Enttäuscht: Alexander Nollenberger (l.) und Luke Hemmerich
Bildrechte: picture-alliance/dpa

Enttäuscht: Alexander Nollenberger (l.) und Luke Hemmerich

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

SpVgg Bayreuth - die Gründe für den Abstieg

Zwei Spieltage vor Saisonende steht fest: Für die SpVgg Bayreuth geht es nach nur einem Jahr in der 3. Liga zurück in die Regionalliga. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Der wichtigste: Die Qualität im Kader reichte schlicht nicht aus.

Über dieses Thema berichtet: Blickpunkt Sport am .

Nur neun Siege, dafür 23 Niederlagen und die mit Abstand schlechteste Defensive aller Drittligisten - die Bilanz der SpVgg ist die eines Absteigers. Zwar war den Verantwortlichen von Anfang an klar, dass es sehr schwer werden würde, die Klasse zu halten. Dass es nach dem 1:4 (1:1) gegen Viktoria Köln nun bereits zwei Spieltage vor Saisonende so weit ist, ist dennoch enttäuschend.

Die Planungen für den Neustart in der Regionalliga Bayern haben begonnen. Mittelfristig möchten die Oberfranken zurück in den Profifußball. Erstmal steht aber die Analyse dieser Spielzeit an.

Saisonverlauf: Wie eine Fahrt in der "Wilden Maus"

Auf die Aufstiegseuphorie folgte recht schnell die Ernüchterung: Mit einem der kleinsten Etats aller Drittligisten und dem als Cheftrainer noch unerfahrenen Thomas Kleine startete die "Altstadt" das Abenteuer 3. Liga und legte prompt einen Fehlstart hin. Erst am 4. Spieltag sammelte man die ersten Punkte ein (1:0 gegen Osnabrück). Danach sollte es bis zum 11. Spieltag (1:0-Sieg in Meppen) dauern, bis der nächste Dreier eingefahren werden konnte.

Das Problem in der ersten Saisonhälfte war vor allem die Offensive: In keinem Spiel bis zur Winterpause erzielten die Gelb-Schwarzen mehr als einen Treffer - das reichte zu selten, um auch zu punkten. Die Leistungen schwankten: Auf starke, aber manchmal unglückliche Auftritte folgten schwache Spiele wie das 0:6 gegen Saarbrücken. Erst im neuen Jahr flutschte es im Angriff besser, allerdings zu Lasten der Stabilität.

Die Saison glich einer Fahrt in der "Wilden Maus". Ständig ging es rauf und runter, und so mancher Richtungswechsel schüttelte die Mannschaft durch. Als man im Frühjahr plötzlich über dem Strich stand, wähnte man sich auf einem guten Weg. Doch nach den überraschenden Auswärtssiegen in Osnabrück (3:2) und Dresden (2:1) ging es in der entscheidenden Saisonphase wieder bergab.

Von den vier Heimspielen gegen direkte Abstiegskonkurrenten konnte man nur zwei gewinnen (Zwickau und Meppen), gegen Oldenburg und Halle setzte es Heimniederlagen. Auf eine Trainerdiskussion ließ sich der Klub nicht ein, stattdessen hielten die Verantwortlichen auch in der Krise an Kleine fest. Dazu kamen unschöne Nebengeräusche wie die vorübergehende Suspendierung von Verteidiger Felix Weber, die die Konzentration störten. Am 35. Spieltag fand sich die SpVgg auf dem letzten Tabellenplatz wieder. Das 1:4 gegen Köln besiegelte dann den Abstieg.

Zu wenig Qualität im Kader - Nur ein Neuzugang überzeugte

Bis auf wenige Ausnahmen hielt die SpVgg die Aufstiegsmannschaft zusammen und holte mit Jann George, Eroll Zejnullahu, Moritz Heinrich, Luke Hemmerich und Alexander Groiß ein paar drittligaerfahrene Akteure dazu. Wirklich überzeugen konnte davon einzig Zejnullahu, und das auch erst nach einer Eingewöhnungszeit.

Lediglich der Kosovare und Heinrich erkämpften sich einen Stammplatz. Hemmerich und Groiß kamen, wenn überhaupt, von der Bank, George hatte zu viel mit Verletzungen zu kämpfen und konnte die Erwartungen ebensowenig erfüllen wie der in der Winterpause nachverpflichtete Agyemang Diawusie.

Insgesamt reichte die Qualität im Kader einfach nicht aus: Vorne war das (Umschalt-)Spiel zu sehr auf Alexander Nollenberger zugeschnitten, den auffälligsten SpVgg-Akteur und besten Torschützen der Saison (neun Treffer). Hinten zeichnete sich mehr und mehr ab, dass es einfach nicht reichte für die 3. Liga. Dazu kamen Verletzungen und die Weber-Suspendierung.

Eine Stammelf kristallisierte sich nie so richtig heraus. Selbst auf der Torwartposition wurde zwischen Sebastian Kolbe, der zunächst das Vertrauen hatte, dann aber einige Male patzte, und Luca Petzold hin- und hergewechselt.

Leicht ausrechenbar und kaum Gefahr durch Standards

Thomas Kleine hatte vor seinem Engagement in Bayreuth als Co-Trainer gearbeitet, u.a. unter Friedhelm Funkel bei Fortuna Düsseldorf. Für den früheren Bundesliga-Verteidiger war die SpVgg die erste Station als Cheftrainer im Profifußball. Seine bevorzugte Taktik, auch bei Heimspielen: Den Gegner kommen lassen und schnell umschalten.

Das klappte im DFB-Pokal gegen Zweitligist Hamburger SV (1:3 nach Verlängerung) zwar ganz gut, in der Liga aber zu selten. Die SpVgg war zu leicht ausrechenbar. Leichtere Korrekturen, etwa die Einführung der Mittelfeldraute, zeigten immer nur kurzzeitig Wirkung, bis sich die Gegner wieder darauf eingestellt hatten. Standards waren über die gesamte Saison überhaupt kein Faktor.

Trotzdem stärkte der Klub seinem Trainer immer den Rücken. Selbst Kleines Freistellung drei Spieltage vor Saisonende sei nicht sportlich begründet gewesen, sondern sei erfolgt, um einen Neuanfang einzuleiten, bei dem Kleine nicht mehr dabei gewesen wäre. Auch wenn Kleines Arbeit hoch geschätzt wurde: Am Ende muss sich der Klub eingestehen, vielleicht zu lange an ihm festgehalten zu haben.

Die Rafati-Tabelle

Was sich wie ein roter Faden durch die Spielzeit zog, war das fehlende Spielglück und das fehlende Standing bei den Unparteiischen. Gesellschafter Wolfgang Gruber verstieg sich gegenüber BR24Sport sogar zu der Aussage: "Es ist eine offizielle Regel des DFB, dass die SpVgg Bayreuth keinen Elfmeter kriegt." Fakt ist: Kein einziger Elfmeter wurde der Altstadt zugesprochen, die sich deutlich benachteiligt fühlt.

Das unterstreichen zwei Tabellen, die der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter Babak Rafati für ein Fußballportal führt. Diese bilden ab, dass die SpVgg von allen Klubs am häufigsten benachteiligt wurde (u.a. wurden Bayreuth demnach zehn berechtigte Elfmeter verweigert) und gleichzeitig nur dreimal von Fehlentscheidungen profitiert hat, so wenig wie sonst kein Team. Auch ein Teil der Wahrheit.

Am Ende war es aber wohl die fehlende Qualität im Kader, die den sofortigen Wiederabstieg besiegelt hat. Es gilt, aus den Fehlern zu lernen, damit bei einem neuen Anlauf in den Profifußball besser läuft.

Spielszene Bayreuth gegen Viktoria Köln
Bildrechte: imago images / Kolb
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Spielszene Bayreuth gegen Viktoria Köln

"Hier ist Bayern": Der neue BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!