Jared Leto von Thirty Seconds to Mars beim Lollapalooza-Festivals in Chicago.
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Jared Leto von Thirty Seconds to Mars beim Lollapalooza-Festivals in Chicago.

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Album von Thirty Seconds To Mars: Altbewährtes neu verpackt

Die Band rund um Hollywood-Megastar Jared Leto veröffentlicht nach fünf Jahren ihr sechstes Album "It's the End of the World but It's a Beautiful Day". Sie traut sich dabei in neue Gefilde, bleibt aber auch sehr in der Vergangenheit verhaftet.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Mit Songs wie "The Kill" oder "From Yesterday" haben Thirty Seconds To Mars, die Band des Schauspielers Jared Leto, Anfang der 2000er-Jahre zusammen mit Green Day und Linkin Park einer ganzen Subkultur eine Stimme gegeben. 20 Jahre später ist ihr sechstes Album erschienen: "It's the End of the World but It's a Beautiful Day".

Wie der Titel schon andeutet, gibt es optimistische Weltuntergangsstimmung. Krieg, Klimawandel und zu wenig Liebe auf der Welt – alles sehr schwere Themen, die zumindest textlich sehr löblich behandelt werden. So singt Leto auf dem Song "7 to 1" über den Zwiespalt der Menschen, Gutes und Schlechtes zu tun. Passend zum Titel wirkt das neue Album auch musikalisch etwas nachdenklicher.

Minimalistisch und nicht so kompliziert

Nach den letzten sehr bombastisch produzierten Alben wirkt "It's the End of the World but It's a Beautiful Day" eher minimalistisch, stellenweise auch weniger kompliziert. Auf Stadionhymnen wollen Thirty Seconds to Mars aber trotzdem nicht verzichten.

Aber darin liegt auch das Problem des neuen Albums der Leto-Geschwister. Die Songs können sich nicht entscheiden und die Platte klingt dadurch sehr generisch. "It's the End of the World but It's a Beautiful Day" wirkt manchmal wie ein Best-of von sämtlichen Overplayed Radio-Hit Formeln. Also viele "Yeahs" und "Woahs", klischeehafte elektronische Beats und eine überproduzierte, makellose Stimme von Leto.

Es wirkt alles ein bisschen so, als hätte die Band erfolgreiche Songs der vergangenen fünf Jahre analysiert und dann eine eigene schlechtere Version daraus gemacht. Das ist das größte Problem des Albums.

Wie bleibt man relevant?

Seit mehr als 20 Jahren machen Thirty Seconds To Mars Musik – zunächst mit Songs, die zum Emo-Genre gehörten: Rock mit sehr emotionalen Texten. Und dann der Wandel Richtung Pop.

Klar stellen sich nach so langer Zeit Fragen wie: Wie bleibt man relevant? Kann man als Band eigentlich taktvoll älter werden? Oder konkreter: Hält man am alten Schema fest, erfindet man sich neu, folgt man Trends, und welche Themen gibt es eigentlich überhaupt noch nach 20 Jahren? An dieser Frage sind bereits viele Musiker gescheitert. Madonna, Eminem, Maroon 5, um nur ein paar zu nennen.

Zeitvertreib von Jared Leto

Doch dann gibt es auch Musiker und Bands wie Jay-Z, Radiohead, David Bowie oder Johnny Cash, die durch ungefilterte Ehrlichkeit in ihren Texten, Experimentierfreude oder einen eigenen rohen Sound eben genau das schaffen: Antworten zu finden und sich weiterzuentwickeln. Und dabei im fortgeschrittenen Alter sowohl die alten als auch neue Fans für sich zu gewinnen.

Die Tage, an denen Thirty Seconds to Mars eine ernstzunehmende Rockband waren, sind gefühlt schon längst vorbei. Das neue Album fühlt sich ohnehin eher nach Solo-Zeitvertreib von Jared Leto an. Wenn er neben Schauspielerei, Modeln und anderen Sachen Zeit für Musik hat. Das Album wirkt eher, als hätte man es zusammengeschustert, weil man es machen musste und nicht weil man es wollte.

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