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Fed – Die mächtigste Notenbank der Welt

Mit zuletzt 7,9 Prozent war die US-Inflation so hoch wie seit 40 Jahren nicht mehr. Für internationale Finanzmärkte bedeutet die US-Notenbank-Sitzung am Mittwoch eine Zäsur: Es wird erwartet, dass die Fed die Zinswende einleitet. Was ist die Fed?

Die amerikanische Notenbank gehört zu den wichtigsten Institutionen der Welt. Sie bestimmt die Geldpolitik der größten Volkswirtschaft der Erde. Sie ist die Hüterin des US-Dollar, mit dem der Großteil des internationalen Handels – vor allem der Rohstoffe – abgerechnet wird und der vielen Staaten als Reservewährung dient.

Eine Privatbank mit öffentlichem Auftrag

Die Fed wurde als föderales Zentralbanksystem der USA im Dezember 1913 gegründet. Deshalb der Name Federal Reserve System, verkürzt in Federal Reserve oder noch knapper Fed. Von New York über Dallas bis San Francisco gibt es zwölf regionale Notenbanken, deren Eigentümer wiederum rund 3.000 private Banken sind. Dadurch wird unter anderem die Geldversorgung in allen Landesteilen gewährleistet. Die privaten US-Banken sind verpflichtet, sich an der regionalen Fed zu beteiligen. Sie können die Anteile nicht frei verkaufen, aber sie erhalten eine Dividende. Die Notenbank, sagen Kritiker, sei deshalb nicht so unabhängig wie sie stets betont.

Handeln im Staatsauftrag

Der öffentliche Auftrag ist in umfangreichen Gesetzen definiert. Alle Veränderungen des Fed-Systems kann nur der Bundesgesetzgeber beschließen.

Die Mitglieder der wichtigsten Gremien und der Präsident oder Präsidentin werden vom US-Präsidenten persönlich ernannt und vom Kongress bestätigt. Der Fed-Chef muss zweimal im Jahr Rechenschaft vor dem Kongress ablegen.

FOMC - das wichtigste Organ der Fed

Das wichtigste Gremium ist das Federal Open Market Committee, kurz FOMC. Der "Offenmarktausschuss" tagt achtmal im Jahr und legt die Leitlinien der Geldpolitik fest. Er entscheidet über die Höhe der Leitzinsen, über – wie in den vergangenen Jahren geschehen – zusätzliche Wertpapierkäufe und über Interventionen an den Devisenmärkten.

Die Beschlüsse des FOMC sind von zentraler Bedeutung über die USA hinaus und werden deshalb weltweit von der Politik, der Wirtschaft und den Kapitalmärkten mit größter Aufmerksamkeit verfolgt.

Die wichtigsten Ziele

Die Fed verfolgt mehrere geldpolitische Ziele. Das unterscheidet sie von der EZB, die auf die Stabilität des Euro verpflichtet ist. Im Gründungsakt von 1913 steht, dass die US-Notenbank für langfristige und moderate Zinsen und für eine hohe Beschäftigung am Arbeitsmarkt sorgen soll. Wegen dieser sozialen Komponente wird die Veröffentlichung des monatlichen US-Arbeitsmarktberichts weltweit mit größtem Interesse verfolgt.

Die wichtigsten Instrumente

Im Werkzeugkasten der Fed befinden sich die klassischen Instrumente internationaler Zentralbanken. Dazu gehören die Mindestreserven, die die Geldhäuser bei ihrer Notenbank vorhalten müssen. Verschiedene Tendergeschäfte, mit denen sie sich Geld bei der Zentralbank holen können. Der Schlüsselzins der Fed ist die Federal Funds Rate, die die Banken untereinander verlangen können. Sie wurde im Zuge der Krisen seit 2008 auf 0,0 bis 0,25 Prozent gesenkt.

Wertpapierkäufe sind ein weiteres Instrument, das zusätzlich zur Null-Zins-Politik eingesetzt wird. Die Fed kaufte nach der Immobilien- und Bankenkrise zwischen 2008 und 2014 im großen Stile hypothekenbesicherte Wertpapiere, Staats- und Unternehmensanleihen, um die angeschlagene Finanzbranche zu entlasten.

Diesen drei Programmen, QE 1 bis 3 genannt, folgte 2020 wegen der Corona-Pandemie ein viertes Programm, QE 4. Im Zuge dieser Käufe, die eher die Ausnahme denn die Regel sein sollen, blähte sich die Bilanzsumme der US-Notenbank auf bis zu zehn Billionen Dollar auf.

Alan Greenspan – die Legende unter den Fed-Chefs

Alan Greenspan stand 18 Jahre an der Spitze der US-Notenbank. Zwischen 1987 und 2006 genoss er das Vertrauen der vier Präsidenten Ronald Reagan, George Bush, Bill Clinton und George W. Bush. Er erwarb sich den Ruf, der einflussreichste Mensch der Welt zu sein, weil alle zuhörten, wenn er sich öffentlich äußerte. Greenspan war die Macht seiner Worte bewusst, in dem er einmal sinngemäß sagte: "Ich kann Antworten auf Fragen geben, die eigentlich nicht zu beantworten sind. Aber der Fragende hat schließlich das Gefühl, die von ihm gewünschte Antwort bekommen zu haben."

Das Geschick, sich in schwierigen Zeiten richtig ausdrücken zu können, ist eine Anforderung, die nicht im "Federal Reserve Act" von 1913 festgelegt ist.

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