Schülerin und Schüler in Jogginghosen sitzen auf einem (Tischtennis-)Tisch auf dem Schulhof einer Schule.
Bildrechte: picture alliance/dpa | Lars Klemmer

Bequem oder respektlos: Jogginghosen im Unterricht ist umstritten.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Jogginghose im Unterricht: Was dürfen Schulen verbieten?

Jogginghosen in der Schule sorgen immer wieder für Aufregung. Zuletzt hatte eine Schule in NRW Jugendliche nach Hause geschickt, weil sie im "Schlabberlook" im Unterricht erschienen. In Bayern ist man da entspannter, aber auch hier gibt es Verbote.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Weit, schlabbrig, gemütlich: Jogginghosen sind in bayerischen Schulen weit verbreitet. Am Willi-Graf-Gymnasium in München verstehen die Schülerinnen und Schüler die Aufregung über die Trainingshose nicht. "Es hat nichts mit cool zu tun, sondern damit, dass man frei entscheiden kann, was man anziehen will", sagt ein 18-jähriger Schüler. Sein Freund ergänzt: "Die Jogginghose spiegelt einen Gemütlichkeitsfaktor." Je gemütlicher es sei, desto wohler fühle er sich und desto besser könne er sich konzentrieren.

Gibt es in Bayern einen Dresscode an Schulen?

Feste staatliche Vorschriften, was an der Schule getragen werden soll, gibt es in Bayern nicht. Nur eine allgemeine Vorgabe zum angemessenen Verhalten. "Die Schülerinnen und Schüler haben alles zu unterlassen, was den Schulbetrieb (…) stören könnte", heißt es im Bayerischen Erziehungs- und Unterrichtsgesetz (Art. 56 Abs. 4). Im Idealfall entscheiden die Schulleitungen gemeinsam mit Lehrkräften, Eltern und Schülern, was geht und was nicht geht. Die Persönlichkeitsrechte der Schülerinnen und Schüler dürften nicht mit einer Vereinbarung verletzt werden, sagt das Kultusministerium.

Die stellvertretende Landesschülersprecherin Ronja Hartmann vom Gymnasium Eichstätt findet einen einheitlichen Dresscode schwierig. Jeder sollte anziehen, was er möchte. Mittlerweile hätte die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler Jogginghosen an, sagt Ronja Hartmann: "Einfach weil Schule einen unglaublich großen Zeitraum einnimmt, man sitzt den ganzen Tag, deswegen möchte man nicht unbedingt in engen Klamotten da sein".

Jugendforscher: Verbote sind nicht angebracht

An manchen Schulen in Bayern gibt es trotzdem eine Kleiderordnung. Zum Beispiel an der Mädchenrealschule Dießen. Dort hat das Schulforum gemeinsam beschlossen, die Kleidung der Schülerinnen sollte Bauch, Rücken und Unterwäsche bedecken.

An der Glonntal-Realschule Odelzhausen sind Hotpants und Jogginghosen nicht erlaubt. Solche Verbote sind für den Jugendforscher Simon Schnetzer schwer nachvollziehbar. Eine Jogginghose sei für die meisten Jugendlichen ein Trend-Accessoire und habe nichts mit mangelndem Respekt zu tun, sagt Schnetzer. "Die große Frage ist doch, warum gehört die Jogginghose verboten." Es gebe keinen gesellschaftlichen Konsens darüber, ob eine Trainingshose im Unterricht unangebracht ist.

Auch in der Schule ist man sich uneins

Die Jogginghose ist weit verbreitet an bayerischen Schulen, doch selbst unter den Schülern wird über sie diskutiert, sagt Schulleiter Dominik Blanz vom Willy-Graf-Gymnasium und erzählt von einer siebten Klasse: Dort würden viele Kinder die Jogginghose ablehnen und es damit begründen, dass sie es so von ihren Eltern in der Pandemie gelernt hätten. "Sie wurden von von den Eltern quasi gezwungen, sich auch für den Online-Unterricht anders anzuziehen als Signal, ich mache jetzt Unterricht und bin jetzt nicht im Schlabbermodus." Auch das wirft wieder Fragen auf: Müssen Kinder und Jugendliche so erzogen werden dass sie den Dresscodes der Erwachsenen entsprechen oder haben sie die Freiheit, dass zu tragen, was sie wollen? Für manche ist die Jogginghose einfach nur Mode, für andere ein Statement.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!