Impfstoff-Produktion
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Einziger Affenpocken-Impfstoff kommt aus Bayern

Da zunehmend Fälle von Affenpocken auftreten, bereiten die USA die Ausgabe von Impfstoffen vor. Das Vakzin wurde von Bavarian Nordic in Martinsried bei München entwickelt. Die Firma mit Hauptsitz in Dänemark hat als einziges weltweit die Zulassung.

In einem gläsernen Kubus in Martinsried bei München arbeiten etwa 125 Menschen. 20 Jahre lang wurde hier an einem Impfstoff gegen Affenpocken geforscht. Dass sie jetzt so dringend gebraucht werden, überrascht selbst Rolf Sass Sørensen, wie er im Gespräch mit BR24 betont. Er ist der Pressesprecher von Bavarian Nordic, dem Unternehmen mit Hauptsitz in Dänemark.

Pockenimpfung sollte vor biochemischen Angriffen schützen

Ursprünglich erhielt Bavarian Nordic den Auftrag zum Entwickeln eines Impfstoffes aus den USA. Denn nach den Terroranschlägen vom 11. September in New York befürchtete die damalige Bush-Regierung Angriffe mit biochemischen Waffen – unter anderem mit Pockenviren. Die Idee war damals, die komplette US-Bevölkerung dagegen zu impfen.

Dieser Plan wurde so nie umgesetzt, aber die Forschung in Martinsried ging weiter. Man arbeitete an verschiedenen Pocken-Impfstoffen, unter anderem auch gegen Affenpocken. 2019 dann erhielt Bavarian Nordic die Zulassung für den Impfstoff "Imvanex" (in den USA "Jynneos" genannt) – als einziges Unternehmen weltweit.

Andere Wirkstoffe haben mehr Nebenwirkungen

Zwar gibt es auch andere Wirkstoffe, die gegen Affenpocken helfen, zum Beispiel ein älterer Pocken-Impfstoff mit dem Namen ACAM2000. Von diesem haben die USA noch mehr als 100 Millionen Dosen, sie sollen aber nicht verwendet werden, weil der Impfstoff bedeutende Nebenwirkungen aufweise.

Aktuell eine offizielle Zulassung hat aber nur das Unternehmen mit dem Standort in Martinsried. Deren Impfstoff "Jynneos" wollen die USA jetzt laut CDC an Menschen verabreichen, die engen Kontakt mit bestätigten Infizierten hatten. In Deutschland seien Impfungen gegen die Affenpocken zunächst nicht vorgesehen, sagte Gesundheitsminister Lauterbach am Dienstag. Um vorbereitet zu sein, habe Deutschland aber 40.000 Impfdosen bestellt.

Aktueller Bestand dürfte vorerst reichen

Inzwischen habe man auch die Produktion am Hauptstandort in Hellerup in Dänemark hochgefahren, erzählt Pressesprecher Sørensen am Telefon. Bisher konnte man dort 30 Millionen Impfdosen pro Jahr herstellen. Kurzfristig reiche der aktuelle Bestand auch durchaus, schließlich müssten vorerst nur jene geimpft werden, die auch tatsächlich in Berührung kommen könnten mit dem Virus.

Langfristig will das Unternehmen aber expandieren und in anderen Ländern Vorräte anlegen. "Wir wollen helfen", sagt Sørensen. Gleichzeitig zahlt sich die Zulassung aus dem Jahr 2019 jetzt für das Unternehmen aus. Nachdem es noch im vergangenen Jahr Minuszahlen geschrieben hatte, dürfte es bald besser aussehen: Aus den USA kam eine Bestellung von "mehreren Millionen Dosen". Das Auftragsvolumen umfasst wohl 119 Millionen Dollar.

Aktienwert steigt rasant

Der Wert der Aktie stieg seitdem steil an und ja, Sørensen weiß, dass es zynisch klingt, wenn man sagt, dass der Wert seines Unternehmens mit jedem gemeldeten Affenpocken-Fall gestiegen ist. Auf die Frage hin, ob Bavarian Nordic das nächste Biontech wird, muss er lachen. Das wolle er nicht so sagen – es sei einfach eine Fügung, dass sie als Einzige diese Zulassung haben.

An dem Impfstoff selbst, der jetzt eingesetzt wird, wolle man nicht weiter forschen, sagt der Pressesprecher weiter. Der Wirkstoff sei sehr effizient. Aktuell arbeitet man zusätzlich noch an einem Impfstoff gegen Ebola und auch gegen Covid-19.

In den vergangenen Tagen hat Bavarian Nordic einige Anfragen aus verschiedenen Ländern bekommen. "Wir wurden von allen Ländern angefragt, die nachgewiesene Fälle haben", sagt der Sprecher. Man sei entsprechend auch mit allen in Verhandlung.

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