Über Sprachbefehle können manche Handys den Notruf betätigen - wenn sie richtig eingestellt sind
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Über Sprachbefehle können manche Handys den Notruf betätigen - wenn sie richtig eingestellt sind

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Mit Siri und Co. in der Not die Polizei rufen: Klappt das?

In einem Park in Würzburg wollten zwei Teenager einen Mann ausrauben. Als der aber sein iPhone per Sprachbefehl anwies, die Polizei zu rufen, flohen die Räuber. Doch funktionieren solche Notrufe wirklich - oder taugen sie nur zum Bluff?

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Auch, wenn so mancher Kulturpessimist moniert, dass die Leute heute nur noch auf ihr Smartphone schauen, statt sich zu unterhalten: In einige Fällen kann so ein schlaues Handy dann doch auch ganz hilfreich sein.

So etwa bei einem aktuellen Fall in Würzburg: Zwei Teenager wollten im dortigen Ringpark einen 25-Jährigen um ausrauben. Der befahl seinem iPhone geistesgegenwärtig: "Hey Siri, rufe die Polizei an!" Als die Jugendlichen das hörten, flohen sie. Die Polizei konnte sie später jedoch fassen.

Per Sprachbefehl den Notruf wählen?

Können Sprachassistenten wie Siri oder auch der "Hey Google"-Assistent uns also aus Notsituationen retten? Das kommt sicherlich nicht zuletzt auf die Kriminellen an, die einem gegenüberstehen. Bei manchen reicht wohl die Möglichkeit, dass der "Siri"- oder "Hey Google"-Satz funktionieren könnte, um sie abzuschrecken, andere werden sich wohl auch von einem realen Anruf mit Polizei am anderen Ende er Leitung nicht vertreiben lassen.

Aber funktionieren solche Notrufe denn überhaupt technisch? Im Prinzip ja - wenn man die entsprechenden Einstellungen wählt.

  • Beim iPhone können die User in der den Einstellungen unter "Siri & Suchen" den Punkt "Siri im Sperrzustand erlauben" anwählen. Fordert man dann Siri dazu auf, die Polizei zu rufen, tut sie das - auch wenn das Handy gesperrt ist. Um Missverständnisse zu vermeiden, läuft ein kurzer Countdown ab. In diesem Zeitraum kann man den Notruf dann noch stoppen. Wer bei der Polizei landen will, sagt am besten direkt "Siri, rufe 110 an".
  • Bei Android-Handys funktioniert der Notruf-Trick in unseren Versuchen nur einschränkt. Dort muss man seine Google-App öffnen, oben rechts auf den Buchstaben klicken, dort die Einstellungen anwählen. Dann drückt man auf den Punkt "Google Assistant", dann auf "Hey Google & Voice Match" und schaltete dann bei "Hey Google" den Regler an. Außerdem schiebt man dann noch unter Einstellungen/Google Assistant/Sperrbildschirm den Regler bei "Antworten von Assistant auf dem Sperrbildschirm" auf "An". Dann kann man Google auch bei gesperrtem Bildschirm befehlen, Anrufe zu tätigen. Allerdings funktionieren Notrufe nur bei manchen Befehlen. "Hey Google, rufe die Polizei an" führt etwa nicht zu einem direkten Anruf, "Hey Google, rufe 110 an" nimmt der Google-Assistent als Auftrag an, bittet aber vorher um eine Entsperrung des Handys. Einen Countdown gibt es danach nicht mehr, aber der zusätzliche Handgriff dürfte in so mancher Notsituation den Notruf über "Hey Google" erschweren. Im Zweifel könnte man aber natürlich einen Kontakt anrufen und ihn als virtuellen Zeugen zum Überfall holen. Für den Anruf bei einem Kontakt, ist kein Entsperren nötig (das Einspeichern von 110 als Kontakt "Polizei" funktioniert jedoch nicht).

Vorsicht ist geboten

Ganz allgemein sollte man sich natürlich überlegen, ob man die Sprachassistenten auch bei gesperrtem Bildschirm immer mithören lassen will. Denn das bietet durchaus ein Einfallstor für Missverständnisse. Sagt etwa im Fernsehen oder am Restaurant-Nebentisch jemand etwas zu Siri oder Google, könnte das auch die Siri oder Google auf ihrem Handy als Befehl interpretieren, eine Handyeinstellungen ändern, einen Screenshot machen, die Mutter anrufen. Und gerade bei Notrufen ist das natürlich gar nicht lustig. Falsche oder versehentliche Anrufe können schließlich die Leitung für wirklich wichtige blockieren.

Grundsätzlich sind die Einsatzkräfte aber dennoch nicht gegen die Notruf-Funktionen per Sprachbefehl. "Es hat durchaus auch Vorteile, das ich hier sehr schnell den Notruf wählen kann und Täter entsprechend auch dann abgeschreckt sind, weil sie merken: Okay, da passiert was, vielleicht ist die Polizei in den nächsten ein, zwei Minuten vor Ort", erklärt Enrico Ball von Polizeipräsidium Unterfranken gegenüber dem BR.

Dennoch rät er dazu mit Sprachassistenten in Bezug auf solche Notrufe umsichtig umzugehen, sich also im Alltag bewusst zu machen, dass man die Funktion angestellt hat. Wenn man dann doch versehentlich einen Notruf gewählt hat, empfiehlt der Experte, nicht in Panik zu verfallen und kurz in der Leitung zu bleiben und da Missverständnis aufzulösen. Sonst könnte die Polizei etwa davon ausgehen, dass der Notruf unfreiwillig unterbrochen wurde und Gefahr für den Anrufer besteht.

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