Eine Maske mit dem Aufdruck  XBB.1.5 liegt auf dem Boden im Laub.
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Corona-Variante XBB.1.5: Hochansteckend - aber auch besorgniserregend?

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Corona-Variante XBB.1.5: Ansteckender, aber auch gefährlicher?

In den USA und vielen anderen Ländern verbreitet sich ein neuer Omikron-Subtyp: XBB.1.5. Forschende erwarten eine weltweite Ausbreitung, auch bei uns. Er gilt als bisher ansteckendste Subvariante des Coronavirus. Besteht deshalb Anlass zur Sorge?

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Die Ostküste der USA ist so etwas wie der Hotspot: Dort macht sich ein neuer Omikron-Subtyp breit. Sein etwas unhandlicher Name: XBB.1.5. Die neue Mutation verdrängt ziemlich erfolgreich die bisher vorherrschenden Omikron-Subtypen BA.4 und BA.5. Die ersten Fälle sind Ende Oktober 2022 in den USA festgestellt worden.

Omikron-Subtyp bisher in 38 Staaten nachgewiesen

Auch in vielen anderen Ländern beobachtet die Weltgesundheitsorganisation WHO die Ausbreitung. XBB.1.5 sei bisher in 38 Staaten nachgewiesen worden, sagt die Epidemiologin Maria van Kerkhove.

Weil inzwischen weniger getestet wird und weniger Genanalysen erfolgen, sei ein genauer Überblick schwierig. Es handle sich um den ansteckendsten Omikron-Subtyp, der bisher bekannt sei, so van Kerkhove weiter.

Wie wahrscheinlich ist es, dass sich XBB.1.5 auch in Deutschland ausbreitet?

Roman Wölfel vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr konnte XBB.1.5 in seinem Münchner Labor bisher noch nicht nachweisen. Wenn in Deutschland neue Corona-Varianten auftauchen, dann landen Proben davon auch bald in seinem Labor. Seit Beginn der Pandemie hat das Team maßgeblich dazu beigetragen, neue Varianten schnell zu erkennen.

Wölfel glaubt: Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die neue Sub-Variante auch bei uns in größerer Anzahl zu sehen sei. Laut aktuellem Wochenbericht des Robert Koch-Instituts sind in Deutschlands Laboren bislang acht Fälle von XBB.1.5 nachgewiesen worden. Die Sub-Variante macht damit derzeit ein Prozent der Proben aus, die genetisch untersucht worden sind.

Was bedeutet XBB.1.5 für die Entwicklung der Corona-Pandemie?

Ob XBB.1.5 zur dominierenden Variante wird und - ähnlich wie in den USA - die bisherigen Omikron-Subtypen ablöst, ist noch offen. Dass ein neuer Subtyp auftritt, ist indes nichts Ungewöhnliches. Das Virus passt sich durch kleine Genveränderungen ständig weiter an. Beim neuen Subtyp ist die Oberfläche leicht verändert. Dadurch kann das Virus nochmal leichter an die menschlichen Zellen andocken, eindringen und sich vermehren.

Forschende rechnen damit, dass - ähnlich wie bei der Grippe - immer wieder neue Varianten auftreten und sich in Wellen verbreiten. Je besser die Grundimmunität in der Bevölkerung bereits ist, desto milder fallen insgesamt die Symptome aus. Zudem gilt: Ein Virus, das besonders krank macht, hätte selbst nichts davon, erklärt die Virologin Ulrike Protzer von der TU München. Denn Erkrankte würden dann zuhause bleiben und sich abschotten. So könne sich das Virus letztlich schlechter weiterübertragen. Eine solche Variante setze sich einfach nicht durch.

Welche Symptome verursacht eine Infektion mit XBB.1.5?

Trotz der rasanten Ausbreitung von XBB.1.5 besteht wohl nur wenig Grund zur Besorgnis: In den USA etwa zeigt sich, dass es zwar mehr Coronafälle und auch mehr Krankenhaus-Einweisungen gibt. Aber: Die Behandlungen haben insgesamt zugenommen, auch in Regionen, in denen XBB.1.5 nicht vorherrschend ist. Der neue Subtyp führt also nicht zwangsweise zu schwereren Symptomen oder tödlichen Verläufen.

Maria van Kerkhove von der WHO sagt, es fehlten derzeit noch genaue Erkenntnisse dazu, wie schwer sich XBB.1.5 auswirkt und welche Symptome es macht. Bisher gebe es aber keine Anhaltspunkte dafür, dass es gravierender sei als die bisherigen Omikron-Subtypen. Die Symptome dürften sich in einem ähnlichen Spektrum bewegen wie bisher, mit grippeähnlichen Symptomen. Genauen Aufschluss sollen Laboranalysen und die Beobachtung von Patienten mit der neuen Sub-Variante liefern.

Wie wirkt die Corona-Impfung gegen XBB.1.5?

Vieles spricht dafür, dass das Virus zwar ansteckender ist, aber - zumindest geschützte Personen - nicht stärker krank macht. Den Ausbruch in den USA führen Forschende wie die Virologin Ulrike Protzer von der TU München teils darauf zurück, dass dort viele Menschen nicht ausreichend durch Impfungen geschützt seien.

Personen, die geimpft sind und/oder die Infektion bereits durchgemacht haben, sind laut Experten vermutlich zwar nicht vor einer erneuten Ansteckung gefeit, aber in der Regel vor schweren Verläufen. XBB.1.5 kommt zupass, dass bei vielen die letzte Impfung oder Infektion schon länger zurückliegt. Das heißt: Der Subtyp trifft auf einen etwas nachlassenden Immunschutz in der Bevölkerung. Für Risikogruppen bietet sich im Zweifel eine Auffrischungsimpfung an.

Wirken Masken überhaupt noch?

Selbst wenn XBB.1.5 besonders ansteckend ist - Masken schützen trotzdem vor Übertragung und Ansteckung. Sie bieten sich - wie bisher auch schon - besonders dort an, wo viele Personen auf engem Raum zusammenkommen. Selbst wenn eine gesetzliche Maskenpflicht weitgehend entfällt, kann sich jeder durch freiwilliges Maske-Tragen schützen.

  • Zum Artikel: Ende der Maskenpflicht: Maske trotzdem weiter tragen oder nicht?

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