10.09.2023, Philippinen, Manila: Basketball: WM, Serbien - Deutschland, K.o.-Runde, Finale: Das deutsche Team jubelt mit der Trophäe über den Sieg. Foto: Michael Conroy/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Die deutschen Basketballer feiern den WM-Titel in Manila

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Basketball-WM-Gold: Sensation, aber kein Zufall

Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft krönt sich in Manila zum Weltmeister und schreibt Sportgeschichte. Der Titelgewinn ist zwar eine Sensation, aber kein Zufall. Die Wurzeln des Erfolges liegen auch in Bayern.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport im Radio am .

Der deutsche Basketball hat am Sonntag Historisches geschafft. Das Team von Gordon Herbert stand zum ersten Mal überhaupt in einem WM-Finale und gewann dieses mit 83:77 gegen Serbien. Der Triumph in Manila kommt aber nicht von ungefähr, sondern ist der Ertrag jahrelanger Arbeit.

Weltmeister Andreas Obst und FC-Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic sind am Sonntag ab 21.45 Uhr zu Gast in "Blickpunkt Sport" im BR Fernsehen!

Rückblick: Herberts Einstand als Bundestrainer misslang

Vater des Erfolges ist Gordon Herbert. Der Kanadier trat im September 2021 die Stelle als Basketball-Bundestrainer an – und verlor direkt zum Einstand. 66:69 hieß es am Abend des 25. November in Nürnberg. Ein missglückter Start in die WM-Qualifikation, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht erahnen ließ, dass Team Deutschland knapp zwei Jahre später den WM-Pokal in Manila gen Hallendach recken würde. Man muss allerdings zugeben, dass die damalige Mannschaft mit den Siegern vom Sonntag personell wenig zu tun hatte.

Herberts erste Trainer-Station in Deutschland war übrigens die DJK Würzburg. Von 2000 bis 2001 coachte der heute 54-Jährige die Unterfranken. Dirk Nowitzki verpasst er nur knapp. Der größte deutsche Basketballer aller Zeiten war bereits ein Jahr zuvor in die NBA gewechselt.

Erfolg kündigte sich an: Erst EM-Bronze, jetzt WM-Gold

Aber zurück zu Weltmeistermacher Herbert, der auf eine beeindruckende Turnier-Bilanz zurückblickt: Bronze bei der Heim-Europameisterschaft 2022 und nun die Krönung in Manila zum Weltmeister. Dabei wäre im letzten Sommer sogar noch mehr drin gewesen. Das deutsche Team scheiterte im Halbfinale an Spanien denkbar knapp – zwischenzeitlich hatte man mit zehn Punkten in Führung gelegen. Das Turnier in Deutschland war also etwas wie ein Vorbote dessen, was am Sonntag dann passierte.

BBV-Präsident Wernthaler: Erfolg ist "kein Zufall"

Ein Triumph, dessen Wurzeln in der Vergangenheit liegen. Für Bastian Wernthaler, den Präsidenten des bayerischen Basketball-Verbandes (BBV), ist der Erfolg "seit vielen Jahren gewachsen" und "kein Zufall", so Wernthaler im Interview mit der radioWelt auf Bayern 2.

Im Gespräch hebt er besonders die "Jugendförderung des deutschen Basketball-Bundes in den Jugendbundesligen und in den Landesförderungen" hervor. "Die meisten Spieler, die auf dem Parkett standen, sind durch diese Schule gegangen, kennen sich daher auch sehr lange."

Erfolgreiche Nachwuchsarbeit

Ähnlich argumentierte bereits Ex-Nationalspieler Bastian Doreth in "Blickpunkt Sport". "Vor Jahren wurde der Grundstein gelegt, als man die Jugend- und die Nachwuchsbundesliga eingeführt hat", erklärte der gebürtige Nürnberger Doreth, der inzwischen für den Zweitligisten Nürnberg Falcons BC spielt, in der Sendung vom 3. September. 2008 hatte der Deutsche Basketball-Bund (DBB) die Jugendbundesliga (bis 16 Jahre) und die Nachwuchsbundesliga (bis 19 Jahre) eingeführt. Zusätzlich begrüßt der 34-Jährige, "dass man die Vereine dazu verpflichtet hat, in den Nachwuchs zu investieren". Nach Meinung vieler Experten finden junge Nachwuchsspieler in diesen Ligen viel Spielzeit und einen hohen Konkurrenzkampf.

Auch die sogenannte "6+6-Regel" wirke sich positiv aus. "Es müssen mindestens sechs Deutsche im Aufgebot jedes Bundesligisten stehen", erklärt Doreth im BR Fernsehen. Das seien alles "Dinge, die jetzt sichtbar werden, und die haben dazu beigetragen, dass wir jetzt so eine tolle Nationalmannschaft haben".

Gute Nachwuchsabteilungen der Bundesligisten

Ein Team mit Spielern, die die Nachwuchsabteilungen der Bundesligisten durchlaufen haben. Früher war Bamberg eine Top-Adresse. Johannes Thiemann (mittlerweile bei Alba Berlin aktiv) startete nach ersten Gehversuchen beim TV 1848 Erlangen seine Karriere im Nachwuchs der Oberfranken und wurde in das Bamberger "Farmteam" 1. FC Baunach verliehen. Auch Andreas Obst, der inzwischen für den FC Bayern Basketball aufläuft und im Halbfinale gegen die USA der Matchwinner war, hat seine sportlichen Wurzeln in Bamberg.

Ein weiterer Nachwuchsstandort ist Alba Berlin, wo Niels Giffey (inzwischen FC Bayern Basketball) und die Wagner-Brüder Franz und Moritz, die aktuell in der NBA bei Orlando Magic unter Vertrag stehen, ihre ersten Schritte auf der Platte taten. Der aktuelle FC-Bayern-Basketball-Profi Isaac Bonga wurde in Frankfurt bei den Fraport Skyliners ausgebildet – unter Trainer Gordon Herbert. Der Kanadier war von 2013 bis 2019 Headcoach in der Hessenmetropole und formte auch Nationalspieler Johannes Voigtmann (inzwischen Olimpia Milano).

Kaderbreite so gut wie nie

Der DBB hat aktuell eine Mannschaft beisammen, die vor allem in der Breite so gut besetzt ist wie noch nie. Das letzte erfolgreiche Team (2002 WM-Bronze, 2005 EM-Silber) hatte Dirk Nowitzki als Zugpferd, danach kam lange nichts mehr. Gordon Herbert hat nicht nur die Weltklasse von Kapitän Dennis Schröder in der Mannschaft. Es folgen Spieler wie Franz Wagner oder Johannes Voigtmann. Der gebürtige Würzburger Maximilian Kleber, ebenfalls ein Weltklasseprofi aus der NBA, sagte nach einem Streit mit Schröder ab. Die Leistungsdichte ist enorm.

Deutsche Basketball-Zukunft gesichert

Zudem ist ein Großteil des Teams verhältnismäßig jung und kann dementsprechend noch lange spielen. Somit sind die nächsten Jahre gesichert, und auch um die ferne Zukunft braucht man sich keine Sorgen machen, glaubt BBV-Präsident Wernthaler. "Wir sehen schon jetzt, wie viele Kinder Basketball anfangen wollen." Der Sport sei "absolut im Trend", so Wernthaler in Bayern 2. An diesem Aufschwung haben auch die Helden von Manila ihren Anteil.

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