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Norbert Jung, Harry Luck "111 Orte im und am Bamberger Dom ..."

1000 Jahre ist der Bamberger Dom alt, und mindestens so viele Geschichten kann das alte Gemäuer erzählen. In ihrem Buch "111 Orte im und am Bamberger Dom, die man gesehen haben muss" beleuchten Norbert Jung und Harry Luck einige davon.

Von: Susanne Roßbach

Stand: 29.07.2023

Der Bamberger Dom wirkt hell und schlicht. Wer den Blick schweifen lässt, schaut auf eine Vielfalt an Kunstwerken: Die wunderbaren Chorschranken aus dem 13. Jahrhundert, zahlreiche Altäre und Skulpturen. Klar, den Bamberger Reiter kennt man und den wunderbaren Weihnachtsaltar von Veit Stoß. Aber es gibt noch viel mehr zu entdecken. Genug, um ein Buch daraus zu machen mit dem Titel 111 Orte in und am Bamberger Dom, die man gesehen haben muss.

Jede der 111 Doppelseiten hat links den Text über den besonderen Ort und rechts das Foto dazu. Beim ersten Durchschauen des Buches fällt auf: Es werden sehr viele Grabmale beschrieben. Muss man die wirklich gesehen haben? Leise Zweifel kommen auf, doch beim genauen Lesen wird klar: Jede Persönlichkeiten dient als Stellvertreter für die Zeit, in der sie gelebt hat. So werden kleine Ausschnitte aus der Bamberger Geschichte präsentiert. Wer war zum Beispiel der hagere Herr mit den eingefallenen Wangen, der da von seinem Grabmal herabschaut?

"Friedrich von Hohenlohe, der 26. Bischof von Bamberg, ist als Greis in seiner ganzen Gebrechlichkeit dargestellt, die ausgezehrte Gestalt verweist schon auf das Jenseits. … Hier soll kein Kirchenfürst dargestellt werden, sondern es werden die Zeitumstände angedeutet, unter denen Hohenlohe wirkte: Der ‚Schwarze Tod', die Pest, raffte damals etwa ein Drittel der Einwohner Europas dahin."

Auszug aus '111 Orte im und am Bamberger Dom, die man gesehen haben muss'

Harry Luck (links) und Norbert Jung

Geschrieben haben das Buch zwei echte Kenner: Norbert Jung und Harry Luck. Jung ist Kirchenhistoriker und Domkapitular im Erzbistum Bamberg und leitender Pfarrer in Ansbach. Sein Co-Autor ist der Journalist Harry Luck, der für die Öffentlichkeitsarbeit im Erzbistum Bamberg zuständig ist. Die eindrucksvollen Fotos hat Dominik Schreiner beigesteuert. Mit Hilfe des Buches gibt es auch Kuriositäten zu entdecken, die man sonst wohl übersehen hätte. Zum Beispiel die Teufelsfratze, die an die Decke im Westchor gemalt ist.

"Am besten sieht man diese Teufelsfratze tatsächlich (…) wenn man auf dem Bischofsstuhl sitzt. Da gibt es auch eine Legende dazu, die besagt: Als es noch Fürstbischöfe gab, die die Maler und Handwerker im Dom angeblich schlecht und geizig bezahlt haben sollen, dass in dieser Zeit die Handwerker, um den Bischof zu ärgern und ihn dazu zu bringen, pünktlich das Gehalt zu zahlen, diese Teufelsfratzen in das Deckengewölbe gemalt haben sollen. Und als der Bischof am Sonntag im Hochamt auf seinem Bischofsthron saß und die Teufelsfratzen gesehen hat, dann hat er wohl nicht länger gezögert, dieses Geld auszuzahlen. Wie so viele Legenden, kann die historisch nicht ganz korrekt sein, weil zur damaligen Zeit der Bischofsstuhl gar nicht an der Stelle stand, wo er heute steht."

Harry Luck

Die Namen aller Bischöfe, die in der über 1000-jährigen Geschichte des Domes dieses Amt bekleidet haben, sind auf der sogenannten Sukzessionsliste verzeichnet. In drei Bogenfeldern der nördlichen Westchorschranken hat das Domkapitel erst vor wenigen Jahren Steintafeln anbringen lassen, auf denen die Namen verewigt sind. Auch das ist ein Ort im Dom, den man gesehen haben muss, meint Norbert Jung. Er war zehn Jahre lang "Summus Custos" der "Höchste Hüter" des Domes.

"Warum ich mir das ausgesucht habe, hat zwei Gründe: Das eine ist: Das ist das ziemlich neueste Teil. Das wurde in meiner Amtszeit hier geschaffen von der Dombauhütte. Und zum zweiten ist es interessant, weil da die ganze Geschichte der 1000 Jahre anhand dieser Namen und Jahreszahlen an einem vorbeigeht mit allen Aufs und Abs."

Norbert Jung

Info:

"111 Orte im und am Bamberger Dom, die man gesehen haben muss" von Norbert Jung und Harry Luck mit Fotos von Dominik Schreiner ist im Emons-Verlag erschienen. Das Buch umfasst 140 Seiten und kostet 18 Euro.

Neben den Kunstwerken im Dom enthält das Buch auch zahlreiche Orte in der Nähe des Domes, die sehenswert sind, z. B. das Guntertuch, der Sternenmantel und das Papstornat von Papst Clemens II., die im Diözesanmuseum neben dem Dom zu sehen sind. Beschrieben werden auch die Neue Residenz gegenüber und die Dombauhütte in der Alten Hofhaltung.

Zur leichteren Orientierung sind die Kunstwerke im Dom ganz hinten im Buch in zwei Karten verzeichnet. Natürlich ist es auch für Touristen ein Gewinn, damit den Dom zu erkunden. Aber eigentlich ist "111 Orte in und am Bamberger Dom, die man gesehen haben muss" ein Buch für Einheimische, die ihren Dom neu und besser kennenlernen wollen. Ein Buch, das man immer wieder zur Hand nehmen kann, um durch die über 1000jährige Geschichte des Bistums zu reisen.


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