Eine Band mit drei Musikern auf der Bühne, davor stehen Zuschauer in Kostümen.
Bildrechte: BR/Christoph Röder

Musik aus dem Mittelalter: 200 Künstler und Bands von fünf Kontinenten feiern auf dem Goldberg in Selb das Mediaval-Festival.

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14. Festival-Mediaval: Das Mittelalterspektakel in Selb

Bis Sonntag findet in Selb das als größtes Mittelalter-Musikfestival Europas geltende "Festival-Mediaval" statt. 200 Bands und Künstler bespielen zehn Bühnen. Tausende Besucher, viele in Mittelalterkostümen, feiern die alte Zeit und ihre Musik.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

So etwas geht vermutlich nur auf dem Festival-Mediaval auf dem Selber Goldberg: Auf dem Rückweg von einer Literaturlesung kurz die Grundlagen historischer Tänze lernen - bevor man sich nach einem Grog im Hafenviertel einen finsteren Ork in voller Rüstung ausleiht. Mit dem zieht man dann weiter zu einer Bühne, auf der eine Mischung aus afrikanischer und keltischer Folk-Musik erklingt.

Zehn Bühnen unter dem Motto "Folk of the World"

Die Bandbreite der Shows und Auftritte reicht von Musik über Tänze und Schattentheater bis zu Feuershows und Akrobaten - knapp 200 Einträge finden sich im diesjährigen Plan der insgesamt zehn Bühnen. Die meisten davon sind einfach festgelegte Plätze mitten im Geschehen zwischen den vielen mittelalterlichen Handwerker- und Marktständen. Es gibt aber auch drei ausgewachsene Festival-Bühnen mit voller Licht- und Tontechnik. Die Organisation und Durchführung vor Ort stemmen dabei neben Festival-Chef Karl-Heinz "Bläcky" Schwarz rund 130 Helferinnen und Helfer – ehrenamtlich.

Folk-Musiker von fünf Kontinenten

Das diesjährige Motto "Folk of the World" ist Programm – Künstler aus ganz Europa, aber auch aus Australien, der Mongolei und Afrika sind auf dem Festival-Mediaval zu Gast. Die musikalische Bandbreite reicht von Kehlkopfgesang über traditionellen portugiesischen Fado bis zu rockigem irischem Folk, der in diesem Fall von der Erlanger Band "Fiddler’s Green" kommt.

Workshops, Lebendes Schachspiel und Arena

Was die besondere Atmosphäre des Festival-Mediaval ausmacht, ist für fast alle befragten Besucher die Gesamtheit. Kein reines Musikfestival, sondern eines, das verbunden ist mit Erlebnissen aller Art: In Workshops können Besucher zum Beispiel Dolchkampf, historische Tänze, diverse alte Musikinstrumente oder das Spiel mit dem Feuer lernen. Dazu kommen ein lebendes Schachspiel, Schaukämpfe und Dutzende mittelalterliche oder Fantasy-inspirierte Markt- und Handwerkerstände.

Abseits des Trubels: Lesungen und religiöse Diskussionen

Etwas abseits des großen Trubels und der Musik ist auf dem Festival-Mediaval seit einigen Jahren auch ein Literaturzelt zu finden. Dort finden Lesungen historischer Romane und von Fantasy-Literatur statt. Neu-Schriftstellerinnen und -Schriftsteller sind mit ihren Debüt-Werken dabei und freuen sich über einen Austausch ebenso wie echte Größen der deutschen Fantasy-Autoren-Szene – zum Beispiel Tommy Krappweis, Markus Heitz oder Sam Feuerbach. Ebenfalls im ruhigeren Bereich des Geländes findet sich ein "Dorf der Begegnung" mit Vertretern fünf verschiedener Religionen. Sie stehen bereit, um mit Besucherinnen und Besuchern ins Gespräch zu kommen und zu diskutieren .

Festival-Mediaval ist in Selb etabliert

Die in den letzten Jahren etwa 8.000 bis 10.000 Besucher des Festival-Mediaval kommen aus dem gesamten Bundesgebiet und darüber hinaus. Mittlerweile sind auch viele Selberinnen und Selber dabei. "Wir waren gleich zum Start 2008 das erste Mal hier – da waren wir noch zwei von gefühlt insgesamt zehn Selbern", erzählt ein Ehepaar. Mit Mittelalter hätten sie vorher gar nichts am Hut gehabt, die reine Neugier habe sie damals hergeführt. Seitdem sind sie jedes Jahr auf dem Goldberg – vor allem wegen der Atmosphäre. "Die Menschen" ist die häufigste Antwort auf die Frage, was die Besucher jedes Jahr aufs Neue zum Festival-Mediaval führt. Denn: Ob die Frau mit dem Piratenhut auf dem Nachbarsitz arbeitslos oder die Präsidentin eines Gerichtes sei, könne man hier nie wissen. Das sei auch schlicht und ergreifend egal – und genau das mache den Zauber aus.

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