27. April 2023: Gesamtansicht der Stelle, an der die Überreste eines nicht identifizierten militärischen Objekts in einem nordpolnischen Wald in der Nähe der Stadt Bydgoszcz, Polen, gefunden wurden.
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Die Stelle, an der die Überreste eines nicht identifizierten militärischen Objekts in einem nordpolnischen Wald gefunden wurden (27. April 2023).

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Rätseln über Raketenfund im Wald

In einem Wald in Nordpolen sind offiziellen Angaben zufolge die Überreste eines militärischen Flugobjekts gefunden worden. Doch der Fund gibt Rätsel auf. Hat er etwas mit dem Ukraine-Krieg zu tun? Kommt er aus Polen? Noch sind viele Fragen ungeklärt.

Ein militärisches Objekt sei im Wald bei Bydgoszcz abgestürzt, erklärte der polnische Verteidigungsminister. Mehr nicht. Bydgoszcz in Zentralpolen gut 280 Kilometer westlich von Warschau, näher an der deutschen als an der ukrainischen Grenze gelegen. Eine Reiterin hatte per Zufall ein paar Meter neben einem Waldweg Trümmer gefunden und die Behörden verständigt.

Worte der Beruhigung statt Aufklärung

Seitdem, seit anderthalb Wochen, wartet man in Polen auf eine Erklärung. Von offizieller Seite gibt es bisher aber vor allem Beruhigungen. Am Freitag meldet sich General Tomasz Piotrowski zu Wort: "Ich will Sie beruhigen. Wir untersuchen die Sache in sehr intensiver Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft, der Polizei und den entsprechenden Stellen beim Militär." Wichtig sei, dass es an der Stelle zu keiner Explosion gekommen sei. "Es sind keine Menschen umgekommen und niemand wurde verletzt. Es war ein abgelegener Ort ohne Einfluss auf die in der Nähe lebende Bevölkerung."

Umso mehr wird spekuliert. Im November hatte die Explosion einer fehlgeleiteten ukrainischen Flugabwehrrakete zwei Menschen in Polen getötet. Vielleicht ist eine weitere im Wald gelandet? Zwischendrin hieß es, möglicherweise handelt es sich um ein polnisches Geschoss von einem nahegelegenen Truppenübungsplatz. Inzwischen mehren sich aber Hinweise darauf, dass es tatsächlich ein russischer Flugkörper war.

Raketentrümmer seit Mitte Dezember im Wald?

Der polnische Premierminister, Mateusz Morawiecki, deutete Ende vergangener Woche recht umständlich an, die Raketentrümmer könnten schon seit Mitte Dezember im Wald liegen. "Es ist möglich, die vor einigen Tagen gefundenen Objekte mit Informationen in Verbindung zu bringen, die unsere Sicherheitsdienste bereits im Dezember letzten Jahres gewonnen haben. Während des Zwischenfalls sind F-35 und unsere eigenen Flugzeuge abgehoben, zur richtigen Zeit, auf die richtige Art und Weise, um die Flugbahn der Rakete über dem Territorium der Republik Polen zu verfolgen."

Spekulationen über Zusammenhang mit Russland

Am 16. Dezember hatte das russische Militär die Ukraine besonders intensiv beschossen. Polnische Medien zitieren jetzt Waffenexperten, die von einem Ch-55-Marschflugkörper aus sowjetischer Produktion ausgehen. Konzipiert wurden diese Raketen zum Transport nuklearer Sprengköpfe. Russland, so heißt es, setze diese alten Raketen aus den 70er Jahren aber öfter ohne Sprengladung ein, um die ukrainische Flugabwehr zu binden.

Am Dienstag sagt Morawiecki, man werde die Öffentlichkeit informieren, sobald die Untersuchungen abgeschlossen seien.

Raketentrümmer im Wald entdeckt
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Raketentrümmer im Wald entdeckt

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