Kollegen bei der Inventur in einer Logistikfabrik.
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Gleicher Job - aber auch gleiche Bezahlung? Kollegen bei der Inventur in einer Logistikfabrik.

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Bayerns Gender Pay Gap liegt deutlich über Bundesdurchschnitt

Auch im Jahr 2024 bekommen berufstätige Frauen im Durchschnitt etwa ein Fünftel weniger Geld ausgezahlt als Männer. Das hat nicht nur mit der Berufswahl zu tun, sondern auch mit dem Alter.

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft am .

Zwei Menschen gehen morgens zur Arbeit. Beide haben vor genau gleich vielen Jahren nach der gleichen Berufsausbildung bei genau demselben Unternehmen angefangen und sitzen im selben Büro nebeneinander, um derselben Tätigkeit nachzugehen. Aber die eine Person bekommt pro Stunde 1,68 Euro mehr ausgezahlt als die andere. Und das hat - um in diesem Bild zu bleiben - allein damit zu tun, dass die zweite Person einen weiblichen Vornamen trägt.

Reale Lohnlücke bei sieben Prozent

Laut dem Landesamt für Statistik in Bayern liegt für das Jahr 2023 der "bereinigte Gender Pay Gap" im Freistaat bei sieben Prozent, oder eben bei 1,68 Euro. "Bereinigt" deshalb, weil das die Summe ist, die übrigbleibt, wenn man alle anderen Faktoren herausrechnet, die dazu führen können, dass eine Frau weniger Geld verdient als ein Mann in vergleichbarer Lebenssituation. Im Bundesvergleich liegt diese Lücke bei sechs Prozent.

Der "unbereinigte Gender Pay Gap" liegt in Bayern sogar bei 21 Prozent und damit drei Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt. In beiden Statistiken hat sich der Wert seit 2021 nicht mehr verändert. In Zahlen bedeutet das: Eine berufstätige Frau erhält in Bayern einen durchschnittlichen Stundenlohn in Höhe von 21,24 Euro. Ein Mann hingegen 26,85 Euro.

Grafik: Faktoren, die zu einem Verdienstunterschied führen

Je älter, desto abgehängter sind die Frauen

Die Verdienstlücke vergrößert sich mit zunehmendem Alter. Bei den unter 25-Jährigen ist der Verdienstabstand noch am geringsten, meist weniger als ein Euro ist er da. Ab 30 dann kommt der Knick: Wenn viele Frauen zum ersten Mal Mutter werden, öffnet sich die Schere und der Verdienstunterschied wächst auf circa vier Euro an. In der Altersgruppe der 60- bis 64-Jährigen sind es dann um die zehn Euro, beziehungsweise 32 Prozent. Entscheidend ist dabei, wie gut bezahlt die bezahlte Arbeit ist, der die Personen nachgehen und wie viel in Teilzeit gearbeitet wird.

"Es ist ungerecht, dass Frauen für die gleiche Arbeit schlechter bezahlt werden, als ihre männlichen Kollegen", äußert sich Bayerns Familien- und Arbeitsministerin Ulrike Scharf (CSU) dazu in einer Pressemitteilung. "Patriarchale Strukturen und Denkmuster prägen traditionelle Geschlechterrollen und -erwartungen, die Frauen und Männer in bestimmte Stereotypen drängen", so Scharf weiter.

Ähnlich äußert sich auch die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft zum Thema: Es müsse der "Weg zu einer vollzeitnahen Beschäftigung" geebnet werden, heißt es da ebenfalls in einer Pressemitteilung. Dafür müsse vor allem die Betreuungsinfrastruktur verbessert werden. Denn "mit einer höheren und längeren Erwerbsbeteiligung von Frauen kann auch ein Beitrag zur Fachkräftesicherung geleistet werden", so die vbw.

Verdienstunterschiede spätestens im Alter deutlich zu spüren

Doch wenn es um den Gender Pay Gap geht, spielen nicht nur die Frage nach Gerechtigkeit oder Fachkräftesicherung eine Rolle - auch die sozialen Fragen kommen dann schnell ins Gespräch. Denn wer wenig oder gar nicht arbeitet, zahlt weniger oder kein Geld in die sozialen Sicherungssysteme ein und hat dann, wenn anderer Leute Erwerbsbiografien enden, zu wenig, um mit der eigenen Rente und dem Ersparten gut über die Runden zu kommen.

Statistisch gesehen spiegeln sich dann die unterschiedlichen Erwerbs-Biografien zwischen Frauen und Männern in der Gender Pension Gap wider: Im Schnitt müssen Frauen im Alter mit jährlich 7.600 Euro weniger auskommen als Männer. Drei Prozentpunkte höher ist ihre Gefahr, in Altersarmut zu rutschen.

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