Übergewichtige Junge mit Frau beim Stadtbummel
Bildrechte: picture alliance / Fotograf: Wolfram Steinberg

Dick und unbeweglich aus der Krise? Experten warnen vor den negativen Folgen der Ausgangsbeschränkungen.

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Dick aus der Krise: Die riskanten Folgen der Corona-Maßnahmen

Die derzeitigen Ausgangsbeschränkungen hinterlassen in der Bevölkerung bereits deutliche Spuren. So haben einer Umfrage zufolge 19 Prozent seither zugenommen. 38 Prozent gaben an, sich seither weniger zu bewegen. Aber es gibt auch positive Effekte.

Nicht nach draußen gehen, Kontakte beschränken, im Homeoffice arbeiten - die Maßnahmen, die eine schnelle Ausbreitung des Coronavirus verhindern sollen, hinterlassen in der Bevölkerung bereits deutliche Spuren. Das ergab eine repräsentative Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag der Deutschen Presseagentur (dpa) zwischen dem 22. und dem 24. April 2020 mit 2.041 Teilnehmern über 18 Jahren durchgeführt hat. 38 Prozent der Erwachsenen in Deutschland bewegen sich demnach seit den Ausgangsbeschränkungen weniger als davor, 19 Prozent haben seitdem an Gewicht zugelegt. Nur zwölf Prozent der Befragten gaben an, sich seit der Krise mehr zu bewegen als zuvor, acht Prozent haben aufgrund der Maßnahmen sogar abgenommen. Experten warnen eindringlich vor den Folgen von Gewichtszunahme und Bewegungsmangel, die aufgrund der Mobilitätseinschränkungen im Zuge der Corona-Krise auftreten könnten.

Mehr Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

"Bewegungsmangel begünstigt nicht nur die Entstehung von Übergewicht, sondern verringert auch körperliche Fitness, Koordination und Beweglichkeit", sagte Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), in einer Mitteilung, die die dpa aufgrund der Umfrage veröffentlicht hat. "Zudem leidet auch die Psyche unter einem Mangel an Bewegung". Wenn die Grenze zu einem Body-Mass-Index über 25 überschritten sei, steige mit zunehmendem Körperfettanteil das Risiko für Erkrankungen wie Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf- oder Gelenkerkrankungen. "Je älter eine Person ist, desto schwieriger wird mittelfristig die Gewichtsabnahme."

Folge der Corona-Krise: mehr Zeit für gesunde Mahlzeiten

Aber trotz der zahlreichen Einschränkungen brachte die Umfrage auch positive Effekte der Corona-Krise zutage. So gibt es in vielen Familien seit der Corona-Krise mehr Zeit für die täglichen Mahlzeiten und so mancher entdeckt angesichts geschlossener Restaurants gar den Koch in sich: Brot wird selbst gebacken, Rezepte aus dem Internet haben Hochkonjunktur. Immerhin zwölf Prozent der Befragten gaben an, sich seit der Krise gesünder zu ernähren, nur 13 Prozent ernährten sich trotz der Einschränkungen ungesünder.

Keine Gesundheitsgurus: Mehl und Nudeln anstatt Diäten

Ein weiterer Aspekt sei, dass Phänomene wie der Low-Carb-Hype zurückgingen, sagt Uwe Knop, Ernährungswissenschaftler und Autor. "Diese ganzen Gesundheitsgurus und der Diätenquatsch - das ist ein reines Wohlstandsphänomen." In der Krise kauften die Bundesbürger Nudeln und Mehl.

Verkauf von Süßwaren in Corona-Krise stark angestiegen

In der YouGov-Umfrage gaben zwar nur 15 Prozent der Befragten an, seit den Beschränkungen mehr zu essen als davor. Elf Prozent waren sogar der Ansicht, dass sie seit dem Corona-Lockdown weniger essen. Allerdings sei das laut dpa wohl eine Fehleinschätzung: Nach Angaben des internationalen Süßwarenhandelsverbands ist der Verkauf von Süßwaren in der Corona-Krise deutlich angestiegen, im März sei ein zweistelliges Plus verzeichnet worden, heißt es.

Deutsche seit Corona-Krise digitaler unterwegs

Seit der Corona-Krise erleben digitale Kommunikationsmittel einen wahren Boom. Diesen Trend bestätigt auch die Umfrage: 39 Prozent der Befragten gaben an, mehr Freizeit mit Fernseher, PC, Laptop, Spielekonsole, Smartphone und ähnlichem zu verbringen. Lediglich 4 Prozent sitzen im Zuge von Corona weniger vor dem Bildschirm. Erstaunlicherweise gab fast ein Drittel der Befragten (31 Prozent) an, nun weniger Zeit mit Gesprächen von Freunden oder Verwandten per Telefon oder Videoschalte zu verbringen. Fast ein Viertel (23 Prozent) der Befragten gab allerdings an, dies nun mehr zu tun als vor der Krise.