Eine Frau zeigt auf ein Diagramm (Symbolbild)
Bildrechte: picture alliance/dpa | Annette Riedl

Frauen in der oberen Führungsebene sind noch immer eher die Ausnahme, denn die Regel in Deutschland, so eine aktuelle IAB-Studie.

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Warum sind weiterhin wenig Frauen in der oberen Chefetage?

Eine Frau in der oberen Chefetage ist in Deutschland noch immer nur in 28 Prozent der privatwirtschaftlichen Unternehmen zu finden. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor. Der Wert hat sich demnach seit 2004 nur um drei Prozentpunkte erhöht.

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Dass auf einem Chefsessel oder in einem Vorstand eines privatwirtschaftlichen Betriebs in Deutschland eine Frau sitzt, ist noch immer eher die Ausnahme denn die Regel. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg hervor. Demnach hat sich die Prozentzahl von Frauen in der oberen Führungsebene seit 2004 nur um drei Prozentpunkte auf 28 Prozent erhöht. Dabei sollten einige Gesetzesinitiativen für einen Schub auf diesem Gebiet sorgen.

  • Zum Artikel: Wie mehr Frauen in Führungspositionen kommen können

"Da der Anteil von Frauen an allen Beschäftigten bei 44 Prozent liegt, bleibt ihre Unterrepräsentation in Führungspositionen bestehen", konstatieren die Autorinnen der Studie, Susanne Kohaut und Iris Möller. Dabei stellen sie zwar einen großen Unterschied zwischen oberer Führungsebene und der zweiten Führungsebene fest – dort seien mit 41 Prozent deutlich häufiger Frauen vertreten – allerdings habe sich dieser Anteil seit 2016 nicht mehr erhöht, heißt es weiter.

Gerade in "Frauendomänen" wenige weibliche Führungskräfte

Selbst in sogenannten Frauendomänen seien Frauen nicht gemäß ihrem Anteil an den Beschäftigten in den Führungsebenen repräsentiert. Die Autorinnen der Studie nennen hier etwa den Wirtschaftszweig Gesundheits- und Sozialwesen, Erziehung und Unterricht: Sowohl für die Gesamtbeschäftigung als auch auf den beiden Führungsebenen finden sich hier die höchsten Frauenanteile in der Privatwirtschaft. Das spiegele sich aber nicht in gleichem Maß im Anteil an weiblichen Führungskräften wider.

Am eklatantesten sei diese Diskrepanz im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen. Während dort mehr als die Hälfte der Beschäftigten weiblich sei, liege ihr Anteil auf der ersten Führungsebene mit 16 Prozent und der zweiten Führungsebene mit 32 Prozent deutlich niedriger.

Anders die Lage im Baugewerbe und im Bereich Verkehr und Lagerei: Hier seien verhältnismäßig viele Frauen in den Führungsebenen anzutreffen, während ihr Frauenanteil an den Beschäftigten insgesamt eher niedrig sei.

"Unsichtbare Barrieren" erschweren Karriere-Chancen

Unterm Strich seien Frauen in Ostdeutschland besser in Führungspositionen repräsentiert als in Westdeutschland, so die Autorinnen der Studie. Sie vermuten, dass möglicherweise "unsichtbare Barrieren" Frauen am Aufstieg in höhere Führungspositionen hindern.

Anzunehmen sei außerdem, dass sowohl betriebliche Rahmenbedingungen wie etwa Dauer und Flexibilität von Arbeitszeiten entscheidend seien, genauso wie die persönliche Lebenssituation von potenziellen Führungskräften. Unternehmen sollten daher Hindernisse abbauen, mit denen Frauen auf ihrem Karriereweg konfrontiert seien, etwa durch flexible Arbeitszeitmodelle oder Homeoffice-Möglichkeiten.

Teilzeit-Modelle für Führungskräfte

So ermöglichten es 23 Prozent der privatwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland Führungskräften in Teilzeit zu arbeiten. Im Vergleich zum Jahr 2014 habe sich dieser Anteil um sieben Prozentpunkte erhöht. Während es im Jahr 2014 häufiger Betriebe im Westen waren, die Führung in Teilzeit ermöglichten, stellten die Studien-Autorinnen acht Jahre später keinen Unterschied mehr zwischen West- und Ostdeutschland fest.

In 13 Prozent aller privatwirtschaftlichen Betriebe werde mindestens eine Position auf der obersten oder zweiten Führungsebene in Teilzeit ausgeübt. Dabei seien fast drei Viertel aller Teilzeit-Führungspositionen in der Privatwirtschaft von Frauen besetzt. "Die Bereitschaft von Arbeitgebern, Führen mit reduzierter Arbeitszeit zu ermöglichen, kann insbesondere für Personen mit Betreuungspflichten einen Weg darstellen, den beruflichen Aufstieg trotz familiärer Pflichten zu meistern", so die IAB-Forscherin Iris Möller.

Repräsentative Befragung unter 15.000 Betrieben

Für die repräsentative Studie wurden rund 15.000 Betriebe aller Betriebsgrößen und Wirtschaftszweige befragt. Die Befragung findet seit 1993 in den westdeutschen- und seit 1996 in den ostdeutschen Bundesländern statt und stellt als umfassender Längsschnittdatensatz die Grundlage für die Erforschung der Nachfrageseite des Arbeitsmarkts dar. Laut IAB wurden 2004 erstmals Betriebe zur Anzahl von Männern und Frauen in Führungspositionen befragt. Bis 2012 fand diese Befragung alle vier, seit 2012 alle zwei Jahre statt.

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