Ein gefallener Apfel am Boden.
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Apfel

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Apfelsaft aus heimischen Äpfeln wird rar

Bei Mostereien herrscht im Herbst normalerweise Hochbetrieb: Die frischen Äpfel werden zu Apfelsaft gepresst. Doch bei einigen Mostereien sieht das heuer ganz anders aus. Most-Termine müssen abgesagt werden, heimischer Apfelsaft wird rar.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Herbstzeit ist Erntezeit. Im September und Oktober hängen die fränkischen Streuobstwiesen voll mit Äpfeln, Birnen und Quitten – normalerweise. Birnen und Quitten scheint es heuer ganz ordentlich zu geben, doch bei den Äpfeln schaut es gar nicht gut aus.

Im Hof der Mosterei Billing in Weißenburg stauen sich um diese Jahreszeit häufig die Autos. Privatleute und Obstbauern wollen Apfelsaft pressen lassen. Aktuell ist der Hof leer. Kaum jemand bringt Äpfel, die Mosterei steht still. Auf den Streuobstwiesen in Franken gibt es heuer ganz wenig Äpfel.

"Zu wenig zum Überleben"

Edwin Billing ist verzweifelt. Er hat schon mit der Bank verhandelt um einen Überbrückungskredit zu bekommen, denn seine Kosten laufen ja weiter: "Es kommt einmal die Woche für eine Stunde oder zwei Stunden Obst rein", erzählt Billing. "Und das ist zu wenig zum Überleben."

Seine Mitarbeiterin Carolin Kirschner hat ein Etikett gestaltet. Im Landkreis Roth wollten die Verantwortlichen zur Unterstützung der Streuobstwiesen einen regionalen Apfelsaft auflegen: "15.000 Etiketten haben wir eigentlich drucken lassen für den Landkreis-Saft, aber momentan können wir noch nichts füllen, weil noch kein Apfel angekommen ist."

Vielerorts abgesagte Most-Termine

Auch in anderen Regionen Frankens gibt es heuer ganz wenig Obst auf den Streuobstwiesen. Am Hesselberg und auch in der Fränkischen Schweiz wurden Most-Termine abgesagt und die Bauern klagen. Über die Gründe können Experten nur spekulieren. Norbert Metz vom Landschaftspflegeverband Mittelfranken erklärt, dass wegen der großen Hitze im vergangenen Jahr schon die Blütenstände nicht ordentlich gebildet wurden.

Das sei aber nicht alles: Während der Apfelblüte, die ja durchaus drei bis vier Wochen dauere, sei es einfach zu nass und zu kalt gewesen. "Die Bienen sind da gewesen, aber sie haben nicht in diesem Maß bestäubt", so Metz.

Saft aus heimischen Streuobstwiesen knapp

Dazu komme die sogenannte Alternanz, die Schwankung des Fruchtertrages im zweijährlichen Rhythmus. Viele Streuobstbäume tragen ein Jahr gut und ruhen sich dann ein Jahr aus. Insgesamt zieht Metz aber ein eindeutiges Fazit: "Das Ergebnis ist halt jetzt ein desolates - wirklich desolat."

Die Marke "Hesselberger" etwa will auf jeden Fall die Gastwirte als Kunden beliefern. Wie lange es aber noch "Hesselberger"-Saft in den Supermarkt-Regalen gibt, kann Metz nicht vorhersagen. Der gesunde Saft aus heimischen Streuobstwiesen wird heuer knapp.

Ertrag nicht kostendeckend

Zurück zur Mosterei Billing in Weißenburg. Dort lagern im Tank noch rund 10.000 Liter. Doch die reichen vermutlich nicht aus. Edwin Billing erinnert sich: "Das letzte gute Jahr war 2020. Und heuer gar nichts." Gar nichts heißt, dass die Mosterei aktuell mit dem wenigen Obst die Kosten für die Presse und die teure Flaschenabfüllanlage nicht decken kann.

Hoffen aufs nächste Jahr

Zukaufen aus anderen Regionen funktioniert auch eher nicht. In Sachsen, Thüringen und Nordhessen soll es zwar Äpfel auf den Streuobstbäumen geben, doch die sind teuer und müssten transportiert werden. Außerdem gehört es zum Markenversprechen von "Hesselberger", dass die Äpfel aus der Hesselbergregion kommen. Die fränkischen Bauern und Mostereien können also nur hoffen - auf eine gute Ernte 2024.

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