Vater mit Baby, aufgenommen im Jahr 2021
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Ein Vater mit seinem nur wenige Tage alten Kind

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RS-Virus: Was die Impfstoffe können und was man wissen sollte

Nach der RSV-Welle vor knapp einem Jahr steht die neue Saison bevor. Das Virus kann vor allem bei Säuglingen zu schweren Lungenentzündungen führen. Aber auch Erwachsene können betroffen sein. Nun aber gibt es Impfstoffe und ein Prophylaxe-Mittel.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Es ist einer der häufigsten Gründe, warum Kinder in Europa ins Krankenhaus müssen: das Respiratorische Synzitial-Virus, kurz: RSV. Im vergangenen Jahr hatte es sogar dafür gesorgt, dass viele Kinderkliniken und auch Kinderarztpraxen an den Rand ihrer Kapazitäten gekommen waren. Ungewöhnlich viele Kinder waren damals betroffen.

Jetzt kommt der Herbst und damit auch wieder die RSV-Saison, die üblicherweise bis in den April geht. Experten vermuten, dass es in diesem Jahr nicht so schlimm wird wie damals. Denn die Voraussetzungen für das Virus sind andere.

Vor allem Säuglinge sind vom RSV betroffen

Die schwersten Erkrankungen seien in diesem Jahr wieder bei Säuglingen zu erwarten, sagt Bernhard Resch, Professor für Neonatologie am Uniklinikum Graz: "Säuglinge unter sechs Monaten sind die Hochrisikokinder und die Kinder, die zu früh geboren sind. Die haben nämlich noch dazu kleine Lungen und kleine Atemwege und erkranken damit häufig schwerer mit Schleimhautschwellungen und Muskelkontraktionen."

Während der Corona-Zeit war RSV kaum verbreitet. Masken, Abstandhalten und Durchlüften schützte nicht nur vor Coronaviren, sondern auch vor anderen Atemwegserregern. Als die Hygieneregeln im vergangenen Jahr dann wieder gelockert wurden, waren plötzlich nicht nur die Allerkleinsten zum ersten Mal mit dem RS-Virus konfrontiert, sondern auch die Ein-, Zwei- und sogar Dreijährigen. Das erklärt die ungewöhnlich hohen Patientenzahlen im vergangenen Herbst und im zurückliegenden Winter.

Neue Impfstoffe gegen RSV zugelassen

Sogenannte nachgeholte Infektionen dürften nach Ansicht von Fachleuten nun nicht mehr derart gehäuft vorkommen. Hinzu kommt, dass es seit diesem Jahr neue Impfstoffe auf dem Markt gibt: Abrysvo und Arexvy. Abrysvo ist für Schwangere vorgesehen, die den Immunschutz im Mutterleib und später über das Stillen an den Säugling weitergeben.

Die Idee sei bestechend, meint Folke Brinkmann vom Uni-Klinikum Schleswig-Holstein: "In der Schwangerschaft impft man die Mütter. Wenn die Mütter Antikörper haben, geben sie die über die Plazenta an die Kinder weiter. Dann sind die Kinder gleich in den ersten Wochen geschützt, gerade dann, wenn sie am gefährdetsten sind." Allerdings müsse gerade bei Schwangeren besonders sensibel mit Impfungen umgegangen und deshalb noch mehr geforscht werden, sagt Klaus Überla, Professor an der Universität Erlangen.

Zusätzlich ist der Impfstoff Abrysvo zur aktiven Immunisierung von Personen ab 60 Jahren geeignet. Arexvy ist ebenfalls für diese Altersgruppe angedacht, derzeit jedoch nicht für Schwangere, da er noch einen Wirkverstärker enthält.

Ein neues Prophylaxe-Mittel gegen RSV

Bisher konnten die Ärzte in den Kliniken den betroffenen Kindern nur mit Sauerstoff helfen. Ein Medikament gegen das RSV gab es nicht – einzig eine passive Immunisierung durch Antikörper, die ausschließlich für sogenannte Risikokinder von den Krankenkassen bezahlt wurde. Immerhin um die 5.000 Euro pro Saison und Kind ließen sich die Kassen diesen Schutz kosten. Jetzt ist auch eine neue, günstigere Prävention zugelassen, die im Gegensatz zu dem bisherigen Mittel nur einmal gespritzt werden muss.

Trotzdem seien die Neuentwicklungen kein "Gamechanger" für diese Saison, sagt Klaus Überla, der auch Mitglied der Ständigen Impfkommission (Stiko) ist, die allgemeine Empfehlungen aussprechen kann. Um für alle Neugeborenen oder Schwangeren eine Impfung zu empfehlen, müsse die Impfkommission noch deutlich mehr über den Einsatz wissen als die Studien bisher preisgeben: "Wir wollen zum Beispiel verstehen, wie diese Impfstoffe die Verbreitung von RSV generell in der Bevölkerung beeinflussen. Und dann geht es natürlich darum, für bestimmte Indikationsgruppen Risiko-Nutzen-Abwägungen durchzuführen. Da ist die sehr sensible Untersuchung bei der Impfung von Schwangeren ganz entscheidend."

In Spanien und Italien wurde die RSV-Impfung bereits empfohlen. In Deutschland wird es aber in diesem Jahr vermutlich nicht zu einer Empfehlung kommen. Die Mediziner wünschen sich deshalb weiterhin, dass die Eltern von Neugeborenen jetzt – während der RSV-Saison – besonders aufmerksam bleiben und sofort zum Arzt gehen, wenn ihr Baby schwer atmet.

Video: Schutz gegen das RS-Virus: Was können die neuen Impfstoffe?

Die RSV-Saison beginnt: Wie gut sind Eltern über das RS-Virus informiert?
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Wie gut sind Eltern über das RS-Virus informiert?

Dieser Artikel ist erstmals am 20. September 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert.

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