Mitarbeiter in einem Großraumbüro
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Die Zahl der Firmenneugründungen steigt wieder (Symbolbild)

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Firmen-Gründungen legen deutlich zu – München pro Kopf vorn

Höhere Zinsen, Ukraine-Krieg und zögernde Investoren haben die Start-up-Szene 2022 ausgebremst. Nun steigt die Zahl der Neugründungen wieder und München liegt bei den Start-ups pro Kopf sogar vorne. Doch die Konkurrenz ist stark, vor allem in Berlin.

2022 war für Gründer ein Krisenjahr - doch nun entstehen in Deutschland wieder deutlich mehr Firmen-Startups. Im ersten Halbjahr 2023 stieg die Zahl der Neugründungen gemessen am zweiten Halbjahr 2022 um 16 Prozent auf knapp 1.300, wie eine in Berlin veröffentlichte Studie des Bundesverbands Deutsche Startups zeigt.

Branchenmäßig gab es den stärksten Zuwachs laut Verband im Bereich Tourismus mit einem Plus von 111 Prozent. Auch die Sektoren Mobilität, Lebensmittel sowie Software legten deutlich zu. Den stärksten Einbruch gab es mit einem Minus von 62 Prozent im Bereich Blockchain und Krypto.

München bei Gründungen pro Einwohner vorne

Vor allem die Hauptstadt sei nach dem Einbruch im vergangenen Jahr mit 40 Prozent mehr Neugründungen (262) zurückgekommen, hieß es. Gerade Berlin hatte das raue Umfeld für Start-ups 2022 mit schwierigen Finanzierungsbedingungen besonders zu spüren bekommen. Prozentual ähnlich stark legte Hamburg mit 90 Gründungen zu.

In München wuchs die Zahl der Gründungen nach dem Start-up-Einbruch in Bayern im Jahr 2022 dagegen nur leicht um zwei Prozent auf 95. Allerdings liegt die bayerische Landeshauptstadt in Relation zur Einwohnerzahl in Deutschland an der Spitze: In München gab es in den zwölf Monaten von Juli 2022 bis Juni 2023 rechnerisch 12,6 Neugründungen von Start-ups pro 100.000 Einwohnern, das etwas mehr als in Berlin (12,3).

Hälfte aller Start-up-Investitionen geht nach Berlin

In absoluten Zahlen liegt Berlin allerdings weit vorne. Und Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) ist optimistisch, dass die Bundeshauptstadt künftig auch bei den Neugründungen pro Einwohner wieder den Spitzenplatz einnehmen wird.

Der Anstieg der Neugründungen um 40 Prozent zeige, dass "unser Ökosystem für Neugründungen gute Bedingungen bietet". Schon heute sei Berlin "zusammen mit London die beliebteste Start-up-Metropole in Europa", sagte Giffey: "Die Hälfte aller Investitionen in Deutschland in dem Bereich gehen nach Berlin."

Ukraine-Krieg und Zinshoch verpassten Start-ups einen Dämpfer

Deutsche Start-ups hatten einen langen Boom erlebt und 2021 Rekorde bei der Finanzierung durch hoffnungsfrohe Investoren verzeichnet. Dabei konnten Start-ups sogar von der Corona-Pandemie profitieren: So bekam die Digitalisierung einen Schub - ob bei Finanzgeschäften, Essenslieferungen oder beim Online-Shopping.

Doch mit dem Ukraine-Krieg, steigenden Zinsen und Unsicherheit in der Wirtschaft hatte sich der Markt gedreht: Investoren hielten sich zurück, Start-ups strichen reihenweise Jobs. Auch bei den Neugründungen ging es laut Start-up-Verband bergab - von knapp 3.200 im Rekordjahr 2021 auf 2.619 im Jahr 2022. Die fast 1.300 Neugründungen im ersten Halbjahr 2023 bedeuten also noch immer ein vergleichsweise niedriges Niveau.

Gründer-Verband hofft auf Rückkehr zu altem Wachstum

Der Start-up-Verband wertet die Gründungszahlen im Frühjahr sowie im Juni dennoch als Rückkehr zum Aufwärtstrend der vergangenen Jahre in Deutschland. "Nach dem Einbruch der Neugründungen im Jahr 2022 ist das ein wichtiges Signal für die Wirtschafts- und Innovationskraft unseres Landes", sagte der Vorstandsvorsitzende Christian Miele.

Start-ups funktionieren auch abseits der Metropolen

Bemerkenswert sei, dass sich im Ranking der Gründungen pro Kopf mit Karlsruhe, Darmstadt und Heidelberg drei forschungsnahe Standorte unter den Top Fünf befänden, so Miele. Das zeige das Potenzial jenseits von Start-up-Hotspots wie Berlin und München.

"Um unsere Stärke in der Forschung besser zu nutzen, müssen wir das Thema Unternehmertum in den Hochschulen prominenter machen und rechtlich-bürokratische Hürden bei der Ausgründung senken", so der Verbandschef: "Gelingt das, werden wir an deutschen Universitäten noch viele Start-up-Gründungen sehen."

Mit Informationen von dpa

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