Frau nimmt essen aus Topf auf Feuer
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Essen in der Bronzezeit: Schon damals gab es Lieferdienste

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Essen in der Bronzezeit: Schon damals gab es Lieferdienste

Funde bei einer bronzezeitlichen Bergbaustätte in Österreich zeigen: Schon vor circa 3.000 Jahren bekamen die Arbeiter ihr Essen vorverarbeitet an den Arbeitsplatz geliefert. Interessant ist, was bei ihnen auf dem Speiseplan stand.

Heute reichen meist ein paar Klicks auf Smartphone oder am Computer und kurze Zeit später steht das Wunschgericht vor der Haustür. Ganz so bequem ging es zwischen dem elften und neunten Jahrhundert vor Christus in den östlichen Österreicher Alpen nicht zu. Und doch hat ein Team um Andreas Heiss, Leiter der Forschungsgruppe „Mensch-Umwelt-Verhältnis in historischen Gesellschaften“ vom Österreichischen Archäologischen Institut, herausgefunden: An die Arbeiter der österreichischen Bergbaustätte in Prigglitz-Gasteil wurde vorverarbeitete Nahrung geliefert.

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In Gasteil bei Prigglitz wird eine Kupfermine und die dazugehörige Siedlung der Bergleute aus der Zeit um 1000 vor Christus erforscht

Die Bergarbeiter produzierten keine eigene Nahrung

Generell geht man davon aus, dass es sich bei den bronzezeitlichen Kupferbergbaustätten um spezialisierte Gemeinschaften von Handwerkern und Bergleuten handelte, die neben ihrem Vollzeitjob keine eigene Landwirtschaft mehr betrieben. Stattdessen waren sie auf die Versorgung von außerhalb angewiesen. Während einige Forschungsprojekte diesen Zusammenhang speziell für tierischen Produkte untersucht haben, gab es bisher nur wenige Studien zur Belieferung mit vorverarbeiteten pflanzlichen Nahrungsmitteln. Bisher ist es nämlich viel aufwendiger, die pflanzliche Kost der Zeit zu rekonstruieren. Hier ist man auf die Analyse winziger Gewebestrukturen per Rasterelektronenmikroskop angewiesen.

Schmuck aus Bronzezeit
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2200 bis 800 vor Christus - das ist die Bronzezeit. Was ist in der Zeit alles passiert? Wie haben die Menschen in der Bronzezeit gelebt?

Essensreste: Die Forscher untersuchten verkohlte Speisekrusten

Das Forschungsteam aus Österreich konnte nun anhand von verkohlten Speisekrusten eine Vielzahl von Getreidepflanzenresten – vor allem Rispenhirse und Kolbenhirse – identifizieren, die Anzeichen für verschiedene Formen der Vorverarbeitung aufweisen. Entscheidend ist dabei, dass die aufgefundenen Nahrungsrückstände hauptsächlich küchenfertige Produkte waren. Es handelt sich also nicht um bei der Erstbearbeitung von Getreide entstandene Restprodukte, also zum Beispiel Schalen, Hülsen oder Ähnliches.

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Aufnahmen der Getreideprodukte auf Mikroebene

Diese Befunde deuten darauf hin, dass ein Großteil der Getreidenahrung vor Ort bereits außerhalb des direkten Umkreises der Bergbaustätte verarbeitet wurde. Aber waren die Produkte sogar schon vorgekocht?

"Das küchenfertige Getreide, vor allem Hirse und Gerste, wurde sicherlich hintransportiert, mit einiger Gewissheit auch Vermahlenes. Ob das auch für Gekochtes gilt, da schwanken wir. Es wurden Stücke von Gerste- und von Hirsebrei gefunden. Aber auch Kochgeschirr war vor Ort vorhanden." Andreas Heiss, Österreichische Akademie der Wissenschaften

Die Lieferungen garantierten wiederum die Aufrechterhaltung eines der wichtigsten Wirtschaftszweige der Zeit: die Produktion von Kupfer, ein Hauptbestandteil von Bronze. Offen bleibt dabei, wo die Vorfertigung der Nahrungsmittel stattfand. Die Wissenschaftler stellen aber noch weitere Nachuntersuchungen an, um der kulinarischen Vielfalt der Bronzezeit noch besser nachspüren zu können.

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