Eine aus Metall 3D-gedruckte Kugel im Forschungs- und Anwendungszentrum für digitale Zukunftstechnologien (FADZ).
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3D-Druck im Masterstudium: Das ist an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Coburg möglich.

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Zukunftstechnologie: Hochschule bietet Masterstudium in 3D-Druck

Häuser bauen oder Hüftgelenke herstellen: Mit 3D-Druck ist all das möglich. An der Hochschule in Coburg kann man die Technologie im Master studieren. Es ist einer von wenigen Studiengängen dieser Art in Deutschland, so die Hochschule.

Für den Studenten Jonas Nüßlein startete es mit einem Hobby: Während der Corona-Pandemie kaufte er sich aus Langeweile einen 3D-Drucker. Die Technik faszinierte ihn. Man kann mit einer 3D-Software am Computer ein Modell entwerfen, der Drucker setzt dieses dann aus verflüssigtem Material  – wie zum Beispiel Kunststoff – um: präzise, filigran und dreidimensional. Auf einer Hebebühne, die sich nach unten bewegt, entsteht dann schrittweise das gewünschte Werkstück. Ein Laser härtet die verschiedenen Materialschichten aus. Der Vielfalt der Formen und Materialien sind dabei kaum Grenzen gesetzt. 

3D-Druck: Studium an Coburger Hochschule

Für Technik hat sich Jonas Nüßlein schon immer begeistert. Zunächst hatte er an der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HS) in Coburg ein Bachelorstudium in Maschinenbau absolviert. Dann erfuhr er, dass seine Hochschule zum Wintersemester 2022/23 einen neuen Masterstudiengang zu additiver Fertigung und Leichtbau startet.

"Additive Fertigung" – das ist der Fachbegriff für 3D-Druck. Für den heute 24-jährigen Nüßlein war der Studiengang genau das Richtige, denn später möchte er mal in diesem Bereich arbeiten. "Wahrscheinlich mit Metall. Aber das halte ich mir noch offen."

"Es geht um ressourceneffizienteres Konstruieren und Bauen"

Nach eigenen Angaben ist die Coburger Hochschule aktuell, neben der HS Mittweida in Sachsen, die einzige Hochschule in Deutschland, die ein Masterstudium im Bereich 3D-Druck anbietet. "In dem Studiengang werden die Technik und Technologie für 3D-Druck vermittelt", erklärt Studiengangsleiter Professor Alexander Rost. "Es geht dabei auch um ressourceneffizientes Konstruieren und Bauen."

Die Leichtbauweise sorge dafür, dass weniger Masse bewegt werden müsse. So werde Energie gespart. Elektrofahrzeuge würden zum Beispiel nach genau diesem Prinzip gebaut, so Rost. "Derzeit ist der Einsatz der Technik noch sehr personalintensiv." Rost erwartet, dass sich dieser Punkt mit dem technischen Fortschritt ändert wird.

Häuser oder Kniegelenke können per 3D-Druck gebaut werden

Der Wissenschaftler sieht in der additiven Fertigung ein enormes Zukunftspotenzial: "Sie wird unter anderem in der Autoindustrie, der Luft- und Raumfahrttechnik, der Bauindustrie und der Medizintechnik eingesetzt", sagt Rost. Schon heute könne man ganze Häuser mit dem 3D-Drucker bauen, ebenso wie künstliche Kniegelenke oder Zahnprothesen. 

Der drei Semester andauernde Masterstudiengang verknüpft verschiedene Bereiche miteinander: Neben dem Maschinenbau und der Mechanik geht es auch um Werkstofftechnik und technisches Produktdesign. Parallel arbeiten die Studenten und Studentinnen an Projekten von Unternehmen der Region. Dabei können sie ihr Wissen in der Praxis anwenden. Im dritten Semester erstellen die Studierenden dann in Kooperation mit den Unternehmen ihre Masterarbeit. Für das Masterstudium bewerben können sich Bachelor-Absolventinnen und -Absolventen aller technischen und naturwissenschaftlichen Fachrichtungen.

Additive Fertigung im Raum Coburg/Lichtenfels

Die Praxisorientierung und die enge Verzahnung mit der regionalen Wirtschaft seien große Vorteile des neuen Masterstudiengangs, meint Rost. Im Raum Coburg/Lichtenfels gibt es zahlreiche Industrieunternehmen, bei denen additive Fertigung zum Einsatz kommt und zum Teil die dazu notwendigen Maschinen und Technologien entwickelt werden.

Dazu zählen etwa der Coburger Automobilzulieferer Brose Fahrzeugteile oder der US-amerikanische Mischkonzern GE Additive, der ein Werk in Lichtenfels betreibt. Vor einigen Jahren hatte GE Additive das Lichtenfelser Unternehmen Concept Laster übernommen, das als Pionier im Bereich Additive Fertigung gilt.

Das neue Technologietransferzentrum (TTZ) Oberfranken mit dem Teil der Hochschule Coburg in Lichtenfels wird vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst in den nächsten fünf Jahren mit etwa vier Millionen Euro gefördert. "Mit diesen Mitteln können wir den technologischen Transfer stärken und die technologische Ausstattung kommt auch unseren Studierenden zugute", so Rost. So könne man auch verstärkt im Bereich Forschung tätig werden.

"Machbar": 3D-Druck auf drei Etagen in Lichtenfels

Die HS Coburg kooperiert bei dem Studiengang mit dem Forschungs- und Anwendungszentrum für digitale Zukunftstechnologien (FADZ) in Lichtenfels. Im FADZ-Wirtschaftsverband sind viele Industriebetriebe der Region vertreten. Die "Machbar" in der Lichtenfelser Innenstadt wird vom FADZ als dessen "Zukunftswerkstatt" bezeichnet. Dort gibt es auf drei Etagen zahlreiche moderne 3D-Drucker. Hier verbringen die Studierenden viel Zeit mit praktischer Arbeit.

Im Erdgeschoss der "Machbar" surren zahlreiche Drucker und konstruieren in Glaskästen Schicht um Schicht Weihnachtsschmuck, Modellbauten und andere Objekte. In einem Schaukasten steht ein fertiges Modell der Basilika Vierzehnheiligen in Bad Staffelstein bei Lichtenfels. Die "Machbar" stehe auch der Öffentlichkeit offen, sagt deren Community-Manager Matthias Hofmann. Wer mal einen 3D-Drucker ausprobieren oder mehr über die Technologie erfahren wolle, könne hier vorbeischauen. Oft seien Schulklassen zu Gast.

Für 30 Studierende: Additive Manufacturing und Lightweight Design

Derzeit seien die Kapazitäten im Studiengang "Additive Manufacturing and Lightweight Design" auf etwa 30 Studierende ausgelegt, sagt Rost. Diese Zahl sei noch nicht erreicht. "Es gibt noch Luft nach oben." Jonas Nüßlein, der zu den ersten des Studiengangs gehört, ist nun im letzten Semester und gerade mit seiner Masterarbeit beschäftigt. Das genaue Thema dürfe er nicht verraten. Es gehe um ein industrielles Projekt in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Brose.

Mit Material von dpa.

Ein Mann betrachtet einen Computerbildschirm.
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An der Hochschule in Coburg kann man die Technologie 3D-Druck im Master studieren.

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