Mia Pittroff
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Mia Pittroff: Politischer Alltag, zum Schreien komisch

Mit ihren Alltagsbeobachtungen und fränkischer Gelassenheit bespielt die Kabarettistin Mia Pittroff seit zwei Jahrzehnten deutsche Bühnen. Die gebürtige Bayreutherin lebt inzwischen in Berlin und will sich nicht in eine Schublade stecken lassen.

Über dieses Thema berichtet: Kulturleben am .

Auch nach 20 Jahren auf der Bühne hat Mia Pittroff immer noch Lampenfieber: "Es gibt ja dieses leichte Lampenfieber. Das hab ich eigentlich immer, das einem so hilft, in diese Konzentration zu kommen. Und es gibt natürlich Lampenfieber, wo man hinter der Bühne steht und denkt: Oh Gott, warum mache ich das? Hätte ich doch lieber irgendeinen anderen Beruf ergreifen sollen? Warum muss ich jetzt da raus? Was, wenn keiner lacht?"

Dabei ist es unmöglich, nicht zu lachen, wenn Mia Pittroff auftritt. Die gebürtige Bayreutherin kann über alles Witze machen. Und das tut sie auch: die Absurditäten eines Buddhismus-Seminars, die Abgebrühtheit der eigenen Großstadtkinder oder die Eigenheiten der fränkischen Kommunikation durch Nicht-Kommunikation.

Am Abend ist Pittroff in der Augsburger Kresslesmühle zu sehen.

Fränkin in Berlin

Als Fränkin, mit Wahlheimat Berlin, steht man immer vor der Herausforderung eines Kultursprungs. Erst, wenn man nach dem Studium im beschaulichen Bamberg in die große, dreckige Hauptstadt zieht. Aber vor allem, wenn man dann nach einer Weile in der Großstadt mal wieder ins konservative Bayern kommt: "Hochzeiten zum Beispiel. Ich glaube, Hochzeiten werden auch in Bayern zum einen noch viel mehr gefeiert und natürlich auch anders. Da gibt es auch noch diese gefalteten Geldscheine, die man in Aquarien steckt und mit buntem Sand auffüllt. Das würde ich jetzt mal behaupten, habe ich jetzt in Berlin schon länger nicht mehr gesehen."

Sie steckt zwar keine Geldscheine in Aquarien. Aber als Fränkin hat Mia Pittroff sich trotzdem einen Teil ihrer Heimat-DNA bewahrt. Allein schon aus beruflichen Gründen: "Die Berliner sind ja sehr schnell im Kopf und auch in der Sprache, da versuche ich nicht mitzuhalten. Da behalte ich mir lieber dieses Fränkische: Schauen wir uns das einmal an, und dann sehen wir schon.

Alltag als Ergebnis von Politik

Mit dieser Haltung entdeckt sie in den scheinbar banalsten Vorgängen des Alltags die ihnen innewohnende Komik. Es gehört Mut dazu, etwa Witze über das Wetter zu machen. Das Publikum will sich ja schließlich auch gerne immer ein bisschen überlegen fühlen, während es lacht. Nach dem Motto: schaut her, ich weiß, worum hier geht.

Die Angst, dass ein Witz über den Herbst nicht intellektuell genug sein könnte, für echtes, für politisches Kabarett, die hat Mia Pittroff schon längst hinter sich gelassen: "Ich werde oft gefragt: Machen Sie jetzt politisches Kabarett oder mehr so Alltag? Und ich glaube, bei mir ist das immer eine Mischung aus beidem. Weil ich denke, dass auch der Alltag immer auch ein Ergebnis von Politik ist. Wie kommt man von A nach B? Wie benutzt man Ressourcen? Fährt man mit dem Auto, fährt man mit einem Fahrrad, sind die Kinder den halben Tag in der Schule oder haben den eine Ganztagsbetreuung? Wie ist es im Umfeld? Also ich denke, gerade die Alltagsbeobachtungen sagen ja viel aus, also ich sehe nicht so eine Trennung zwischen dem Alltäglichen und dem Politischen."

Das Private ist politisch. Und darüber hinaus ist es: zum Schreien komisch. Mia Pittroff sorgt dafür, dass wir das nicht vergessen.

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