Schattenriss eines Messe-Besuchers vor einem großen TikTok-Logo an der Wand.
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Die im Dunkeln sieht man nicht? Ein Komittee an Parteifunktionären überwacht vorgeblich die Abläufe in der Bytendance-Firmenzentrale.

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China liest mit: Ex-Technikchef belastet TikTok

Contentklau, eine Bot-Armee und ein eingebauter "Killswitch": Der ehemalige Bytedance-Technikchef Yu Yintao klagt gegen seine Entlassung und wirft dem TikTok-Betreiber eine "Kultur der Gesetzlosigkeit" vor.

Über dieses Thema berichtet: PULS mit ... am .

Yintao Yu, ehemals Technikchef beim TikTok-Mutterkonzern Bytedance, fühlt sich ungerecht behandelt: Wie die New York Times berichtet, habe er dort "weltweite Machenschaften" angeprangert, wie TikTok das geistige Eigentum anderer Unternehmen stiehlt und daraus Profit schlägt.

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Gegen seine Entlassung daraufhin hat Yu am Freitag Klage beim Amtsgericht in San Francisco eingereicht. Ein Versuch, sich außergerichtlich zu einigen, war zuvor nach mehreren Jahren gescheitert.

Vorwürfe reichen bis zu fünf Jahre zurück

Yu war in den Jahren 2017 und 2018 beim Konzern Bytedance angestellt, nach eigener Aussage bis November – Bytedance wiederum will ihn nur bis Juli 2018 beschäftigt haben und spricht zudem von "haltlosen Anschuldigungen". In seiner Klage erhebt Yintao Yu gleich mehrere Vorwürfe gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber.

Einer der Vorwürfe des ehemaligen Technikchefs lautet: Content-Klau. Um TikTok in seinen Anfangstagen mehr Zulauf zu verschaffen, habe man demzufolge Videos und Posts von den Konkurrenten Snapchat und Instagram einfach kopiert und dann mit Fake-Profilen bei TikTok gepostet – ohne bei den Plattformen oder Erstellern der Inhalte um Erlaubnis zu fragen.

Zudem habe Bytedance damals "systematisch gefälschte Nutzerprofile angelegt", um die Interaktionszahlen (Likes, Follows, Bookmakrs) künstlich hochzutreiben. Als Yu seine Bedenken darüber geäußert habe, sei er geradezu herablassend beschwichtigt worden.

Vorwurf: Parteifunktionäre in der Firmenzentrale

Einen Teil seiner Arbeitszeit für Bytedance verbrachte Yintao Yu in der Firmenzentrale in China: Dort gebe es eine eigens eingerichtete Abteilung an Parteifunktionären der regierenden Kommunistischen Partei (KP), die schlicht "Das Komitee" genannt werde.

Dieses Komitee habe nicht nur Zugriff auf sämtliche Firmen- und Nutzerdaten – auch in den USA, betont Yu – sondern auch einen "Todesschalter", mit dem die Partei jederzeit sämtliche Apps des Konzerns abschalten könne. Bytdance bezeichnet Yu daher als "nützliches Propagandawerkzeug" der KP.

Bestechung, Willkür, Propaganda

Darüber hinaus beschuldigt Yintao Yu den Bytedance-Konzern, bei seinen chinesischen Nutzern anti-japanische Ressentiments geschürt zu haben, während pro-demokratische Inhalte in Bezug auf Hong Kong zurückgestuft wurden. Den Bytedance-Gründer Zhang Yiming bezichtigt Yintao Yu zudem der Bestechung eines KP-Regierungsmitglieds, das für die Internet-Gesetzgebung zuständig ist.

TikTok-Verbot weiterhin umstritten

Während ein TikTok-Verbot in Deutschland kein Thema ist, stehen die App und ihr Mutterkonzern Bytedance in den USA weiterhin heftig in der Kritik und gelten als "Sicherheitsrisiko". Nach Einschätzung des Tech-Blogs Engadget könnten Yintao Yus Anschuldigungen – ob nun Jahre alt oder nicht – diese Bedenken weiter befeuern.

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