Eine Ärztin setzt eine Spritze mit dem Impfstoff von Biontech bei einem Patienten.
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Schmerzen an der Einstichstelle war die häufigste Impfreaktion, über die Studienteilnehmer nach einer Covid-19-Impfung berichteten.

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Corona-Impfung: Wirksamkeit und mögliche Nebenwirkungen

Alle in Deutschland zugelassenen Impfstoffe gegen eine Coronavirus-Infektion schützen gegen eine Covid-19-Erkrankung. Aber wie gut wirken die Impfstoffe eigentlich und welche Nebenwirkungen haben sie?

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Die Impfkampagne in Deutschland zeigt Erfolg: Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts sind bis Ende September 2021 bis zu 84 Prozent der Erwachsenen mindestens einmal und bis zu 80 Prozent vollständig geimpft. Doch wie gut wirken die Impfstoffe? Muss ich nach der Impfung mit Nebenwirkungen rechnen? Und wie lange hält der Impfschutz?

  • Zur Datenanalyse "Aktuelle Zahlen zur Corona-Impfung in Deutschland und Bayern"

Wie wirksam sind die Corona-Impfstoffe?

Alle in der EU zugelassenen Covid-19-Impfstoffe wurden in Studien mit mehreren tausenden Teilnehmern geprüft, wie gut sie gegen die Gefahr einer Covid-19-Erkrankung schützen. Die beiden mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna haben nach derzeitigem Kenntnisstand eine Wirksamkeit von etwa 95 Prozent. Dieser Impfschutz gilt sieben Tage (Comirnaty von Biontech/Pfizer) beziehungsweise 14 Tage (COVID-19 Vaccine von Moderna) nach der Gabe der zweiten Impfdosis. Zu diesem Zeitpunkt war die Wahrscheinlichkeit, an COVID-19 zu erkranken, bei den geimpften Personen um etwa 95 Prozent geringer als bei den nicht geimpften Personen.

Eine Impfung mit dem vektor-basierten Impfstoff von Astrazeneca (Vaxzervia) verhindert zu bis zu 80 Prozent eine Covid-19-Erkrankung, wenn der empfohlene Abstand von zwölf Wochen zwischen der ersten und der zweiten Impfdosis eingehalten wird. Der Impfschutz wurde 15 Tage nach der Verabreichung der zweiten Impfdosis geprüft. Einen Krankenhausaufenthalt wegen Covid-19 verhindert der Astrazeneca-Impfstoff zu etwa 95 Prozent, und zwar bereits vier Wochen nach der ersten Dosis. Beim ebenfalls vektorbasierten Impfstoff von Johnson & Johnson (COVID-19 Vaccine Janssen) ist nur eine Impfdosis notwendig. Die Wirksamkeit gegen eine Covid-19-Erkrankung liegt laut dem Robert Koch-Institut (RKI) bei etwa 65 Prozent, gegen schwere Verläufe bei etwa 75 Prozent.

Trotz Impfung kann es aber zu einer Infektion mit SARS-CoV-2 kommen, denn die Impfung bietet keinen absoluten Schutz. Die Symptome sind dann aber laut RKI in der Regel leicht oder bleiben ganz aus. Das bedeutet, der Krankheitsverlauf ist deutlich milder als bei Ungeimpften. Zu einer Erkrankung kann es auch dann kommen, wenn die Infektion kurz vor der Impfung stattgefunden hat oder in den ersten Tagen nach der Impfung, bevor der Impfschutz vollständig ausgebildet werden konnte. Die Wirkung der Impfung tritt in der Regel zehn bis 14 Tage nach der ersten Dosis ein

Wirken die Impfstoffe auch gegen Mutanten?

Die in Deutschland verfügbaren Impfstoffe sind auch gegen die derzeit bekannten Varianten des Coronavirus SARS-CoV-2 wirksam. Für die Variante Alpha, die sich in Europa als erstes stark ausgebreitet hat, schätzt das RKI die Auswirkungen auf die Effektivität der Impfstoffe als gering bis mäßig ein.

Bei den Varianten Beta und Gamma, die bisher in Europa nur sehr selten nachgewiesenen wurden, gibt es erste Hinweise darauf, dass sie trotz Impfung eine COVID-19-Erkrankung auslösen können. Diese verlaufen dann jedoch insgesamt eher milde. Vor schweren Krankheitsverläufen schützen die Impfstoffe weiterhin sehr gut.

Wie lange hält der Impfschutz nach einer Corona-Impfung?

Die Covid-19-Impfstoffe werden erst seit wenigen Monaten verimpft. Daher ist noch ungewiss, wie lange der Impfschutz anhält. Derzeit kann man aber davon ausgehen, dass er mindestens ein halbes Jahr anhält, wie etwa eine Studie für den Impfstoff von Biontech/Pfizer zeigte. Vermutlich wird die Immunität aber nicht ein Leben lang anhalten wie nach einer Masern-Impfung.

Das bedeutet, dass voraussichtlich weitere Impfungen notwendig sein werden, um den Impfschutz zu erhalten. Wie oft und für wen (zum Beispiel Risikogruppen) das gelten wird, kann aber heute noch niemand sagen.

Welche Impfreaktionen und Nebenwirkungen gibt es nach einer Corona-Impfung?

Wie bei jeder Impfung kann es auch nach einer COVID-19-Impfung zu Impfreaktionen und Nebenwirkungen kommen. Impfreaktionen sind manchmal unangenehm, zeigen aber, dass das menschliche Immunsystem auf die Impfung reagiert. In der Regel treten sie kurz nach der Impfung auf und halten wenige Tage an.

  • Bei den Impfstoffen von Biontech und Moderna waren laut STIKO die häufigsten Impfreaktionen Schmerzen an der Einstichstelle, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen. Fieber trat nur selten auf und wenn, meist nach der zweiten Impfdosis. In den Zulassungsstudien der beiden mRNA-Impfstoffe wurden wenige vorübergehende Gesichtslähmungen beobachtet, bei denen ein Zusammenhang mit der COVID-19-Impfung nicht ausgeschlossen werden konnte.
  • In Schweden und Dänemark werden seit Oktober 2021 jüngere Menschen nicht mehr mit dem Corona-Vakzin von Moderna geimpft. In Schweden gilt die Regel für unter 30-Jährige, in Dänemark für unter 18-Jährige. Damit reagieren die beiden Länder auf ein möglicherweise erhöhtes Risiko für Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen nach der Impfung.
  • Auch bei den Impfstoffen Vaxzevria von Astrazeneca und COVID-19 Vaccine Janssen von Johnson & Johnson waren die häufigsten Reaktionen Schmerzen an der Einstichstelle, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen. Fieber trat vergleichsweise selten auf. Beim Impfstoff von Astrazeneca waren die Reaktionen nach der zweiten Dosis geringer. Da beim Johnson & Johnson-Impfstoff nur eine Dosis notwendig ist, war ein Vergleich nicht möglich.
  • Nach der Impfung mit der Astrazeneca kam es in sehr seltenen Fällen zu Thrombosen in Kombination mit einer verminderten Zahl an Blutblättchen (Thrombozyten). Dabei fielen vor allem Hirnvenenthrombosen (sogenannte Sinusvenenthrombosen) auf, aber auch Thrombosen der Darmvenen und Lungenembolien.
  • Die Symptome traten 4 bis 16 Tage nach der Impfung auf. Bisher wurden diese schweren und teilweise tödlich verlaufenden Nebenwirkungen überwiegend bei Frauen im Alter bis 55 Jahren beobachtet, aber auch Männer und Ältere waren betroffen. Daher empfiehlt die STIKO derzeit im Regelfall die Impfung mit dem Astrazeneca-Impfstoff nur Menschen über 60 Jahre. In Bayern ist der Impfstoff für alle Menschen ab 18 freigegeben.
  • Beim Impfstoff von Johnson & Johnson waren in den USA nach rund sieben Millionen Impfungen acht Hirnvenenthrombosen aufgetreten. Alle Fälle seien bei Menschen unter 60 Jahren innerhalb von drei Wochen nach der Impfung aufgetreten - die Mehrzahl bei Frauen, erklärte die Europäische Arzneimittelbehörde EMA .Die derzeitige Datenlage lasse aber keine gesicherten Erkenntnisse über spezifische Risikofaktoren zu. Daher bewertet die EMA die Vorzüge des Impfstoffs, Covid-19 zu verhindern, höher als die Risiken von Nebenwirkungen.

Bei allen Impfstoffen können nach der Impfung allergische Reaktionen auftreten. Das kann eine vorübergehende Überempfindlichkeit an der Einstichstelle sein, in seltenen Fällen aber auch eine anaphylaktische Reaktion, die lebensgefährlich sein kann. Bisher ist unklar, welche Bestandteile des Impfstoffs dafür verantwortlich sind. Vor der Impfung sollte man unbedingt auf bestehende Allergien hinweisen.

  • Verdachtsfälle von Nebenwirkungen können hier gemeldet werden. Das Paul-Ehrlich-Institut bewertet regelmäßig Verdachtsfälle zu Nebenwirkungen bei COVID-19-Impfstoffen in den Sicherheitsberichten und berichtet darüber in seinem Corona-Dossier.

Gibt es Langzeitnebenwirkungen bei den Corona-Impfstoffen?

Aus der Erfahrung mit vielen Impfstoffen über viele Jahre ist bekannt: Die meisten Nebenwirkungen treten kurze Zeit nach der Impfung auf. Impfstoffe werden aber auch nach der Zulassung durch das Paul-Ehrlich-Institut weiter überwacht. Die Teilnehmer der Zulassungsstudien werden bis zu zwei Jahre lang weiter beobachtet. Nicht nur, um seltene Nebenwirkungen aufzuspüren, sondern auch, um die Dauer der Wirksamkeit der Impfung beurteilen zu können.

Manchmal dauert es lange, bis genug Fälle gefunden sind, um einen Zusammenhang zwischen einem Impfstoff und einer Nebenwirkung belegen zu können. Beim Covid-19-Impfstoff von Astrazeneca ging dies ziemlich schnell. Hier konnte der plausible, aber noch nicht bewiesene Zusammenhang zwischen der Impfung und seltenen Fällen von Thrombosen rasch hergestellt werden, da tausende Menschen in einem kurzen Zeitraum geimpft wurden.

Können Geimpfte das Virus weiterhin übertragen?

Die COVID-19-Impfstoffe, die derzeit in Deutschland verimpft werden, verhindern in einem erheblichen Maß Infektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2, mit und ohne Krankheitssymptome. Das haben die Studien zur Zulassung der Impfstoffe als auch aus Untersuchungen während derer breiten Anwendung gezeigt.

Dennoch kann sich ein vollständig Geimpfter mit dem Coronavirus infizieren. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist zwar niedrig, aber nicht gleich Null. Das RKI geht aber davon aus, dass Menschen, die sich trotz Impfung mit SARS-CoV-2 infizieren, deutlich weniger Viren ausscheiden und dies über einen kürzeren Zeitraum. Geimpfte haben also ein deutlich geringeres Risiko, ihre Mitmenschen anzustecken.

Das Risiko lässt sich aber weiter reduzieren, wenn sich auch Geimpfte weiterhin an die allgemein empfohlenen Schutzmaßnahmen (Alltagsmasken, Hygieneregeln, Abstandhalten, Lüften) halten, wie es die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt.

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