Die zerstörte Filiale der VR-Bank in Leipheim nach der Geldautomaten-Sprengung
Bildrechte: BR/Peter Allgaier

Bei der Geldautomatensprengung in Leipheim ist niemand verletzt worden, es entstand aber ein hoher Sachschaden.

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Geldautomaten-Sprengungen: Bayern für härtere Maßnahmen

Sie arbeiten schnell, sind laut und hinterlassen ein Chaos: Banden, die Geldautomaten sprengen, so wie am Vatertag im schwäbischen Leipheim. Bayerns Justizminister Eisenreich will den Tätern das Handwerk legen – mit einem "Drei-Säulen-Konzept".

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Glasscherben knirschen unter den Füßen von Angela Bschorr. Vorsichtig geht sie durch den Raum, der vor zwei Tagen noch der Selbstbedienungsbereich der Volks- und Raiffeisenbank in Leipheim war. Jalousien, Metallteile und Wandbrocken liegen am Boden. Es sieht aus, als hätte sprichwörtlich eine Bombe eingeschlagen. Unbekannte hatten hier zwei Geldautomaten in die Luft gejagt. Zum Einsatz kam wohl ein Festsprengstoff, möglicherweise sogar aus dem militärischen Bereich.

Keine Verletzten bei Geldautomaten-Sprengung in Leipheim

"Wir haben hier im Haus auch zwei Wohnungen. Meine Befürchtung war, dass so viel gesprengt wurde, dass auch Personen verletzt wurden. Aber das ist zum Glück nicht der Fall, da sind wir sehr dankbar", sagt Bschorr, die die Anlagenverwaltung bei der VR-Bank Donau-Mindel leitet. Allerdings beläuft sich der Sachschaden an Gebäude und Einrichtung nach ersten Schätzungen auf rund 200.000 Euro. An den Geldautomaten konnten die Verbrecher einen mittleren fünfstelligen Betrag erbeuten. Während die klassischen Banküberfälle stark rückläufig sind, hat sich die Zahl der Sprengungen bundesweit zwischen 2006 und 2022 mehr als verfünfzehnfacht. "Geldautomatensprengungen sind die Banküberfälle der Moderne“, sagt dazu Bayerns Justizminister Georg Eisenreich.

Bayerns Justizminister will Bandenkriminalität bekämpfen

Er will bei der Justizministerkonferenz in Berlin kommende Woche deshalb ein Drei-Säulen-Konzept vorschlagen. Zum einen soll die Strafverfolgung gebündelt werden, weil es sich oft um Serientäter handelt. Anstatt einzelne Verbrechen durch verschiedene Staatsanwaltschaften bearbeiten zu lassen, soll sich eine Staatsanwaltschaft gezielt um eine Gruppe kümmern, wie beim großen Verfahren der Staatsanwaltschaft Bamberg. Dort wird seit Ende 2021 zentral gegen eine niederländische Bande ermittelt, die für mehr als 50 Sprengungen in Süddeutschland verantwortlich sein soll.

Als zweiten wichtigen Punkt fordert Eisenreich, die Erfassung von Fahrzeug-Kennzeichen auch für Ermittlungen zuzulassen. So sollen An- und Abfahrtrouten besser erfasst werden, die Strafprozessordnung erlaubt dies noch nicht. Jeder zehnte Geldautomat in Bayern ist laut dem Landeskriminalamt besonders gefährdet, da er an einer Autobahn oder einer Bundesstraße liegt.

Zeuge filmt Täter in Leipheim

Auch die Bank in Leipheim liegt in unmittelbarer Nähe zur A8. Oft reisen die Bandenkriminellen aus dem Ausland, wie beispielsweise aus den Niederlanden, ein. Nicht selten haben sie ihr Fluchtfahrzeuge zuvor gestohlen. In Leipheim konnte ein Zeuge die Tat, die mitten in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag stattfand, auf Video aufnehmen. Zu sehen ist ein dunkles Fahrzeug, bei dem auch das Nummernschild zu erkennen ist. Das Landeskriminalamt in München hat die Ermittlungen übernommen.

Geldautomaten mit Färbesystemen sind schwer lieferbar

Ein wichtiger Punkt von Eisenreichs Säulenkonzept fehlt allerdings noch. Er will die Tatanreize deutlich reduzieren. Banken und Automatenhersteller seien in der Verantwortung, es den Tätern so schwer wie möglich zu machen. "Frankreich und die Niederlande haben beispielsweise Färbesysteme eingesetzt, um das Geld bei einer Sprengung unbrauchbar zu machen", so Eisenreich. Auch Angela Beschorr hatte so ein System für ihre Automaten schon bestellt. "Leider sind sie zurzeit sehr schwer lieferbar und wir warten da schon lange darauf. Die Täter sind uns zuvorkommen".

Es gab Hinweise auf Geldautomaten-Sprengungen

In den vergangenen Monaten hatte es Hinweise auf weitere mögliche Sprengungen in der Region gegeben. Deshalb wurden die Automaten mit deutlich weniger Geld als sonst üblich bestückt. Das Strafgesetzbuch sieht für Geldautomatensprengungen eine Freiheitsstrafe von einem bis zu 15 Jahren Haft vor, weil die Täter billigend die Gesundheit und das Leben von Anwohnern gefährden. Bayernweit wurde bei den Sprengungen allerdings noch kein Unbeteiligter verletzt, so das Landeskriminalamt.

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