Wegen Holzwurmbefall werden der Kirchgattendorfer Altar und der Riemenschneider-Altar im Bamberger Dom begast.
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Wegen Holzwurmbefalls werden der Kirchgattendorfer Altar und der Riemenschneider-Altar im Bamberger Dom begast.

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Wie der Bamberger Dom vom Holzwurm befreit wird

Er ist nur wenige Millimeter groß, kann aber viel kaputt machen: Der Holzwurm hat zwei Altäre im Bamberger Dom angegriffen, denn altes Holz mag er besonders gern. Um ihn wieder loszuwerden, braucht es ein spezielles Gas und vor allem: Geduld.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Normalerweise ist der Bamberger Dom voller Touristen und anderer Besucher, die sich die Kirche und die Kunst anschauen oder dort beten wollen. In den vergangenen Tagen kam jedoch niemand mehr, denn schon an den Portalen warnten große Schilder: Gefahr, Zutritt verboten.

Warum der Holzwurm ein kreatives Insekt ist

Schuld daran ist die Larve des gemeinen Nagekäfers, besser bekannt als Holzwurm. Bei einer routinemäßigen Kontrolle war aufgefallen, dass zwei spätmittelalterliche Holzaltäre im rechten Seitenschiff von ihm befallen wurden. "Holzwürmer gehören leider zu den Insekten, die sehr kreativ sind und dementsprechend kommt das immer wieder vor", erklärt Carola Schmidt, die das Bamberger Diözesanmuseum leitet. "Allerdings überwachen wir ja, das heißt es gibt Verfahren, um die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, ob es Probleme gibt. Und sobald etwas auffällt, wird man aktiv."

Sobald der Holzwurm bemerkt werde, müsse man dann entscheiden, wie es weitergeht: "Es gibt ganz viele verschiedene Verfahren, um Insekten zu bekämpfen. Es gibt erprobte Verfahren, aber es gibt auch immer neue, experimentelle Verfahren, die durchaus zu begrüßen sind, weil sie umweltschonend sein können, aber natürlich die Langzeitwirkungen noch nicht so erforscht sind."

Befallenes Holz wird mit speziellem Gas behandelt

In diesem Fall mussten die beiden Altäre mit einem speziellen Gas behandelt werden. Zuständig dafür: Die Firma Binker aus Lauf an der Pegnitz, ein Fachbetrieb für Materialschutz. Seit Montag arbeiten Carsten Dähne und Theo Eckert daran, den Holzwurm loszuwerden. Dafür mussten sie die Altäre zunächst in eine gasdichte Folie verpacken. Denn das Gas, das hier eingesetzt wird – Sulfurylfluorid – ist schädlich fürs Klima und giftig für Menschen. Deswegen wird mit möglichst geringen Mengen gearbeitet.

"Wir haben aufgebaut, die Einkleidung fertiggestellt, mit Dachlatten, mit Folien, Klebebändern, mit Kleisterpapier und Tapetenleim", erklärt Dähne. "Am Montagnachmittag haben wir dann das Gas eingeleitet. Die Konzentration ist vorgegeben. Und jetzt sind wir da, um die Konzentration in der gesamten Einwirkzeit zu halten und zu messen."

Der ganze Vorgang läuft über eine Apparatur, die im rechten Seitenschiff in der Nähe der befallenen Altäre aufgestellt ist. "In der gelben Flasche ist das Gas, das dann in den Verdampfer geht", erklärt Dähne. "Dort wird es erhitzt und dann im Wäscher gereinigt. Und dann wird es über einen Dosierschlauch eingeleitet."

Bildrechte: Hannah Krewer / BR
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Mithilfe einer speziellen Apparatur wird das flüssig angelieferte Gas erhitzt und gereinigt, bevor es in die abgedichteten Altäre geleitet wird

Im schlimmsten Fall droht die Zerstörung des Holzes

Obwohl der Holzwurm sich zunächst nur durch winzige Späne äußert, kann er großen Schaden anrichten, wenn er nicht rechtzeitig bemerkt wird. "Das Horrorszenario ist natürlich, dass das Holzgerüst innen von den Würmern quasi ausgehöhlt wird", erklärt Carola Schmidt. "Dann wird das Holz weich und dann würde es bei der nächsten kleinen Berührung nach innen einbrechen und zersplittern. Aber das ist ein Langzeitszenario, das man bei Altären hoffentlich nie in Wirklichkeit sehen wird."

Wie viel das ganze Verfahren kostet, möchte sie nicht sagen. Aber: "Je wertvoller der Altar ist, desto eher ist man vielleicht bereit, mehr Geld in die Hand zu nehmen." Denn ihr ist wichtig, dass die alten Kunstwerke und Kulturgüter erhalten bleiben: "Die beiden Altäre sind im Bamberger Dom sehr, sehr bekannt. Wir merken bei den Besuchern: Die Figuren sind ansprechend. Das ist halt das Wichtige: dass man diese Objekte bewahrt und erhält, damit man sie dann wieder besichtigen kann."

Dom kann voraussichtlich am Donnerstag wieder öffnen

Nach gut 48 Stunden ist die Bekämpfung der Holzwürmer mithilfe des Gases abgeschlossen. Wie lange das genau dauert, hängt immer auch von der Jahreszeit und der Temperatur ab. Am Ende kontrollieren Carsten Dähne und Theo Eckert stichprobenartig, ob alles funktioniert hat. "Hinter der Folie sind auch Testblöcke mit lebenden Larven darin", erklärt Eckert. "Die werden dann ausgewertet: Ob die Larven gestorben sind oder nicht."

Wenn alles funktioniert hat, wird abgebaut. Das verwendete Gas wird über die Fenster des Doms nach draußen geleitet. Unmittelbar gefährlich für den Menschen sei es dann nicht mehr, weil es sich sofort verflüchtigt, erklärt Dähne. Die abgestorbenen Larven bleiben in den Altären. Schaden können sie dann aber nicht mehr anrichten. Nachdem noch einmal gut gelüftet und das Restgas gemessen wurde, kann der Dom voraussichtlich am Donnerstag wieder für Besucher öffnen.

Transparenzhinweis: Zwei Formulierungen im Text zum Gas Sulfurylfluorid wurden im Nachhinein leicht präzisiert.

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