Unterwegs auf dem Martinusweg
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Unterwegs auf dem Martinusweg

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Sankt Martin: Teilen lernen beim längsten Martinszug der Welt

Mit Laternenumzügen feiern heute viele Kinder den Heiligen Martin. Wer etwas weiter gehen möchte, kann auf dem Martinus-Pilgerweg quer durch Europa den Spuren des Heiligen folgen und dabei "Orte des Teilens" entdecken. Einer davon liegt in Augsburg.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Pilgerwege gibt es viele in Bayern. Einer ist nach dem Heiligen Martin von Tours benannt, an den der St. Martinstag erinnert.

Der Martinusweg: 2.500 Kilometer durch Europa

Der Martinusweg führt auf 2.500 Kilometern von seinem Geburtsort in Ungarn bis nach Tours in Frankreich, wo Martin zum Bischof wurde. Unter anderem verläuft der Weg quer durch Bayern und durch Klosterlechfeld südlich von Augsburg. Doch ist Martin von Tours hier wirklich entlang geritten?

Ganz genau weiß das natürlich heute niemand mehr. "Wir haben halt versucht, alle Martinskirchen zu erreichen", erklärt Hermann Franze von der Martinusgemeinschaft, der den Verlauf der Route um Augsburg plant. Alle Martinskirchen aufzunehmen sei natürlich nicht möglich, aber zumindest alle, die in der Nähe des Weges lagen, den der heilige Martin entlanggeritten sein dürfte. Somit verbindet der Pilgerweg Orte, die mit dem Leben des Heiligen Martin in Verbindung stehen.

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Sankt Martin - der erste Kriegsdienstverweigerer

Idyllisch ist der Weg beim Fliegerhorst Lechfeld nicht gerade, aber das muss ein Pilgerweg ja auch nicht sein. Wichtig sei schließlich der innere Weg, die Botschaft, sagt Ulrico Ackermann von der Martinusgemeinschaft. Nicht zufällig verlaufe der Weg hier parallel mit dem Augsburger Friedensweg. Auch Martin machte sein Glaube einst zum Pazifisten.

"Man könnte den heiligen Martin als ersten Kriegsdienstverweigerer bezeichnen, da er sich entschieden hat, nicht weiter als Feldherr das Leben zu führen, das seine Eltern geführt haben, sondern einen anderen Weg für sich gesucht hat, eben sich um die Armen und Schwachen zu kümmern." Ulrico Ackermann, Martinusgemeinschaft

Orte des Teilens auf dem ganzen Pilgerweg

An diese Seite Martins sollen die vielen sogenannten Orte des Teilens auf dem Weg erinnern, an denen Menschen heute – genau wie Martin – etwas teilen und Gutes tun, wie die Wärmestube in der Augsburger Innenstadt.

Um 9 Uhr morgens stehen dort vor dem Eingang schon einige Männer Schlange. Einer mit Rucksack und Isomatte auf dem Rücken meint: "Wenn man auf der Straße lebt, lebt man auf der Straße. Und in Augsburg haben wir keine Flächen, wo man hingehen kann." Hier bekomme man wenigstens warme Getränke und etwas zu essen. "Die gucken schon auf einen", erzählt ein anderer Mann.

Wärmestube in Augsburg: Teilen wie St. Martin

Wegen Corona ist die eigentliche Wärmestube leer, stattdessen werden die 80 bis 120 Gäste jeden Tag in einem großen, beheizten Zelt im Hof bewirtet. Das Essen ist gespendet von Bäckereien oder Kantinen, es gibt eine Möglichkeit zum Duschen und einen großen Vorrat an Kleiderspenden.

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Teilen wie St. Martin eben – auch gemeinsame Zeit. Es sind nicht nur Bedürftige willkommen, sagt Pia Haertinger vom Katholischen Sozialverband SKM. Es sei wichtig, "dass auch mal Leute vorbeischauen und sich mit den Besucherinnen und Besuchern unterhalten." Sich Zeit nehmen für die Lebensperspektive und Biographie des anderen.

"Pilger, Pilgerinnen sind selber auf der Suche, und ich denke das trifft auch auf viele Gäste der Wärmestube zu, dass sie auf der Suche sind nach einem besseren, anderen Leben. Deswegen freuen wir uns, wenn Besucherinnen und Besucher zur Wärmestube kommen, die nicht unbedingt auf die Wärmestube angewiesen sind." Pia Haertinger, Katholischer Sozialverband SKM

Von Ungarn bis Frankreich: der längste Martinszug der Welt

Orte zum Nachdenken, zum Insichgehen und zum Teilen bietet der Martinusweg von Ungarn über Passau, Landshut, Kaufbeuren, Ulm bis ins französische Tour. Mit 2.500 Kilometern wohl der längste Martinszug der Welt.

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