Hubert Aiwanger, (Freie Wähler) Stellvertretender Ministerpräsident und bayerischer Staatsminister für Wirtschaft, Landentwicklung und Energie, gibt im Plenarsaal des bayerischen Landtag eine Regierungserklärung ab.
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Plenarsitzung im Landtag

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Münchner Runde live: Bayerns Wirtschaft unter Druck

Der Ukrainekrieg, Energiepreise und das Ziel in Zukunft nachhaltig zu wirtschaften stellen die Unternehmen vor große Herausforderungen. Wie sieht die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Bayern aus? Darüber diskutiert die Münchner Runde ab 20.15 Uhr.

Über dieses Thema berichtet: Münchner Runde am .

Führen die Klimaschutzmaßnahmen der Ampel-Regierung wirklich zu einer Deindustrialisierung des Wirtschaftsstandorts Bayern? Viele heimische Unternehmen haben bereits jetzt mit den hohen Energiekosten zu kämpfen. Dass es auch anders geht, zeigt sich am Beispiel der Sick AG, die im Baden-Württembergischen angesiedelt ist, aber weltweit agiert.

Die Sick AG ist ein Hersteller von Analyse-, Mess- und Bewegungssensoren, wie sie beispielsweise in der automatischen Fahrzeugnavigation zur Kollisionsvermeidung eingesetzt werden. Allein im Jahr 2022 erwirtschaftete die Sick AG 2,2 Milliarden Euro. Vor rund zwölf Jahren begann die Miteigentümerin und Aufsichtsrätin Dorothea Sick-Thies, das Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit voranzutreiben. 2014 bekamen sie dafür den Umweltpreis des Landes Baden-Württemberg.

"Ökonomie und Ökologie gehören zusammen"

Für Dorothea Sick-Thies und das Unternehmen hat sich die Umstellungen also gelohnt. Aber was genau wurde unternommen? Sick-Thies erzählt, wie sie Solaranlagen auf den Dächern installieren ließ, auf Ökostrom umstellte und in eine Flotte von Elektroautos investierte. Denn für die Aufsichtsrätin und Miteigentümerin ist klar, dass Ökonomie und Ökologie zusammengehören und auch zusammen gedacht werden müssen.

Eigene Energie dank Solaranlagen auf den Dächern

Dank einer Studie, die das Unternehmen in Auftrag gegeben hat, konnte gezeigt werden, dass sich die Investitionen in die Solaranlagen auf den Dächern schon nach drei Jahren amortisieren. Wachstum ohne CO2-Emissionen – das kann funktionieren, meint Prof. Veronika Grimm, eine der Wirtschaftsweisen, die die Bundesregierung berät. "Man muss auf grünen Strom oder eben auf grünen Wasserstoff umsteigen. Das geht mit hohen Investitionskosten einher und ist natürlich teuer, aber durchaus machbar."

Unternehmerin Dorothea Sick-Thies
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Unternehmerin Dorothea Sick-Thies

Mobilität und Fleischkonsum

Auch beim Thema Mobilität ist in dem weltweit agierenden Unternehmen Nachhaltigkeit unabdingbar: "Die Mitarbeiter müssen einander auch treffen", sagt Sick-Thies. Um den ökologischen Fußabdruck der Flüge auszugleichen, setzt sie auf CO2-Kompensation mithilfe der Nonprofit-Plattform atmosfair.

Und als überzeugte Vegetarierin machte sie in Sachen Klimaschutzmaßnahmen auch vor der Betriebskantine nicht halt: "Wir müssen weniger Fleisch essen", sagt sie, "weil der CO2-Ausstoß in der Landwirtschaft einfach so wahnsinnig groß ist." Darum gilt in der Betriebskantine ihres Unternehmens: Wer Fleisch essen will, muss dafür extra zahlen. Ganz ohne Widerstand lief die Umstellung jedoch nicht ab – man sei ein männerdominiertes Unternehmen, erklärt Sick-Thies, "und das war schon auch ein schwieriges Thema".

Mittlerweile sei die Belegschaft jedoch überzeugt, so Sick-Thies. "Die Mitarbeiter sagen mir, wir arbeiten nur bei der Firma Sick, weil sie so hohe ökologische und soziale Standards haben."

Klimaschutz-Maßnahmen sind für Unternehmen unausweichlich

Dabei ist Sick-Thies zufolge die Umstellung auf einen nachhaltigen Betrieb längst nicht mehr nur notwendig, sondern unausweichlich. Das heißt, über kurz oder lang werden alle Unternehmen umstellen müssen. Dies bestätigt auch Wirtschaftsweise Veronika Grimm – die Politik habe die Leitplanken gesetzt: "Ich glaube, auch die politischen Entscheidungen sind erst im Laufe der letzten Jahre konsequenter geworden. Man hat das Klimaschutzabkommen von Paris, man hat den Green Deal beschlossen und jetzt ist klar: Europa strebt an, 2050 klimaneutral zu werden, Deutschland sogar 2045."

Und je klarer diese Entscheidungen getroffen wurden, so Grimm, desto klarer habe sich auch die Wirtschaft darauf eingestellt, ihre Prozesse umstellen zu müssen. Mittlerweile sei offenkundig, dass wirklich alle Unternehmen dafür sorgen müssten, ihre Produktionsprozesse klimaneutral zu gestalten.

Münchner Runde Live

Dorothea Sick-Thies und Prof. Veronika Grimm diskutieren am Mittwoch, 26. Juli 2023, um 20.15 Uhr mit Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger in der Münchner Runde im BR Fernsehen. Außerdem zu Gast: Ludwig Hartmann, Fraktionsvorsitzender bei den Grünen Bayern, sowie Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V.

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