugspitze eröffnet

Auf knapp 3.000 Metern Höhe ist die Luft nicht nur dünn, sondern auch besonders rein. Darum steht hier eine der modernsten Messstationen der Welt. Ab heute liefert sie wichtige Daten für die Klimaforschung.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Ralf Sussmann hat leuchtende Augen. Gespannt schaut er auf den goldenen Spiegel, der sich im Kreis dreht. Für den Leiter der Atmosphärenforschung vom KIT (Karlsruher Institut für Technologie) ist heute ein großer Tag, denn die Messreihe kann nach zweimonatiger Bauzeit wieder starten. Das Wetter für die ersten Messungen ist gut. Sonnenstrahlen werden eingefangen und als Lichtbündel ins Labor direkt unter der weißen Kuppel geleitet. Dort ist das Spektrometer – das Herzstück der Forschung.

Jeder Sonnentag ist Messtag

Das breitbandige Sonnenlicht erfährt durch seinen Weg durch die Atmosphäre Schwächungen im Infrarotbereich, die typisch sind für das jeweilige Spurengas, beschreibt Sussmann die Technik. Anhand der Schwächung analysieren die Forscher etwa, wieviel Methan oder Kohlendioxid sich in der Atmosphäre befindet. Jeder Sonnentag ist deshalb ein Messtag. Solange die Sonne scheint von früh bis abends, egal ob Winter oder Sommer, arbeitet der goldbeschichtete Sonnenspiegel in der Kuppel.

Investitionen in Höhe von 5,5 Millionen Euro

Rund 5,5 Millionen Euro hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung in das Forschungsprojekt investiert. Neben dem Spektrometer gibt es zahlreiche weitere hochempfindliche Messgeräte. Das Observatorium auf 2.962 Metern gilt damit als eines der modernsten der Welt. Der Standort auf Deutschlands höchstem Berg ist nicht zufällig gewählt: "Die Zugspitze ist ein besonderer Ort, allein aufgrund der Höhe. Wir sind hier frei von lokalen Quellen und haben damit Informationen aus diesen Atmosphärenmessungen, die aussagekräftig sind für große geografische Areale", erklärt Sussmann. Gerade die Methanmessung am Gipfelkreuz ist aussagekräftig für die komplette nördliche Hemisphäre.

Klimawirksames Methan in der Atmosphäre

Seit einigen Jahren bemerken die Forscher einen starken Neuanstieg des Klimagases. Die Ursache verortet der Wissenschaftler in Amerika: "Fracking, die Erdgasgewinnung mit diesen nicht-konventionellen Methoden, ist der Antreiber für diesen neuerlichen Methananstieg." Methan ist hundertfach klimawirksamer als CO2 - und dazu noch langlebig. Zehn Jahre bleibt es in der Atmosphäre und verteilt sich komplett in der Hemisphäre. Der Methanausstoß in Amerika betrifft damit auch Deutschland.

Analyse kurzlebiger Reizgase

Die Forschungseinrichtung kann aber nicht nur die langlebigen Gase in der Atmosphäre feststellen. Auch kurzlebige Bestandteile lassen sich mit der neuen Kuppel vermessen. Für Sussmann und seine Kollegen tut sich damit ein neuer Forschungsfokus auf, denn kurzlebige Gase wie Ammoniak sind Reizgase für die Atmung und die Augen. "Bisher geht's eigentlich ums Klima in unserer Forschung, und jetzt durch diese Ergänzung mit den kurzlebigen Bestandteilen rückt natürlich dieses Gesundheitsthema in ein neues Licht, und da erwarten uns spannende Ergebnisse aus diesen Messreihen."

Forschungsinstrumente für 20 bis 25 Jahre

Für Ralf Sussmann war heute ein guter Tag. Das Wetter hat mitgespielt und die neue eingebaute Technik funktioniert und hat bereits die ersten Daten geliefert. Über zwanzig bis fünfundzwanzig Jahre werden Sussmann und seine Kollegen mit diesen Instrumenten jetzt forschen - für einen besseren Einblick in das Klima der Zukunft.

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