Links die ehem. Fürstbischöfliche Residenz, heute Kardinal-Döpfner-Haus mit Johanniskirche auf der rechten Seite
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Fehlende Mittel: Kirchen müssen rund 40.000 Immobilien aufgeben

Die beiden großen Kirchen in Deutschland müssen sich laut einem gemeinsamen Positionspapier in den kommenden 40 Jahren jeweils von etwa einem Drittel ihrer Gebäude trennen. In Bayern wundert man sich über die Hochrechnung.

Über dieses Thema berichtet: Religion & Orientierung am .

Die beiden großen Kirchen in Deutschland müssen sich laut einem gemeinsamen Positionspapier in den kommenden 40 Jahren jeweils von etwa einem Drittel ihrer Gebäude trennen. Die evangelischen Landeskirchen und katholischen Bistümer werden laut der Schrift "Kirchliche Baudenkmale - Kulturelles Erbe auf einem steinigen Weg in die Zukunft" bis 2060 insgesamt rund 40.000 Immobilien verlieren, wie der evangelische Oberlandeskirchenrat Adalbert Schmidt und der Justiziar des katholischen Erzbistums Hamburg, Karl Schmiemann, in dem Papier schreiben.

Schmidt ist zugleich Vorsitzender der Baurechts- und Grundstückskommission der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Schmiemann ist Vorsitzender der Rechtskommission des katholischen Verbands der Diözesen Deutschlands (VDD). Die Preisgabe einer großen Zahl von Kirchen stelle "die staatliche und kirchliche Denkmalpflege in den kommenden Jahren vor eine Herkulesaufgabe", schrieben Schmidt und Schmiemann.

Spardruck auch in Bayern

Beim Erzbistum München und Freising wundert man sich auf BR-Anfrage über diese Zahlen. Man selbst habe keine so detaillierten Hochrechnungen. Allerdings sei klar, dass auch hierzulande künftig gespart werden müsse.

Im Bistum Würzburg macht sich der Sparkurs bereits bemerkbar. Bereits vor zwei Jahren hatte die Diözese angekündigt, vier von zehn Bildungshäusern abzugeben. Im November 2022 wechselte das Bildungshaus St. Michael in Bad Königshofen den Besitzer. Auch das Bistum Eichstätt hat Einsparungen bei Immobilien angekündigt. Bereits vor einigen Jahren hieß es dort, der Immobilienbestand der Diözese müsse drastisch reduziert werden.

Hauptsächlich Pfarr- und Gemeindehäuser betroffen

Hintergrund ist demnach der kontinuierliche Schwund der Kirchenmitglieder und der verfügbaren Finanzmittel. Vornehmlich seien Pfarr- und Gemeindehäuser betroffen, aber zunehmend auch Kirchen. Diese stehen allerdings zum großen Teil unter Denkmalschutz. Die Autoren des deutschlandweiten Papiers regen deshalb eine Vereinbarung mit den Denkmalschutzbehörden an, um zu Lösungen bezüglich der Nachnutzungen zu kommen.

Die christlichen Kirchen in Deutschland seien sich ihrer Mitverantwortung zur Bewahrung ihres großen kulturellen Erbes bewusst, heißt es im Abstract des wissenschaftlichen Artikels, der in der Zeitschrift "Kirche & Recht" erschienen ist. "Aber ihr gemeinsamer Bestand an kirchlichen Gebäuden geht weit über den künftigen pastoralen Bedarf hinaus", heißt es dort weiter.

80 Prozent unter Denkmalschutz

Von den 42.500 Sakralbauten beider großen Konfessionen stünden rund 80 Prozent unter dem Schutz des Denkmalrechts. Nach Ansicht der beiden Juristen muss ein in ganz Deutschland geltendes Verfahren entwickelt werden, damit die Denkmalschutzbehörden der Länder und die Kirchen auf Augenhöhe über eine neue Nutzung von Sakralbauten verhandeln könnten.

Kompromisse könnten für eine zügige Umsetzung sorgen, heißt es in dem Papier. Dadurch könnten lähmender Streit und überlange Verwaltungsprozeduren vermieden werden. Auf diese Weise kämen alle Beteiligten "vor die Welle von Leerstand, Schließung und Verfall".

Der Denkmalschutz zeigt sich einem Bericht der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) zufolge kompromissbereit. Die Landesämter der Denkmalpflege hätten großes Interesse an einer frühzeitigen Zusammenarbeit, sagte Christina Krafczyk, Präsidentin des Niedersächsischen Landesamts für Denkmalpflege, der Zeitung.

Mit Informationen von epd

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