Hakuto-R M1 Mond-Lander von ispace vor dem Mond, im Hintergrund die Erde
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Die Landesonde Hakuto-R hat unter anderem zwei Rover an Bord, die die Oberfläche des Mondes erkunden sollen.

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Mission Hakuto-R: Mondlandung japanischer Sonde wohl gescheitert

Eigentlich sollte die Sonde Hakuto-R des japanischen Start Ups ispace am Dienstag auf der Mondoberfläche aufsetzen. Doch offenbar ist die Mission gescheitert. Der Funkkontakt zur Sonde ist abgebrochen, das Fluggerät vermutlich abgestürzt.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Die erste Mondlandung eines Privatunternehmens ist offenbar gescheitert. "Wir müssen annehmen, dass wir die Landung auf der Mondoberfläche nicht vollenden konnten", sagte Takeshi Hakamada, der Chef der japanischen Firma ispace, nachdem der Kontakt zum Mondlander Hakuto-R abgebrochen war. Geplant war, dass Hakuto-R gegen 18.40 Uhr (MESZ) am Dienstag, den 25. April, auf der Mondoberfläche aufsetzen sollte.

Über zwei Meter großer Mondlander mit Roboter an Bord

Der Mondlander befand sich auf den letzten Metern seines Landeanflugs, als die Bodenkontrolle in Tokio plötzlich keine Signale mehr von ihm empfing. Als Minute um Minute ohne weiteren Kontakt verstrichen, wurde immer klarer, dass Hakuto-R vermutlich abgestürzt ist. Der 2,3 Meter lange japanische Mondlander hatte einen kleinen Rover der Vereinigten Arabischen Emirate an Bord und einen kleinen Roboter aus Japan, der im Mondstaub herumrollen sollte.

Hätte Hakutu-R planmäßig aufgesetzt, wäre ispace das erste private Unternehmen gewesen, dem eine Mondlandung gelungen wäre. Bisher haben nur die USA, Russland und China mit ihren staatlichen Raumfahrtprogrammen den Mond erreicht.

Warum die Sonde nicht wie geplant landete, blieb zunächst unklar. Techniker des Unternehmens werteten momentan Daten aus, teilte ispace am 26. April mit. Dabei handelt es sich um die Übertragung von Messwerten zwischen dem Lander und dem Kontrollzentrum. ispace deutete an, dass der Sonde eventuell der Treibstoff ausgegangen sein könnte.

Es könne angenommen werden, dass die Sonde die neunte von insgesamt zehn geplanten "Etappen" des Flugs und damit den Abschluss der Landung im Atlas-Krater am südöstlichen Rand des Mare Frigoris (Meer der Kälte) nicht mehr erreicht habe, hieß es. Laut Firmenchef Takeshi Hakamada hatte kurz vor Abschluss der Landephase noch Kontakt zu dem unbemannten Raumflugkörper bestanden. Danach sei die Kommunikation abgebrochen.

Obwohl er sein Ziel nicht erreichte, wertete das Unternehmen die Mission nicht als kompletten Misserfolg. "Wir denken, dass wir die Bedeutung dieser Mission vollständig erfüllt haben, da wir viele Daten und Erfahrungen sammeln konnten, indem wir die Landungsphase ausführen konnten", sagte Hakamada.

Vier Monate Flugzeit bis zum Mond

Gestartet war Hakuto-R am 11. Dezember 2022 an Bord einer Falcon 9-Rakete von Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida. Um Treibstoff zu sparen, nahm die Hakuto-R-Landefähre eine längere, aber dafür energieeffizientere Route zum Mond. Dabei konnte sie die Schwerkraft von Erde und Sonne als Antrieb nutzen.

Der Lander ist der erste aus der Serie Hakuto-R, daher trägt er zusätzlich die Bezeichnung M1. Hakuto bedeutet "weißes Kaninchen", das in der japanischen Mythologie auf dem Mond lebt. Das "R" steht für Englisch reboot, Neustart. Bald wollen auch zwei US-Unternehmen mit eigenen Landegeräten Kurs auf den Erdtrabanten nehmen.

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So soll die Sonde Hakuto-R M1 auf der Oberfläche des Mondes stehen, wenn die Landung gelingt.

Die Geschichte der Mondlandungen begann 1959. Damals setzte als erste eine unbemannte Sonde aus der Sowjetunion auf. Zehn Jahre später landeten mit der Apollo 11-Mission der USA zum ersten Mal Menschen auf dem Mond. Vor zwei Jahren schickte China die Mission Chang'e 5 zum Mond und brachte in einer Kapsel Gesteinsproben zur Erde. Mit dem Artemis-Programm plant die NASA derzeit die erste bemannte Mondlandung seit mehr als einem halben Jahrhundert.

Wie bei den Flügen zur Internationalen Raumstation ISS arbeitet die NASA auch hier mit kommerziellen Anbietern zusammen, weil es für die Raumfahrtbehörde effizienter und günstiger ist. Das tut auch Japans Raumfahrtbehörde Jaxa. Sie wollte von Hakuto-R einen kleinen Zweiradroboter zum Mond bringen lassen. Jaxa sollte mit dem Roboter Daten für die Entwicklung künftiger Mondmissionen sammeln.

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Auf dem Mast des Rovers Rashid aus den Vereinigten Arabischen Emiraten sitzt eine hochauflösende Kamera.

Der 2,3 Meter hohe Lander Hakuto-R M1, der in Ottobrunn bei München getestet wurde, ist nicht der erste Anlauf zu einer privaten Mondmission. Die israelische Non-Profit-Organisation Space IL hatte bereits 2019 die Sonde Beresheet zum Mond geschickt. Sie zerschellte jedoch beim Landeanflug.

  • Zum Artikel: Israels Raumsonde bei Landeanflug auf den Mond zerschellt

Auch das US-amerikanische Unternehmen Intuitive Machines im texanischen Houston plant einen Flug zum Mond. Der Start seines ersten Landers Nova-C wurde allerdings bereits mehrfach verschoben. Derzeit ist er für Juni geplant. Der Lander soll auf dem Mond unter anderem Daten für die Artemis-Mission der NASA sammeln.

Die Firma Astrobotic Technology aus Pittsburgh im Bundesstaat Pennsylvania will ebenfalls einen Lander zum Mond schicken. Der Peregrine Lander soll möglicherweise schon im Mai ins All fliegen. Doch auch dieser Start wurde schon mehrfach verschoben. Der Lander soll unter anderem im Auftrag der NASA Materialien für Experimente zum Mond bringen. ispace plant derweil für 2024 einen weiteren Mondlander mit einem eigenen Rover. Im Jahr 2025 soll dann ein größerer Lander starten.

Mit Material von dpa

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