Viele Menschen bei einem Konzert.
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In Nürnberg soll bis 2027 in den Räumen der Kongresshalle ein Kulturzentrum entstehen

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Nürnberger Kongresshalle: Rock und Pop im Nazi-Bau

Was tun mit der Nürnberger Kongresshalle, dem unfertigen Nazi-Bau? Die Stadt möchte aus dem Gebäude eine Kulturstätte machen. In dieser Woche präsentieren sich regionale Bands und bringen die Wände zum Klingen – und das bei freiem Eintritt.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

In der Nürnberger Kongresshalle wird gerade ein interessantes Experiment gestartet: In dem ehemaligen NS-Gebäude soll eine neue Kulturstätte entstehen. Nach einer Kunstausstellung gibt es jetzt dort erstmals eine neue Konzertreihe: Unter dem Titel "#Segment 1" präsentiert die Nürnberger Musikzentrale an vier Tagen Independent Rock und Pop regionaler Bands – zum Beispiel mit "LionLion" aus Coburg.

Am Konzertabend wird ihr sphärischer Gitarrensound die Kongresshalle erfüllen. Das Publikum, umgeben von zehn Meter hohen Ziegelwänden, steht vor und -erhöht- hinter der Bühne. Die Hallen sind in rotes und grünes Licht getaucht – man meint, in einem Berliner Industrieloft zu stehen und nicht in einem ehemaligen Nazi-Gebäude.

Einfach mal machen lassen

Felix Hörath, der im Geschäftsbereich Kultur der Stadt Nürnberg arbeitet, sucht Kulturschaffende aus der Region, die sich hier ausprobieren wollen. Bei diesem Event stelle die Stadt der Musikzentrale Nürnberg diesen Raum zur Verfügung – und das ganz ohne inhaltliche Vorgaben. Evaluiert wird dann am Ende, mit Zuschauern und den Veranstaltern, sagt Hörath.

Kunst und Kultur gegen den "Geist der NS-Zeit"

Bis Samstagnacht präsentiert die Musikzentrale Indie-Rock und Pop. Die Musik, aber auch die minimalistische Ausstattung der Räume mit wenigen Holzbänken, einer Bar und zwei Bühnen stehen gegen die brachiale Nazi-Architektur.

Für Sebastian Wild von der Nürnberger Musikzentrale ist dieses neue Konzertformat eine spannende Herausforderung. "Wir haben einerseits das rein Bauliche: die Akustik, die Optik, die komischen und gewöhnungsbedürftigen Grundrisse. Aber wir haben natürlich auch die Vergangenheit des Gebäudes", so Wild im Interview mit dem BR. Um dem "Geist der NS-Zeit" etwas entgegenzusetzen, finde er es wichtig, Kunst und Kultur in diese Hallen zu bringen.

Die Bürger sollen sich einbringen

Derzeit werden verschiedene Formate in der Kongresshalle ausprobiert: Kunstausstellungen, Theater, aber auch Videoinstallationen. Auch für das kommende Jahr wird bereits an einem neuen Kulturprogramm gefeilt. Dann sollen auch neue Räume in der Kongresshalle erschlossen werden. Kulturbürgermeisterin Julia Lehner (CSU) ist jedenfalls sehr gespannt, wie die einzelnen Angebote ankommen. "Es ist ein großes Experimentierfeld", so Lehner. "Wir stellen fest: Es ist eine hohe Bereitschaft hier, diese Räumlichkeiten mit der Kunst kennenzulernen."

Der Eintritt ist frei

Bis Samstag kann sich jeder einen Eindruck verschaffen – und das bei einer Konzertreihe, die Treppenhäuser zu Bühnen macht, Auftrittsmöglichkeiten mitten im Publikum schafft und Neonfarben gegen braune Backsteine setzt. Und das bei freiem Eintritt.

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