Beutel mit Flüssigkeiten stehen neben einem Bett in einem der Behandlungszimmer der Intensivstation am Universitätsklinikum in Kiel. Hier wurden in der vierten Corona-Welle bislang auch sieben Patienten aus Bayern versorgt.
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Pflegerin des Klinikums Aschaffenburg-Alzenau leugnet Überlastung der Intensivstationen durch die Corona-Pandemie (Symbolbild).

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Aschaffenburg: Pflegerin nach Impfgegner-Video freigestellt

Eine Krankenpflegerin hat in einem Video die Überlastung der Intensivstationen durch die Corona-Pandemie geleugnet. Das Klinikum Aschaffenburg-Alzenau hat sie deshalb freigestellt. Die Frau sitzt auch für die AfD im Aschaffenburger Stadtrat.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Nach der Veröffentlichung eines Videos von Impfgegnern hat das Klinikum Aschaffenburg-Alzenau eine Mitarbeiterin der neurologischen Intensivstation bis auf Weiteres freigestellt. Das Video war am Montag in mehreren sozialen Netzwerken aufgetaucht. Die ausgebildete Krankenpflegerin und Aschaffenburger AfD-Stadträtin hatte in dem Video-Clip unter anderem Überlastung der Intensivstationen durch die Pandemie geleugnet.

Pflegerin wollte sich bewusst mit Corona infizieren

Ihrer Darstellung nach seien die meisten Covid-Patienten nicht Ungeimpfte, sondern Geimpfte gewesen. Zudem habe sie ein Problem mit Nebenwirkungen der Impfung, die nicht als solche erhoben würden. Es gebe derzeit auffällig viele junge Patienten etwa mit Schlaganfall, meistens ein paar Wochen nach der Impfung. Geimpfte würden das dann oft nicht an sich ranlassen und woanders den Grund suchen, so die Krankenpflegerin. Informationen dazu würden auf Youtube gelöscht und Zeitungen schrieben nicht darüber. Sie selbst habe schon versucht sich mit Corona zu infizieren, aber das klappe einfach nicht, sagt die Pflegerin in die Kamera.

Klinikum prüft rechtliche Schritte gegen Pflegerin

Das Klinikum Aschaffenburg-Alzenau reagierte auf die Veröffentlichung des Videos und die Aussagen seiner Mitarbeiterin gestern mit folgender Stellungnahme auf Facebook und Instagram: "Mit großem Entsetzen hat das Klinikum Aschaffenburg-Alzenau von dem Video einer Mitarbeiterin der NITS (neurologische Intensivstation) erfahren, das heute (13.12.) in den Sozialen Medien verbreitet wurde. Das Klinikum distanziert sich aufs Schärfste von den darin getätigten, befremdlichen Aussagen der Mitarbeiterin. Sie wurde bis auf Weiteres freigestellt. Weitere rechtliche Schritte werden geprüft."

Nur drei von 100 Covid-Intensivpatienten geimpft

Der Geschäftsführer des Klinikums Aschaffenburg-Alzenau, Sebastian Lehotzki, hatte vergangene Woche bereits im Stadtrat Zahlen aus seinem Haus vorgestellt. Demnach seien im Verlauf der gesamten Pandemie von den bislang mehr als 100 Covid-Intensivpatienten nur drei geimpft gewesen. Das Klinikum Aschaffenburg–Alzenau teilte am Dienstag auf BR-Anfrage mit, dass dort aktuell 28 Covid-Patienten versorgt würden, 13 davon auf der Intensivstation. Über deren Impfstatus macht das Klinikum keine Angaben. Man kenne den Impfstatus von etwa 80 Prozent der Patienten, so ein Sprecher des Klinikums. Für die Erhebung müssen die Patienten individuell befragt werden, für die medizinische Behandlung spiele der Impfstatus aber keine Rolle. Unter den Corona-Patienten im Klinikum gebe es durchaus auch geimpfte Patienten. Die meisten davon seien aber schwerwiegend vorerkrankt.

Video-Macher produzierten bereits mehrere Querdenker-Videos.

Das Video war offenbar am Rande der Impfgegner-Demo in Aschaffenburg am Samstag entstanden. Die Macher des fast achtminütigen Clips sind aus dem Landkreis Miltenberg und haben unter dem Namen "Die entfesselte Kamera" bereits mehrere Werbevideos für und von Querdenker-Demonstrationen produziert. Eine BR-Anfrage hat die Krankenpflegerin und AfD-Stadträtin inzwischen beantwortet. Sie bleibt bei ihren Aussagen und würde gerne noch im letzten halben Jahr vor ihrem Ruhestand auf der Intensivstation arbeiten. Sie bedaure die Freistellung. Einen Fall für das Arbeitsgericht sieht sie nicht, da mit der Freistellung bisher noch keine Kündigung oder Reduzierung ihrer Bezüge einhergeht.

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