Kinder lernen in Turnhalle an von der Decke herabhängenden Tüchern Tuchakrobatik.
Bildrechte: Bayerischer Jugendring

Tuchakrobatik ist eines von vielen Angeboten, die der Bayerische Jugendring in den Ferien anbietet.

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Finanzierung: Einem Teil der Ferienangebote in Bayern droht Aus

Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche während der Ferien sind gefragt. Der Freistaat förderte in den vergangenen Jahren zusätzliche Angebote als Ausgleich für die Pandemie. Doch für 2024 stehen die auf der Kippe. Ergänzt durch "Dein Argument".

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Im Zuge der Corona-Pandemie hatte Bayern ein Förderprogramm für Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche aufgelegt. Gefragt sind diese mehr denn je. Trotzdem stehen sie auf der Kippe.

Corona-Zeit war Einschnitt für viele Kinder

In der Turnhalle des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums in München, wo normalerweise Schulkinder schwitzen, hängen Dutzende von riesigen bunten Tüchern von der Decke. Rund hundert Kinder lernen hier Tuchakrobatik. Sie klettern und schlingen sich mit den Tüchern in fünf bis sieben Meter Höhe und versuchen akrobatische Figuren.

Die neunjährige Flora, die mit ihrer Freundin Anna schon bei den Fortgeschrittenen ist, berichtet: "Ich lerne Tricks wie Skorpion, Zick-Zack oder Kippe. Aber auch Klettern oder einfach Figuren." Die Zeit der Pandemie haben die Schülerinnen noch gut – oder genauer gesagt schlecht – in Erinnerung, sagt Anna: "Die Corona-Zeit war für mich einfach doof. Weil, man musste nur zu Hause rumsitzen. Traurig und einsam."

Rekordzahl bei Ferienangeboten

26.400 zusätzliche Plätze in den Ferienangeboten bietet der Bayerische Jugendring (BJR) in seinem Sonderprogramm Ferienangebote heuer an. Das ist ein Rekord. Die Ganztagskurse sollen dabei helfen, die Spätfolgen der Corona-Zeit auszugleichen. Akrobatik, Parcours, Basteln – die Kinder können allein in München unter einem guten Dutzend unterschiedlicher Kurse auswählen.

💬 Mitdiskutieren lohnt sich: Die folgende Passage hat die Redaktion aufgrund der Kommentare der Nutzer/innen "KarloErnesto" und "Klimakleister" im Rahmen des BR24 Projekts "Dein Argument" ergänzt.

Die Ferienangebote stammen von zahlreichen Vereinen, Jugendorganisationen und Verbänden. Diesen Trägern "bietet das BJR-Ferienportal die Möglichkeit, Anträge für zusätzliche Angebote zu stellen und bereits bestehende Maßnahmen zu bewerben.", heißt es auf der Website des BJR. Sollte die Förderung wegfallen, würde sich das Angebot dieser Ausrichter verkleinern, zusätzliche Plätze für Kinder und Jugendliche müssten wieder eingespart werden. Ein vollständiger Wegfall der meisten Aktivitäten droht somit zwar nicht, aber weniger Kinder könnten diese wahrnehmen. 💬

Das Ferienprogramm gibt es bayernweit. Der Preis für eine Kurswoche liegt unter 100 Euro. Für Familien mit niedrigem Einkommen gibt es Stipendien. Koordiniert wird das Programm vom BJR. Dessen Präsident Philipp Seitz sagt: "Wir haben mehr als 1.100 Projekte und Angebote in Bayern. Das ist eine Erfolgsgeschichte, die unbedingt fortgeführt werden sollte."

Piazolo: "Nach den Wahlen zusammensetzen"

Die bayerische Staatsregierung förderte die zusätzlichen Betreuungsangebote seit 2020 mit mehreren Millionen Euro. Bei einem Besuch des Münchner Ferienprogramms hat Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) großen Spaß bei einem Fußball-Match. Doch die weitere Finanzierung kann er nicht zusagen. Das Programm sei vom Bund gefördert, zusätzlich gebe es Geld vom bayerischen Staat: "Dieses gemeinsam Brücken bauen, das wird dieses Schuljahr noch stattfinden, läuft dann aus und wir werden uns dann nach den Wahlen hoffentlich zusammensetzen und überlegen: Wie geht es denn weiter?"

Ferienbetreuung "einfach cool"

Fest steht: Wenn die rund 4,5 Millionen Euro an bayerischen Fördergeldern fehlen, werden die Kinder in den Ferien hier nicht mehr üben können. Nachwuchs-Akrobatin Flora ist entrüstet: "Ich wäre sehr traurig, weil: Ich liebe es, es ist einfach cool!" Philipp Seitz vom BJR appelliert an die Staatsregierung: "Sollte das Programm nicht fortgeführt werden können, würde es einen Riesenaufschrei geben. Wenn man in die Augen der Kinder sieht, wie begeistert die sind, mit wie viel Elan, wie viel Schwung die dabei sind, gibt es für mich nur eine Antwort: Das Sonderprogramm muss weiter gehen." Die Tuchakrobatinnen Anna und Flora finden, das Geld wäre gut investiert. Für sie – und die anderen 26.000 Kinder in diesem Ferienprogramm.

Im Video: Außerschulische Freizeitangebote auf der Kippe

Ferien-Freizeitangebote sind gefragt! Allein der Bayerische Jugendring (BJR) hat bislang 26.000 Anmeldungen.
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Ferien-Freizeitangebote sind gefragt! Allein der Bayerische Jugendring (BJR) hat bislang 26.000 Anmeldungen.

Hinweis der Redaktion: Wir haben Überschrift und Teaser dieses Artikels geändert. Ursprünglich hatte es geheißen: "Finanzierung wackelt: Ferienangeboten in Bayern droht das Aus". Das ist so aber nicht richtig. Denn das Aus droht nicht allen Angeboten, sondern nur einem Teil davon. Wir haben die Angaben präzisiert.

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