Der Sänger mit Gitarre
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Peter Horton

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"Schwebend hinausgehen": Liedermacher Peter Horton ist tot

Wenige Tage nach seinem 82. Geburtstag ist der Chansonnier, Autor und TV-Star gestorben. Er litt seit mehreren Jahren an Parkinson. Horton vertrat Österreich 1967 beim Eurovision Song Contest, war in ARD und ZDF zu sehen und unterrichtete Schulmusik.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

"Stimme hat auch etwas mit Bestimmung zu tun", sagte Peter Horton mal in einem Interview über seine sanfte, weiche Tonlage, die seine Fans begeisterte. Der virtuose Gitarrist und Sänger nannte seine Tätigkeit "Philotainment", womit er ein "ganzheitliches Unterhaltungskonzept" meinte: "Es gibt zwei Formen [von Unterhaltung]: Sammlung und Zerstreuung. Heute werden 98 Prozent Zerstreuung und 2 Prozent Sammlung geliefert. Dabei ist Sammlung das, was uns nach innen führt. Es gelingt mir bei meinen Konzerten, dass die Menschen schwebend hinausgehen." Er versuche, seinen Zuhörern "Liebe zu sich selbst" zu vermitteln: "Unterhaltung als Unterhalt." In gewisser Weise verstand er sich also als Musiktherapeut. Folgerichtig gab er Seminare für Schulmusiker und schrieb Bücher ("Die andere Saite") mit meditativen Inhalten.

"Das wurde zerstört"

Gefragt, ob die große Zeit der Liedermacher nicht vorbei sein, antwortete er: "Sie ist nicht vorbei. Es ist nur ganz systematisch dafür gesorgt worden, dass wirkliche Liedermenschen nicht mehr im Vordergrund Platz bekommen. Außerdem ist ein Trend da, zu verflachen. Der deutschsprachige Raum war einmal der größte Exporteur von Lyrik, Poesie und Musik, das wurde zerstört."

Begonnen hat Peter Horton, der in Feldsberg/Valtice im heutigen Tschechien geboren wurde, seine Karriere im Kindesalter bei den Wiener Sängerknaben. Mit 16 soll der Musiker seine erste Jazzband "Six Aces" gegründet haben. Aus seinem Geburtsnamen Peter Müller wurde zuerst Peter Horten, später Horton: "Wenn ich in England im Fern­sehen aufge­treten bin, haben die Zeitungen immer Horton geschrieben. Da dachte ich, kann ich meinen Namen auch gleich in Horton ändern." Er versuchte sich beim Studium in Stuttgart als Gesangssolist, was ihn jedoch schnell langweilte und wohl auch zu rückwärtsgewandt erschien. So wechselte er auf Unterhaltungsbühnen wie dem Theater des Westens in Berlin, ging auf Tour in die USA, nach Japan und Brasilien.

"Kultur ist Nahrung für die Seele"

Sein Ausflug zum Eurovision Song Contest verlief 1967 wenig erfolgreich. Mit dem Song "Warum es hunderttausend Sterne gibt" landete er für Österreich auf dem vorletzten Platz (zwei Punkte). Auch sein zweimaliger Versuch, für Deutschland anzutreten, war nicht sonderlich ruhmreich: 1972 und 1975 scheiterte er jeweils in der Vorrunde mit den für diese Arena wohl deutlich zu poetischen Beiträgen "Wann kommt der Morgen" und "Am Fuß der Leiter". Deutlich glücklicher war er zwischen 1978 und 1984 als Partner von Sigi Schwab als "Guitarissimo"-Duo.

Im Ersten der ARD war er zeitgleich Gastgeber bei "Café im Takt", später wechselte er zum ZDF ("Hortons Kleine Nachtmusik", "Horton's Bistro") und zum damaligen SDR ("Sprungbrett"). Bei "Café im Takt" lernte Peter Horton auch seine spätere Ehefrau, die deutsch-bulgarische Pianistin und Sängerin Slava Kantcheff, kennen. Beide arbeiteten als Duo "Symphonic Fingers" und machten künstlerisch wie privat turbulente Zeiten durch. So trennten sie sich nach neun Jahren Ehe, heirateten 2016 allerdings erneut, was Kantcheff so erklärte: "Ja, wir haben uns privat nach neun Jahren getrennt – im Guten, wir haben ja unsere Konzerte auch weiter­ge­macht. Jeder hatte zeit­weise andere Partner, aber wir haben uns nie aus den Augen verloren, der Seelen­ver­wandt­schaft wegen. Vor zirka sechs Jahren haben wir uns gefragt, was das eigent­lich soll und haben wieder gehei­ratet."

In einem Gespräch mit dem Klassik-Magazin "Crescendo" sagte Peter Horton über den Stellenwert der Kultur in der Gegenwart: "Wenn sich da etwas ändern soll, müssten die Menschen wieder fest­stellen, dass Kultur Nahrung für die Seele ist. Ich glaube aber, die Menschen brau­chen noch ein biss­chen Zeit, um sich zu besinnen, wie wesent­lich das ist."

Gegenüber der BILD-Zeitung bestätigte Slava Kantcheff Hortons Tod. Er habe vor neun Jahren die Diagnose Parkinson bekommen und vor zwei Monaten "plötzlich nicht mehr schlucken" können. Am 19. September habe Horton noch seinen 82. Geburtstag erleben dürfen, danach sei er sediert worden: "Jetzt macht er Musik mit den Engeln und ist bei all den vielen anderen Musikern im Himmel, die er kannte. Peter hat Bob Marley verehrt", so Hortons Ehefrau.

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