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Beim Klimaschutz geht es nicht nur darum, die Umwelt zu bewahren, sondern auch um Gerechtigkeit. Forscher haben dafür Erdsystemgrenzen ermittelt.

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Klimaschutz: Neue Grenzwerte für sicheres und gerechtes Leben

Klimaschutz: Neue Grenzwerte für sicheres und gerechtes Leben

Forscher haben in einer Studie erstmals Grenzwerte für bestimmte Umweltfaktoren dargelegt, mit denen noch ein gerechtes Leben auf einem sicheren Planeten möglich ist. Die Arbeit verdeutlicht: Beim Klimaschutz geht es auch um Gerechtigkeit.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Sogenannte Erdsystemgrenzen nennen es die Forscher. Gemeint sind in dieser Studie die Grenzwerte, die in bestimmten Bereichen eingehalten werden müssen, damit die Erde keinen erheblichen Schaden nimmt und ein gerechtes Leben auf unserem Planeten für alle Menschen auf der Welt noch möglich ist. Das internationale Forscherteam hat "zum ersten Mal quantifizierbare Zahlen und eine fundierte wissenschaftliche Grundlage" dargelegt, "um den Zustand unseres Planeten [...] auch im Hinblick auf das menschliche Wohlergehen und Gerechtigkeit zu bewerten", wie es Johan Rockström, Leitautor der Studie, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Ko-Vorsitzender der Earth Commission, formuliert.

Erdsystemgrenzen: Neue Studie zum Klimawandel

Damit unterscheidet sich die jetzt im Fachmagazin "nature" veröffentlichte Arbeit von den bisherigen Untersuchungen zum Klimawandel. Denn bisher beschäftigten sich Wissenschaftler mit den Erdsystemgrenzen nur im Hinblick darauf, wie unser Planet erhalten werden kann und was zum Schutz des Lebens auf der Erde notwendig ist. Um Gerechtigkeit und Sicherheit ging es bei der Klimaforschung bislang eher nicht.

Eine "Schlüsselrolle für den Erhalt der Lebensgrundlagen und die Stabilität der Erde" spielen nach Meinung der Forscher folgende fünf "kritische Bereiche": das Klima, biologische Vielfalt, Eingriffe in Wassersysteme und verschiedene Arten der Luft-, Boden- und Wasserverschmutzung. Für sie haben sie den Status quo ermittelt und Grenzwerte für eine stabile, sichere Erde festgelegt, die die Gefährdung des Menschen aufgrund von Veränderungen im Erdsystem begrenzen.

Gerecht und sicher - was heißt das in Bezug auf den Klimawandel?

Die für einen sicheren und gerechten Planeten notwendigen Grenzwerte - was heißt das? Als sichere Grenzen für den Erhalt der Lebensgrundlagen definieren die Forscher eine stabile und widerstandsfähige Erde, die von ausgleichenden Rückkopplungen beherrscht wird und so Störungen abfedert und dämpft. Die sicheren Grenzen richten sich unter anderem maßgeblich an den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen über Klimakipppunkte aus.

Bei den gerechten Grenzen sind diejenigen gemeint, die die Gefährdung des Menschen durch schwerwiegende Schäden begrenzen. Ein erheblicher, schwerwiegender Schaden wird definiert als: Weit verbreitete, schwerwiegende, existenzielle oder irreversible negative Auswirkungen auf Länder, Gemeinschaften und Einzelpersonen durch Veränderungen des Erdsystems, wie z. B. den Verlust von Menschenleben, Lebensgrundlagen oder Einkommen, Vertreibung, den Verlust von Lebensmitteln, Wasser oder Ernährungssicherheit, chronische Krankheiten, Verletzungen oder Mangelernährung.

Klimaschutz-Grenzwerte für eine gerechte Welt und Status quo

Die meisten der Grenzwerte für einen sicheren, gerechten Planeten sind bereits überschritten. Hier die Berechnungen der Wissenschaftler für die Bereiche Klima, Biosphäre und Wasser:

Klima

  • Sicher: 1.5°C, um verschiedene Kipppunkte mit hoher Wahrscheinlichkeit zu vermeiden.
  • Status quo: noch nicht überschritten
  • gerechte Grenze: 1°C, um hohe Exposition gegenüber erheblichen Schäden durch den Klimawandel zu vermeiden, überschritten bei 1.2°C
  • sicher und gerecht: 1°C

Biosphäre (wie Artenvielfalt)

  • Weltweit intakte Natur - sicher und gerecht: bei mindestens 50 bis 60 Prozent Fläche der natürlichen Ökosysteme, überschritten bei 45 bis 50 Prozent
  • Lokal verwaltete Natur - sicher und gerecht: mindestens 20 bis 25 Prozent natürliche Ökosysteme pro Quadratkilometer.
  • Status quo: überschritten für zwei Drittel der von Menschen verwalteten Fläche
  • sicher und gerecht (global intakte Natur): bei mindestens 50 bis 60 Prozent Fläche natürlicher Ökosysteme
  • sicher und gerecht (lokal verwaltete Natur): mindestens 20 bis 25 Prozent natürliche Ökosysteme je Quadratkilometer

Wasser

  • Oberflächenwasser - sicher und gerecht: 20 Prozent monatliche Veränderung der Strömung.
  • Status quo: überschritten für 34 Prozent der weltweiten Fläche
  • Grundwasser - sicher und gerecht: Jährliche Entnahme weniger als Anreicherung.
  • Status quo: überschritten für 47 Prozent der weltweiten Fläche
  • sicher und gerecht (Oberflächenwasser:): <20 Prozent monatliche Veränderung der Strömung
  • sicher und gerecht (Grundwasser): Entnahme ≤ Anreicherung

Fazit der Forscher: Was die Grenzwerte bedeuten

Für die Forscher ist klar: Ein Wandel hin zu einem sicheren und gerechten Planeten "erfordert dringendes, kollektives Handeln zahlreicher Akteure, insbesondere von Regierungen und Unternehmen [...]", sagt Wendy Broadgate, Leiterin des Earth Commission Secretariat. Die Verantwortung für die globalen Gemeingüter sei noch nie so dringend und wichtig wie heute gewesen.

Und Wissenschaftler Rockström, Leitautor der Studie, betont: "Mit dieser Analyse geben wir allen Beteiligten wissenschaftliche Belastungsgrenzen an die Hand, die eine gerechte Entwicklung hin zu mehr Wohlstand auf einem stabilen Planeten ermöglichen können, eine bessere Zukunft für Menschen und den Planeten."

Die neuen Erkenntnisse könnten als Grundlage dienen für die Entwicklung von wissenschaftlich begründeten Zielen, die von Städten, Unternehmen und Ländern übernommen werden könnten, so der Wissenschaftler weiter. So könnte es gelingen, die systemischen globalen Krisen der Erde zu bewältigen.

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