Insgesamt sind an einem Fußball-Wochenende bis zu einer Million Fans unterwegs. Mit Bus, Bahn und Auto. "Es ist so, dass kaum eine soziale Aktivität so viele Menschen zusammenbringt, wie der Fußball", sagt Fanforscherin Jenny Amann. Amann beschäftigt sich seit Jahren mit Klimawandel und Fußball.
Theoretisch müssten für jeden Bundesliga-Spieltag 60.000 Bäume gepflanzt werden, um den CO2-Ausstoß der Fans zu kompensieren.
Emissionen reduzieren
Alternativ kann man die Emissionen reduzieren. Hier setzt das Projekt "Anpfiff für’s Klima" an, gefördert vom Bundesumweltministerium. Das Projekt will die Fans für ihre Verantwortung auch beim Klimawandel sensibilisieren. Durchgeführt wird es vom Klimabildungsbüro Siegmund Space Education und der Koordinationsstelle Fanprojekte. Gerd Wagner leitet das Projekt. Er meint: "Es wäre ja fatal, wenn der Fußball, der eine enorme gesellschaftliche Bedeutung hat, sich der besonderen Verantwortung nicht stellt und ihr nicht gerecht wird."
Mehr Züge, mehr vegetarisches Essen
Erster Partner ist das Fanprojekt des VfB Stuttgart. Fanvertreter Can Mustafa weiß, dass der größte CO2-Fresser die An- und Abreise vom Stadion sind. Er hat eine konkrete Forderung: "Ich würde mir wünschen, dass es viel mehr Shuttles und Züge gibt", sagt er.
Auch beim Essen sieht Mustafa Nachholbedarf. Vegetarische und vegane Alternativen sind in den Stadien oft Mangelware. Dabei sind diese Gerichte deutlich klimaschonender. Mustafa weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig es oft ist, sich fleischfrei im Stadion zu ernähren: "Natürlich soll es weiter Schnitzel und Wurst geben, aber es kann doch nicht sein, dass es zur 30. Minute heißt: 'Dein Veggie-Taler ist jetzt leider aus, tut mir echt leid'". Mittlerweile gibt es schon erste vegane Fanklubs, die sich generell umweltbewusst strukturieren, wie z.B. Forest Green Allgäu aus Kempten.
Wer wird "Klima-Meister"?
Nicht nur der Klimaschutz, auch die Klimaerwärmung ist für Mustafa ein großes Thema. Es wird immer häufiger heiß, auch an Spieltagen. Mustafa findet, auch darauf müssten Vereine sich einstellen und Menschen am Spieltag kostenfreien Zugang zu Trinkwasser geben.
Schon bald soll es einen sogenannten "Klima-Meister" in der Fußball-Bundesliga geben. Das Projekt "Anpfiff für‘s Klima" hat dafür eine App entworfen, in der Fans bestimmen können, welche Vereine und Stadien beim Klimaschutz die beste Arbeit leisten. Dabei geht es darum, wie viele Fahrradstellplätze das Stadion hat oder wie gut die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ist.
Vereine müssen mitziehen
Klar ist, die Fans können alleine nur einen Teil der Herausforderungen bewältigen, die Verein müssen mitziehen, meint auch Projektleiter Wagner:
"Man kann natürlich leicht sagen: Ich kann mein individuelles Verhalten anders aufstellen und esse jetzt eine Bratwurst weniger, wenn auf der anderen Seite die Profimannschaft von A nach B im Privatjet fliegt oder wenn am helllichten Tag das Flutlicht eingeschaltet wird. Da muss sich ein Verein natürlich auch überprüfen."