Archäologische Grabung aus Acker bei Duttenbrunn
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Archäologische Grabung aus Acker bei Duttenbrunn

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Archäologen finden in Unterfranken Reihengräberfeld

Bei einer Ausgrabung rund um eine aufgegebene Siedlung im unterfränkischen Landkreis Main-Spessart sind Archäologen auf mehrere Gräber gestoßen. Die Gräber liegen so nahe an der Oberfläche, dass sie bald von Pflügen erfasst worden wären.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

"Wenn sich das bestätigt, dann wäre es eine absolute Sensation", erklärt Projektleiter Harald Rosmanitz. Kurz nachdem Archäologen begonnen haben, die Wüstung Seehausen, eine aufgegebene Siedlung in der Nähe von Duttenbrunn im Landkreis Main-Spessart, auszugraben, stießen sie auf ein Gräberfeld. Dem federführenden Archäologischen Spessartprojekt (ASP) zufolge könnte es sich um ein Reihengräberfeld der Karolingerzeit (751 bis 919 n. Chr.) aus dem Frühmittelalter handeln. Laut Rosmanitz befinden sich die Gräber dicht unter der Oberfläche. Das erste Grab lag nur wenige Zentimeter unter der Schicht, die mit dem Pflug erreicht wird. Dies zeige die Notwendigkeit der aktuellen Grabung: Es wäre in den nächsten Jahren weggepflügt worden.

Gut erhaltene, über 1.000 Jahre alte Skelette

Die Archäologen und ihre Helfer stießen bereits in der ersten Grabungsfläche gleich auf mehrere Bestattungen. Der Erhaltungszustand der Skelette sei aufgrund des kalkreichen Bodens sehr gut. Auch das Skelett eines fünf bis sieben Jahre alten Kindes wurde gefunden. Die Ost-West-Richtung der Toten, die planmäßige Anlage der Gräber und die Tatsache, dass sich bei ihnen keine Beigaben befinden, spricht laut Rosmanitz dafür, dass es sich um ein christlich geprägtes, karolingisches Reihengräberfeld handeln könnte.

Hinweise auf Ernährung und Krankheiten im Mittelalter

Laut ASP gibt es in der Region mehrere bedeutende karolingische Siedlungen wie etwa Karlburg bei Karlstadt am Main oder Neustadt am Main. Bisher wurden aber noch keine Gräber aus dieser Zeit entdeckt. Daher biete sich hier laut Rosmanitz die Chance, neue Informationen zu erhalten: "Wie haben diese Menschen gelebt, an welchen Krankheiten litten sie, wie haben sie sich ernährt – wir haben hier beste Voraussetzungen, darüber mehr zu erfahren." In Neustadt am Main befinden sich die Reste eines Klosters aus der Karolingerzeit. Es gehört zu den ältesten Anlagen des Landkreises Main-Spessart. Im frühen Mittelalter hatte Karlburg eine große Bedeutung. Hunderte von Menschen lebten dort. Es gab ein Kloster und eine Burg.

An der Ausgrabung von Seehausen beteiligen sich neben dem ASP die Marktgemeinde Zellingen, der Historischen Verein Karlstadt und das Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Das ASP ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Aschaffenburg. Außerdem ist das ASP seit 2010 ein Institut der Universität Würzburg.

Bildrechte: Harald Rosmanitz
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Die Archäologen graben auf einem Feld bei Duttenbrunn (Lkr. Main-Spessart).

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