Spezial-Einsatzkräfte der Polizei am Morgen bei der Großrazzia in München
Bildrechte: dpa-Bildfunk

Spezial-Einsatzkräfte der Polizei am Morgen bei der Großrazzia in München

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Großrazzia gegen Mafia-Organisation 'Ndrangheta - auch in Bayern

Bayerns Innenminister Herrmann spricht von einem "empfindlichen Schlag" gegen die 'Ndrangheta: Europaweit sind Ermittler gegen die Mafia-Gruppe vorgegangen - vor allem wegen Geldwäsche und Drogenhandels. Allein in Bayern gab es vier Haftbefehle.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Es ist ein großangelegter Schlag gegen Italiens mächtige Mafia-Organisation 'Ndrangheta: In mehreren europäischen Ländern gab es heute allerhand Durchsuchungen und Festnahmen. Allein in Deutschland waren mehr als 1.000 Beamtinnen und Beamte beteiligt, unter ihnen auch Spezialkräfte.

Zehn Objekte in Stadt und Landkreis München durchsucht

Wie die Polizei dem BR mitteilte, begann die Razzia in Bayern am frühen Morgen, gegen vier Uhr. Etwa 130 Beamte durchsuchten in Stadt und Landkreis München insgesamt zehn Objekte, darunter mehrere Wohnungen, außerdem eine Auto-Waschanlage in den Riem-Arcaden. Dort stießen die Ermittler unter anderem auf mehrere Kilo Marihuana. Auch elektronische Datenträger und Unterlagen wurden sichergestellt. Vier verdächtige Männer bekamen EU-Haftbefehle.

Außer Bayern beteiligten sich auch Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, das Saarland und Thüringen an der Razzia. Europaweit machten neben Italien auch Belgien, Frankreich, Portugal und Spanien mit.

Großrazzia gegen Mafia-Gruppe - auch in Bayern
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Polizei-Präsenz während der Großrazzia in den Münchner Riem-Arcaden

Herrmann: "Empfindlicher Schlag gegen 'Ndrangheta"

Der Großrazzia waren zum Teil jahrelange Ermittlungen vorausgegangen: Bereits seit Juli 2020 haben die Staatsanwaltschaft München I und das Bayerische Landeskriminalamt eine Frau und sieben Männer im Visier: alle italienische Staatsbürger - im Alter von 25 bis 48 Jahren. Der Hauptvorwurf: Beteiligung am internationalen Kokainhandel.

Dabei spielten die bayerischen Behörden offenbar eine nicht ganz unwichtige Rolle: Sie konnten kurz vor der Abschaltung eines Krypto-Messengerdienstes das Handy eines Beschuldigten identifizieren - und die Informationen dann an die italienischen Ermittler weiterleiten.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sprach mit Blick auf die Beschlagnahmung des Kryptohandys in Bayern von einem "Meilenstein für die italienischen Ermittler". Insgesamt sei die europaweite Festnahme- und Durchsuchungsaktion ein "empfindlicher Schlag gegen die 'Ndrangetha", so Herrmann.

Organisation nutzt Bayern für Geldwäsche und als Ruheraum

Die Razzia gegen die 'Ndrangheta sei "lange international gut vorbereitet" worden und "sehr erfolgreich" gewesen, sagte Herrmann dem Bayerischen Rundfunk. Die kalabrische Mafia-Organisation sei im Freistaat vor allem mit dem Ziel der Geldwäsche aktiv: "Wir müssen davon ausgehen, dass sicherlich über hundert Personen in Bayern der 'Ndrangheta zuzurechnen sind". Vor allem die Großräume München, Nürnberg, Augsburg seien betroffen.

Für die 'Ndrangheta spiele auch die Nähe zu Italien eine Rolle: "Der Weg von Italien nach Deutschland und speziell nach Bayern ist ja nicht allzu weit", sagte Herrmann. Bayern sei aber nicht der "Schwerpunkt der eigentlichen kriminellen Aktivitäten", sondern diene der Organisation "als Ruheraum" für Personen, die sich der Strafverfolgung in Italien entziehen und sich hier unauffällig bewegen wollten.

"Deutschland ist eine Wäscherei"

Drogen- und Waffenhandel, Geldwäsche, Schutzgelderpressung und Geldfälschung: Das sind insgesamt die wichtigsten "Geschäftsfelder" der Organisierten Kriminalität in Italien. Was die Mafia in Deutschland vor allem betreibt, ist aber in der Tat Geldwäsche. So wurde in Italien der Sohn eines Clan-Chefs mit den Worten zitiert: "In Germania possiamo fare tutto. (…) La Germania è una lavanderia” ("In Deutschland können wir alles machen – Deutschland ist eine Wäscherei").

So kommt es auch in Bayern immer wieder zu einzelnen Festnahmen von Clanmitgliedern und zu Durchsuchungen im Rahmen europaweiter Razzien, wie zuletzt im Oktober 2021. Damals wurden in Italien, Rumänien und Bayern elf mutmaßliche 'Ndrangheta-Mitglieder festgenommen, vier von ihnen in Bayern. Sie sollen zum Schein Luxusautos über Ländergrenzen hinweg und wieder zurück verkauft haben, jedoch ohne dass die Fahrzeuge jemals irgendwohin bewegt wurden. Allerdings hätten die Beschuldigten Umsatzsteuererstattungen in Millionenhöhe kassiert. Der Schwerpunkt der damaligen Razzia war der Raum Ingolstadt.

Im Audio: Razzia gegen 'Ndrangheta

Polizei und Blaulicht (Symbolbild)
Bildrechte: dpa
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Polizei und Blaulicht (Symbolbild)

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!