Mädchen mit Kopfhörer im Ohr
Bildrechte: picture alliance / ROBIN UTRECHT

Es droht weltweit mehr als einer Milliarde junger Menschen im Alter zwischen zwölf bis 34 Jahren Schwerhörigkeit oder sogar Hörverlust.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Kopfhörer und Konzerte: Milliarde Jugendlicher droht Hörverlust

Eine US-Studie warnt: Mehr als eine Milliarde junger Menschen läuft Gefahr, schwerhörig zu werden. Sie hören viele Stunden am Tag zu laute Musik in Clubs, auf Konzerten oder mit Kopfhörern. Die Weltgesundheitsorganisation WHO will gegensteuern.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Die US-Forscher konnten in ihrer Überblicksstudie, die am 9. Dezember 2022 im British Medical Journal veröffentlicht wurde, Daten aus 33 Studien mit insgesamt 19.000 Teilnehmenden zusammenfassen. Demnach droht weltweit mehr als einer Milliarde Teenager und junger Menschen im Alter zwischen zwölf bis 34 Jahren Schwerhörigkeit oder sogar Hörverlust.

Handy-Musik und Konzerte schaden den Ohren

Studienleiterin Lauren Dillard von der Medizinischen Universität von South Carolina fordert eine Politik, die sich auf "sicheres Zuhören konzentriert". Musik sollte also nie so laut gehört werden, dass sie den Ohren schadet: "Wir haben festgestellt, dass etwa ein Viertel der jungen Leute Musik mit dem Smartphone samt Kopfhörern so laut hört, dass es ungesund ist. Außerdem setzt sich die Hälfte der Jugend Unterhaltungsformaten und Konzerten aus, die zu laute Musik anbieten."

WHO fürchtet 2,5 Milliarden Schwerhörige bis 2050

Schon im Jahr 2021 schlug die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Alarm: In ihrem "World Report on Hearing" wies sie darauf hin, dass weltweit 1,6 Milliarden Menschen in ihrem Hören eingeschränkt seien, davon 430 Millionen in schwerem Ausmaß. Bis zum Jahr 2050 könnte diese Zahl auf rund 2,5 Milliarden steigen, wenn man der Prävention von Hörproblemen keine Priorität einräumt. Das gilt insbesondere für ärmere Länder, in denen Gesundheitsthemen meist in den Hintergrund treten: "Alle Länder müssen handeln, ihre Ressourcen prüfen und Gesundheitspläne erstellen."

Disko-Musik lauter als eine Kreissäge

Vorschrift ist in den meisten Ländern, dass die Lärmbelastung in Diskotheken unter 80 Dezibel liegen sollte. Laut US-Studie liegt der durchschnittliche Schallpegel in Vergnügungsstätten aber in Wirklichkeit zwischen 104 und 112 Dezibel. Zum Vergleich: 100 Dezibel entsprechen dem Kreischen einer Kreissäge. Es wäre also im Sinne des Gesundheitsschutzes, gesetzliche Regelungen einzuhalten und Missachtungen stärker zu ahnden.

Gehör wird von starken Schallwellen geschädigt

Im Ohr passiert einiges, damit wir etwas hören. Schall wird im Ohr als Impulswelle über das Trommelfell und die Gehörknöchelchen zur Hörschnecke geleitet. Dort liegt das sogenannte Corti-Organ mit rund 15.000 Haarzellen. Der Schall streicht über die Haarzellen. Sie wandeln den Reiz in bioelektrische Impulse um und leiten sie als Hörinformation ans Gehirn weiter. Werden die Haarzellen häufig Lärm ausgesetzt, können sie ermüden und kaputtgehen. Ein Tinnitus kann die Folge sein. Zerstörte Härchen wachsen nicht nach - lärmbedingte Hörschäden in der Jugend heilen nicht mehr aus. Das Hören aber prägt unser Leben.

Tipps zur Lärmvermeidung

  • Keine Ohrstöpsel verwenden. Musik besser im Raum hören oder zumindest mit aufliegenden Kopfhörern.
  • Das Noise-Cancelling im Handy erlauben, damit die Lautstärke nicht zu hoch ist.
  • Bei Konzerten Ohrenstöpsel verwenden und abseits der Lautsprecher stehen.
  • Pausen einlegen und Lärm bewusst vermeiden - etwa bei einem Leseabend oder einem Spaziergang in der Natur.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.