Impfstoff von Moderna und Biontech steht in einem Impfzentrum.
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Impfstoff von Moderna und Biontech steht in einem Impfzentrum.

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Moderna-Booster nach Astrazeneca/Biontech: Das sagen Experten

Rund 600.000 Menschen in Bayern haben bei der ersten Impfserie zunächst Astrazeneca und dann Biontech erhalten. Doch was gilt nun bei der Booster-Impfung? Biontech ist rar, viele bekommen deshalb Moderna. Experten erklären, warum das bedenkenlos ist.

"Moderna ist der Rolls-Royce unter den Impfstoffen", sagte jüngst Gesundheitsminister Jens Spahn. Eine Botschaft, die beim Boostern bislang nicht so recht verfängt. Die Deutschen wollen vor allem den heimischen Impfstoff von Biontech gespritzt bekommen.

Besonders Menschen, die bei der ersten Impfserie schon eine Kreuzimpfung aus Astrazeneca und Biontech erhalten haben, beharren auf Biontech bei der dritten Impfung. So berichten es Hausärzte. Doch das ist schwierig geworden, seitdem die Biontech-Lieferungen eingedampft wurden und stattdessen vermehrt Moderna eingesetzt werden soll.

Experte: Impfstoffe können austauschbar eingesetzt werden

Stellt sich die Frage: Kann man sich nach Astrazeneca und Biontech noch Moderna als dritten Impfstoff spritzen lassen? Ja, meint Professor Thomas Brocker. Er leitet an der LMU das Institut für Immunologie. "Die beiden Impfstoffe sind recht ähnlich in ihrer Wirkweise und können daher austauschbar eingesetzt werden. Allerdings kenne ich hierzu noch keine vergleichenden Studien."

Auch Professor Bernd Salzberger, Leiter der Infektiologie am Uniklinikum Regensburg, sieht in einer Impfung mit drei verschiedenen Impfstoffen kein Problem. Wenn der eine mRNA-Impfstoff für den Booster nicht verfügbar sei, solle man einfach den anderen nehmen. Rund 780.000 Menschen haben in Bayern eine Kreuzimpfung (Astrazeneca und Biontech/Moderna) erhalten. Rund 600.000 davon die Kombination mit Biontech.

Wechsel der Impfstoffe offenbar noch wirksamer

Professor Brocker geht noch einen Schritt weiter: Er sieht eine Impfung mit Astrazeneca, Biontech und Moderna nicht unbedingt als Impfung mit drei verschiedenen Impfstoffen. Moderna und Biontech könne man "als vergleichbare Impfstoffkategorien ansehen". Aber auch wenn man drei unterschiedliche Impfstoffe erhalte, "ist das eventuell sogar noch wirksamer als wenn immer derselbe verimpft würde", so der Leiter der Immunologie der LMU.

Schon bei der Impfung mit zwei verschiedenen Impfstoffen (Astrazeneca und Biontech/Moderna) zeigten erste Studien einen besseren Schutz gegen das Coronavirus, als wenn man zweimal Astrazeneca erhalten habe - und einen mindestens ebenbürtigen Schutz wie bei zwei Dosen von Biontech, berichten Tina Schmidt und Verena Klemis vom Universitätsklinikum Saarland, wo beide jüngst die Wirkung der Impfstoffe untersucht haben.

Stärkere Immunantwort möglich

"Manche Komponenten der Immunantwort – wie etwa die T-Killerzellen, die vor allem für das Abtöten Virus-infizierter Körperzellen zuständig sind – scheinen durch eine Kreuzimpfung sogar noch stärker angesprochen zu werden als durch Impfschemata mit nur einem Impfstoff", so die Forscherinnen.

Beide gehen davon aus, dass die Kombination aus drei verschiedenen Impfstoffen einen deutlichen Booster-Effekt auf die Immunantwort hat und daher bezüglich der Schutzwirkung den anderen Impfkombinationen in nichts nachsteht. Möglicherweise könne die Dreierkombination sogar eine etwas stärkere Immunantwort hervorrufen, so die Wissenschaftlerinnen, auch wenn Daten dazu erst erhoben werden.

Wissenschaftlerinnen: Kombination der Impfstoffe bedenkenlos

Beide erwarten in einer Kombination von drei Impfstoffen keine Probleme: "Für das Immunsystem ist es relevant, dass es erneuten Kontakt mit dem sogenannten Antigen, also dem Virusbestandteil hat, auf das es auch bei der ersten Impfung reagiert hat." Da alle bei uns zugelassenen Impfstoffe auf diesem Spike-Protein basieren, sei dieser Kontakt immer gegeben.

"Aus diesen Erwägungen ergeben sich aus unserer Sicht keine Bedenken, diese Kombination aus drei verschiedenen Impfstoffen zu wählen", so die Wissenschaftlerinnen. Wichtig sei, die Booster-Impfung überhaupt durchzuführen. "Unser Immunsystem reagiert sehr flexibel und effizient, unabhängig davon, welcher Bauplan die Grundlage gebildet hat. Eine Kombination von Präparaten verschiedener Hersteller ist auch bei anderen Impfungen keine Seltenheit."

Das Fazit: Das Boostern bringt nur Vorteile, egal welchen Impfstoff und welche Impfstoff-Kombination man wählt. Wer sich mit drei verschiedenen Vakzinen impfen lässt, könnte am Ende sogar den besten Schutz gegen das Coronavirus haben.

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Unterschiedliche Dauer der Impfstoffwirksamkeit
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