Zeichnungen und Puppen präsentieren Trachten.
Bildrechte: BR/Philip Kuntschner

Ein Museum, ganz der Tracht gewidmet.

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Trachtenkultur – Ein neues Museum gegen alle Vorurteile

In Holzhausen im Landkreis Landshut öffnet am Wochenende ein neues Trachtenmuseum. Das Haus will nicht nur die unendliche Vielfalt bayerischer Trachten zeigen. Die Kuratoren spielen mit Vorurteilen und wollen Erwartungen unterlaufen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Die Tracht muss sich viele Vorurteile gefallen lassen, das weiß auch der Bayerische Trachtenverband. Nur so lässt sich erklären, warum im neuen Trachtenkulturmuseum in Holzhausen bei Geisenhausen einigen Beispielen dafür eine eigene Wand gewidmet wurde.

Antworten auf Vorurteile

"Volkstanz ist out", "Tracht geht nicht mit der Mode", "Nicht jeder Frau steht ein Dirndl" – all das steht auf Schubladen, die sich aus der Wand ziehen lassen. Wer diese Schubladen öffnet, bekommt dann aber direkt die passende Antwort aus Verbandssicht. Zum Beispiel, dass sich die Tracht sehr wohl mit der Mode entwickelt hat. Farben, Materialien, Längen und Schnitte würden das belegen.

Diese Wand steht sinnbildlich dafür, was der Bayerische Trachtenverband mit seinem neuen Museum erreichen will: Antworten geben, Aufklären über Geschichte und Vielfalt der Tracht. "Wenn ich fünfzig Leute frage, was Heimat für sie bedeutet, dann bekomme ich fünfzig verschiedene Antworten", sagt der Verbandsvorsitzende Günter Frey. Genauso sei es auch mit der Tracht.

"Ohne Heimat keine Tracht"

Das zeige sich an den vielen Unterschieden: Berufstrachten, Uniformen, Militärtrachten oder das klassische "Bayerische Gewand". Kategorien eines Oberbegriffs - der Tracht - die ein Merkmal jedoch immer erfüllen: Sie alle haben eine Verbindung zum Brauchtum. "Ohne Traditionen, ohne Heimat und Brauchtum gibt es auch keine Tracht. Jede Tracht, egal, wo sie herkommt, hat immer auch mit Regionalität zu tun." Heißt, sie sagt etwas über die Person aus, die sie trägt.

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An einem "Tracht-O-Meter" lässt sich herausfinden, welche Tracht, wo getragen wird.

"Tracht-O-Meter" gibt Orientierung

Was für manche angestaubt klingen mag, ist im Trachtenkulturmuseum, das zwei Jahre lang geplant und für einen Millionenbetrag umgesetzt wurde, hochmodern inszeniert. Die Geschichte der Tracht wird erlebbar gemacht. Viele Räume sind nicht nur ein Aufruf, einzutauchen, sondern auch eine Möglichkeit, mitzumachen. Volkstänze können selbst ausprobiert werden und ein sogenanntes "Tracht-O-Meter" projiziert per Knopfdruck auf einer Bayernkarte mittels aufwändiger Videoprojektion, welche Tracht in welchem noch so entlegenen Eck in Bayern getragen wird.

All das passiert inmitten der eigentlichen Exponate – Festtrachten aus dem ganzen Freistaat, zusammengetragen aus 140 Jahren bayerische Trachtenbewegung, erklärt Anna Felbermeir vom Trachtenverband: "Eine Tracht ist etwas Festliches. Etwas, das ich am Sonntag in die Kirche anziehe, bei festlichen Anlässen oder bei Trachtenfesten. Aufs Volksfest oder aufs Oktoberfest ziehe ich sie eigentlich nicht an, dafür ist sie mir - ehrlich gesagt - zu schade."

"Unzählig viele Variationen"

Dafür gibt es das, was die meisten Menschen im Freistaat und darüber hinaus unter einer Tracht verstehen und im Museum nur einen kleinen Bereich einnimmt: Dirndl und Lederhose. Oder, wie die Experten hier sagen: "Bayerisches Gewand". Denn eine Tracht zeichnet sich in der Regel durch eine lange Hose oder eine Stiefelhose aus, erklärt Felbermeir. Die klassische Lederhose – zu der greifen eher Volksfestgänger und Schuhplattler.

Mit erhobenem Zeigefinger und eisernen Regeln habe das aber nichts zu tun, sagt Verbandschef Frey und plädiert für Toleranz: "Es gibt unzählig viele Variationen von Trachten. Und manche gefallen mir persönlich mehr, andere weniger. Keiner davon begegnen wir aber abwertend."

💡 Das neue Trachtenmuseum

Am Wochenende wird das Trachtenkulturmuseum in Holzhausen bei Geisenhausen im Landkreis Landshut anlässlich des Tags des offenen Denkmals feierlich eröffnet. Künftig wird es dann immer von Donnerstag bis Sonntag Besucherinnen und Besucher empfangen – sowohl in Tracht als auch ohne.

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