AstraZeneca Vakzin
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Astrazeneca-Impfstoff: Zweifel an Wirkung bei Südafrika-Mutation

Einer Studie zufolge schützt der Impfstoff von Astrazeneca im Fall der südafrikanischen Coronavirus-Variante nur minimal gegen leichte und moderate Covid-19-Erkrankungen. Südafrika hat seine Impfkampagne deshalb gestoppt. Die WHO sieht das kritisch.

Südafrika hat geplante Impfungen mit dem Astrazeneca-Impfstoff vorläufig gestoppt. Grund sind Zweifel an dessen Wirksamkeit gegen die dort vorherrschende Coronavirus-Variante. Eine Studie kam zu dem Ergebnis, dass das Vakzin nur minimal vor leichten und moderaten Erkrankungen nach einer Infektion mit der in Südafrika vorherrschenden Variante B.1.351 schützt. Diese wurde am Sonntag von den Universitäten Oxford in Großbritannien und Witwatersrand in Südafrika veröffentlicht, aber noch von unabhängigen Experten begutachtet. Das Unternehmen Astrazeneca hat seinen Impfstoff zusammen mit der Universität Oxford entwickelt.

Keine Aussage für schwere Krankheitsverläufe

Wie gut der Astrazeneka-Impfstoff vor mittelschweren Erkrankungen, Krankenhausaufenthalten oder Todesfällen schützt, zeigt die Studie jedoch nicht. Dies war nicht möglich, denn das Risiko für einen solchen Krankheitsverlauf war bei den Probanden zu gering: Die rund 2.000 Teilnehmern waren im Durchschnitt 31 Jahre alt.

Südafrika-Variante des Coronavirus breitet sich aus

Die in Südafrika kursierende Virus-Variante B.1.351 wurde Ende vergangenen Jahres entdeckt und kommt mittlerweile auch in vielen anderen Ländern vor. Stark betroffen ist derzeit das österreichische Bundesland Tirol. Viele Staaten haben daher die Einreise aus Südafrika eingeschränkt, auch Deutschland. Die Variante hatte sich auch in den Tests anderer Impfstoff-Hersteller als resistenter erwiesen. An der Universität Oxford wird daher bereits an einer zweiten Generation von Impfstoffen gegen B.1.351 und ähnliche Mutationen gearbeitet- für den Fall, dass diese notwendig werden sollten. Auch andere Hersteller entwickeln bereits entsprechende Anpassungen ihrer Vakzine.

Verwandter Impfstoff wirkt gegen schwere Covid-19-Fälle

Die bisher entwickelten Impfstoffe sind jedoch weiter wirksam: Eine Studie zum Impfstoff von Johnson & Johnson in Südafrika zeigte beispielsweise, dass dessen Schutzwirkung bei mittelschweren und schweren Covid-19-Erkrankungen erhalten blieb. Dieser Impfstoff funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip wie derjenige von AstraZeneca. Es ist also gut möglich, dass dieser zwar möglicherweise nicht vor leichten Krankheitsverläufen schützt, dafür aber vor mittelschweren und schweren Erkrankungen und Todesfällen.

Südafrika stoppt Impfung

Südafrika hat allerdings entschieden, seine Impfkampagne mit dem Mittel von Astrazeneca auszusetzen. Das zahlenmäßig am schwersten von Corona betroffene Land in Afrika hatte vergangene Woche eine Million Dosen des Astrazeneca-Impfstoffs erhalten und geplant, schon bald mit der Impfung von Mitarbeitern im Gesundheitswesen zu beginnen. Weil es verhältnismäßig günstig und einfach zu lagern ist, galt das Vakzin als große Hoffnung für Entwicklungs- und Schwellenländer.

Weltgesundheitsorganisation prüft Notfallzulassung

Der Stopp der Impfungen in Südafrika halte vor Augen, dass alle erprobten Gesundheitsmaßnahmen ergriffen werden müssten, um die Ausbreitung des Virus zu verringern, sagte der Generalsekretär der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Tedros Ghebreyesus Er äußerte aber Vorbehalte gegenüber der Studie, auf die Südafrika zur Begründung verwies: Die Teilnehmerzahl sei verhältnismäßig klein und die Probanden seien überwiegend jüngeren Alters und gesund gewesen. Dass die bisher entwickelten Impfstoffe dagegen vielleicht weniger wirksam sein könnten, seien allerdings "beunruhigende Nachrichten". Das Auftauchen neuer Varianten werfe die Frage auf, ob bestehende Vakzine funktionierten oder nicht.

Zahl der Patienten in Krankenhäusern und der Todesfälle reduzieren

Der WHO-Notfalldirektor Michael Ryan betonte, dass es in der aktuellen Situation wichtig sei, alle zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen, um die Pandemie unter Kontrolle zu bringen. Wichtigstes Ziel der Impfungen sei es derzeit, die Zahl der Patienten in Krankenhäusern sowie der Todesfälle zu reduzieren. In den kommenden Tagen wird die WHO laut Tedros entscheiden, ob sie eine Notfallzulassung des Vakzins von AstraZeneca empfiehlt. In diesem Fall könnten Millionen Dosen in ärmere Länder ausgeliefert werden. Über die von den Vereinten Nationen geförderte Initiative Covax wurden bislang noch in kein Land Impfdosen geliefert.

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