Menschen sitzen auf dem begehbaren Denkmal des israelischen Künstlers Dani Karavan auf dem Neupfarrplatz in Regensburg
Bildrechte: BR/Natasha Heuse

Menschen sitzen auf dem begehbaren Denkmal des israelischen Künstlers Dani Karavan auf dem Neupfarrplatz. Es soll ein Ort der Begegnung sein.

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Aufregung um Schuhplattler auf Regensburger Pogrom-Denkmal

In Regensburg wird derzeit über eine Trachtlerveranstaltung am Neupfarrplatz diskutiert. Einige Trachtler hatten auf einem Denkmal getanzt, das an das Pogrom im Jahr 1519 erinnert. Das stößt nicht nur bei der Jüdischen Gemeinde auf Kritik.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Der Auftritt von Schuhplattlern in Regensburg auf dem Denkmal zur Erinnerung an das Pogrom im Jahr 1519 ist nach Ansicht von Ilse Danziger, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Regensburg, - so wörtlich - "taktlos". Es habe sie traurig gemacht, dass die Geschichte des Ortes so vergessen werde. Wörtlich ergänzte sie im Gespräch mit dem BR-Studio Oberpfalz: "Ich denke nicht, dass es etwas mit Antisemitismus zu tun hat, sondern eher mit Unachtsamkeit und Geschichtsvergessenheit."

Über 200 Trachtler in Regensburg

Anlass für den Auftritt am vergangenen Samstag war das 140. Jubiläum der Trachtenbewegung in Bayern. Veranstalter war der bayerische Trachtenverband. Für die Veranstaltung waren in Regensburg 35 regionale Trachtenvereine mit über 200 Mitwirkenden unterwegs, um in der gesamten Stadt zu musizieren, zu singen und zu tanzen.

Auch am Regensburger Neupfarrplatz gab es zwei Auftrittsflächen: einen vor der "Alten Wache" und einen auf dem Neupfarrplatz, der jedoch nicht genau festgelegt wurde. "Wir sind dann einfach dorthin, wo die Leute waren und sind dann weitergezogen über den Platz", so Erich Tahedl, stellvertretender Vorsitzender des bayerischen Trachtenverbandes.

Entschuldigung vom Trachtenverband

Erfahren von dem Wirbel um den Auftritt hat Tahedl am Montag: "Die Burschen, die da auf dem Kunstwerk aufgetreten sind, haben sich keine Gedanken gemacht, was der Hintergrund ist", so Tahedl. Er entschuldigt sich im BR-Interview ausdrücklich dafür, jemanden mit dem Auftritt gekränkt zu haben und möchte das Thema auch mit der Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde selbst aus der Welt schaffen. "Ich werde Frau Danziger anrufen und ihr das alles erläutern. Dann ist die Sache für den Verband und für den Trachtenverein geklärt."

Kunstwerk soll Begegnungsstätte sein

Auf dem Neupfarrplatz in Regensburg hat der Künstler und Bildhauer Dani Karavan den Grundriss der Synagoge in Form eines begehbaren Bodenreliefs nachgezeichnet. Die Synagoge war beim Regensburger Pogrom von 1519 zerstört worden. Das als Begegnungsstätte gedachte Kunstwerk mit dem Namen "Misrach" - hebräisch für "Osten" - wurde im Jahr 2005 eingeweiht.

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