Erntereifer Weizen leuchtet auf einem Getreidefeld vor blauem Himmel.
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Die Ukraine-Krise hat Auswirkungen auf den Weizenpreis, denn die Ukraine und Russland sind international bedeutende Exporteure

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Ukraine-Krise: Weizen wird deutlich teurer

Der Preis für Weizen ist massiv gestiegen. Vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise gab es den größten Preissprung seit fast 13 Jahren. Die Ukraine und Russland sind bedeutende Exporteure auf dem internationalen Weizenmarkt.

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Schon seit dem vergangenen Jahr zieht der Weizenpreis kontinuierlich an. Seit dem Krieg in der Ukraine ist er regelrecht explodiert. Die Ukraine-Krise hat Auswirkungen auf die internationalen Lebensmittelmärkte und sie hat Folgen für die bayerische Wirtschaft und die heimischen Verbraucher.

Strom, Gas, Diesel – und jetzt auch noch der Dünger: Alles wird teurer. Die hohen Betriebskosten machen bayerischen Landwirten zu schaffen. Für Landwirt Thomas Koller aus Greilsberg bei Landshut kommt der hohe Weizenpreis deshalb gerade recht. "Das Feld, auf dem wir hier stehen, das sind meine Aktien, die jedes Jahr wieder wachsen und ich versuche halt, die zum besten Zeitpunkt zu verkaufen." Auf 50 Hektar baut Landwirt Koller Weizen an. Noch sind die Pflanzen klein, aber mehr als die Hälfte der Ernte hat er bereits verkauft. Über einen Vorvertrag. Zu einem sehr guten Preis.

Die massiven Turbulenzen auf den globalen Märkten wirken sich auch auf die heimische Landwirtschaft aus. Die Ukraine ist einer der größten Weizen-Exporteure weltweit. Die Angst vor Weizenknappheit macht die Ware zu einem gefragten Gut. Der Preis für Weizen steigt weltweit.

Schwierige Zeiten für alle, die Weizen einkaufen müssen

In der Leitzachtal-Mühle im Landkreis Miesbach muss Müller Norbert Seeger knallhart rechnen, denn der Rohstoff macht 75 Prozent seiner Betriebskosten aus. Ihn hat die aktuelle Preisexplosion völlig unvorbereitet getroffen. "Wir haben eigentlich eher damit gerechnet, dass der Preis ein bisschen fällt. Aber dass das jetzt eintritt, damit haben wir alle nicht gerechnet, diese Situation, die wir jetzt gerade haben."

"Ich habe gestern eigentlich den teuersten Weizen meines Lebens gekauft.“ Norbert Seeger, Müller

330 Euro musste er pro Tonne bezahlen. Der Weltmarktpreis für Weizen hat binnen einer Woche um fast 15 Prozent angezogen. Die wirtschaftlichen Folgen des Krieges in Osteuropa bringen die Kalkulation gewaltig ins Wanken. "Es wird schwierig. Es wird so sein, dass wir die knapp gerechneten Preise nochmal erhöhen müssen", sagt Seeger.

Verbraucher bekommen Preiserhöhung zu spüren

Eine Besserung ist aktuell nicht in Sicht. Der internationale Rohstoff-Markt befindet sich im Krisenmodus – und dem kann sich auch diese bayerische Mühle nicht entziehen. Deutschland produziert viel Weizen selbst und ist deshalb nicht auf den Import angewiesen. Eine Weizenknappheit – wie in Nordafrika oder Teilen Asiens – wird es hier voraussichtlich nicht geben. Einen massiven Preisanstieg allerdings schon.

"Wir müssen hier mit drastischen Verteuerungen rechnen"

"Für den deutschen Verbraucher bedeutet dies, dass nicht nur Getreide im Ganzen und Getreideprodukte wie Brot beispielsweise teurer werden, sondern es wird auch seine Auswirkungen haben auf die Braugerste und damit auf unser Bier," sagt Jörg Reisenweber von der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. "Es wird Auswirkungen haben auf die Futtermittel und somit dann gegebenenfalls auch auf tierische Produkte, Schweine, Milch und so weiter. Also wir müssen hier mit drastischen Verteuerungen rechnen."

Kostendruck auch im Bäcker-Handwerk

Eine Bio-Bäckerei in München hat die Preise für ihre Backwaren erst vor vier Monaten angehoben – mit durchschnittlich 3 Prozent allerdings noch deutlich unter der aktuellen Inflationsrate von 5,1 Prozent. "Es sind Sachen wie Ölsaaten teurer geworden, Marzipan-Kuvertüren", sagt Bäckerei-Inhaber Ludwig Neulinger. "Natürlich sind auch die Löhne, schwerpunktmäßig aber die Energiekosten gestiegen." Mit den hohen Kosten für Weizen und damit auch für Mehl dreht sich die Preisspirale weiter nach oben – und wird auch den Markt für Bio-Produkte auf Dauer nicht verschonen.

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