Marcus Poellinger, Vorstandsvorsitzende der BayWa AG
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Investoren und Aufsichtsrat zweifeln offenbar an BayWa-Vorstandschef Marcus Pöllinger

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Führungskrise bei der BayWa: Vorstandschef kurz vor Entlassung?

Der Vorstandsvorsitzende der Münchner BayWa AG, Marcus Pöllinger, steht offenbar kurz vor der Entlassung. Das haben Unternehmenskreise dem BR bestätigt. Am Freitag soll demnach über die Zukunft von Pöllinger beraten und entschieden werden.

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft am .

Marcus Pöllinger galt eigentlich als eine gute Besetzung, als er am ersten April 2023 - also vor nicht einmal einem Jahr - den Vorsitz bei der BayWa AG übernahm. Doch nun muss der Topmanager damit rechnen, seinen Job nach nur wenigen Monaten wieder zu verlieren.

Ein "BayWa-Eigengewächs" rückt an die Spitze

Der 45-jährige Betriebswirt verbrachte sein ganzes bisheriges Berufsleben in verschiedenen Funktionen beim Münchner Mischkonzern. Seit 2018 ist er auch Mitglied im Vorstand und rückte dann an die Spitze, um für "Kontinuität im Vorstand und Aufsichtsrat zu sorgen", wie es damals hieß.

Doch jetzt soll es in Zusammenhang mit Pöllinger einen Compliance-Fall geben, also einen Verstoß gegen die Regeln guter Unternehmensführung, wie Unternehmenskreise dem Bayerischen Rundfunk bestätigt haben. Auch soll es Ärger im Vorstand geben. Um was es dabei gehen soll, ist nicht bekannt. Der Compliance-Fall ist aber vermutlich recht gravierend. Denn offenbar wird am Freitag extra auf einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung darüber beraten.

Es knirscht offenbar in der Chefetage

Wie es weiter heißt, hat Pöllinger das Vertrauen von Aufsichtsratschef Klaus-Josef Lutz verspielt. Der umtriebige Topmanager Lutz war 15 Jahre lang Chef der BayWa. Er hat die Internationalisierung des Konzerns vorangetrieben, bevor er dann im Juni vergangenen Jahres den Aufsichtsratsvorsitz übernahm. Lutz ist heute unter anderem auch Präsident des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages.

Investoren enttäuscht

Aber auch die Performance des neuen Vorstandvorsitzenden scheint nicht allen gefallen zu haben. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern hat sich in den ersten neun Monaten des Jahres mehr als halbiert auf unter 215 Millionen Euro. Der Umsatz sank in den ersten neun Monaten um rund zwei Milliarden auf 18,2 Milliarden.

Ob der Vorstand sein Anfang November bestätigtes Jahresziel von 320 bis 370 Millionen Euro erreicht hat, wird sich erst in einigen Wochen zeigen, wenn die Bilanz vorgelegt wird. Die Investoren scheinen schon länger zu zweifeln. Seit dem Amtsantritt von Pöllinger haben die Aktienkurse der BayWa AG um rund 35 Prozent eingebüßt.

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