Hört nach fast 40 Jahren auf: das Betreiberehepaar Monika Wagner-Repiscus und Mathias Repiscus vor dem Bockshorn im Würzburger Kulturspeicher
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Hört nach fast 40 Jahren auf: das Betreiberehepaar Monika Wagner-Repiscus und Mathias Repiscus vor dem Bockshorn im Würzburger Kulturspeicher

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Kabarettbühne Bockshorn in Würzburg vor dem Aus

Fast 40 Jahre lang lieferte das Bockshorn in Würzburg exzellentes politisches Kabarett und machte sich einen Namen in ganz Deutschland. Jetzt hört das Betreiber-Ehepaar auf und die Bühne steht vor dem Aus. Denn die Nachfolge gestaltet sich schwierig.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

In Würzburg tobt gerade ein Streit über die Zukunft der Kabarettbühne Bockshorn. Das Betreiberehepaar Repiscus hat angekündigt, zum Ende des Jahres altersbedingt aufzuhören. Das Bockshorn im Keller des Kulturspeichers in Würzburg hat im gesamten deutschsprachigen Raum einen exzellenten Ruf und ist vergleichbar mit Bühnen wie der Lach- und Schießgesellschaft in München oder den Wühlmäusen in Berlin. Vor allem Stammgäste hoffen, dass das Bockshorn auch mit neuen Betreibern eine reine Kabarettbühne bleibt, aber momentan sieht es anders aus.

Fast 40 Jahre politisches Kabarett

Das Bockshorn kann man als Lebenswerk von Mathias Repiscus bezeichnen. Erst 17 Jahre lang in Sommerhausen im Landkreis Würzburg und jetzt schon 22 Jahre direkt in Würzburg betreibt er die Bühne mit seiner Frau Monika. Repiscus gilt als Erfolgsgarant für viele Größen der deutschen Kabarettszene. Er führte Regie unter anderem für Michael Mittermeier, Urban Priol oder Mathias Tretter. "Wir sind sind vor allem nach der Pandemie etwas müde geworden", sagt Repiscus. "Aber nach fast 40 Jahren kann man sich schon mal erlauben, aufzuhören."

Zukunft als Kabarettbühne fraglich

Nächstes Jahr wäre das Bockshorn 40 Jahre alt geworden. Aber dazu wird es nicht kommen. Zumindest nicht unter der Leitung von Mathias Repiscus und Monika Wagner-Repiscus. Das Ehepaar wünscht sich, dass das Bockshorn als reine Kabarettbühne fortgeführt wird. So ein Kabarettkonzept sei aber bei der Suche nach Nachfolgern bislang nicht eingereicht worden, sagt Achim Könneke, Kulturreferent der Stadt Würzburg. "Alle Konzepte, die in die engere Auswahl gekommen sind, haben Mischkonzepte vorgeschlagen", sagt er. "Eine reine Kabarettbühne hat niemand vorgeschlagen. Es ist auch wirtschaftlich extrem schwierig, so eine reine Kabarettbühne in einer relativ kleinen Stadt wie Würzburg zu führen."

Stadt Würzburg als Vermieter der Räume

Die Stadt ist Eigentümer des Kulturspeichers und damit auch Vermieter für die Räume des Bockshorns. Im Mai hat das Ehepaar Repiscus die Stadt informiert, zum Ende des Jahres den Betrieb einzustellen. Im August hat die dann eine Ausschreibung für künftige Betreiber veröffentlicht. Laut Könneke gab es insgesamt zehn Interessenten, von denen es sechs in die engere Auswahl geschafft haben. Unter anderem der Betreiberverein des Amateurtheaters Chambinzky. "Das Chambinzky hat die Kündigung seines Mietvertrags bekommen. Für uns wäre es der Worst Case, wenn gleich zwei Theater in Würzburg wegfallen würden. Deshalb hat der Stadtrat beschlossen, mit dem Chambinzky zu verhandeln."

Gegenwind von Stammgästen des Bockshorns

Dagegen regt sich Widerstand in Würzburg. Aus dem Freundeskreis des Bockshorns heraus wurde eine Online-Petition gestartet, die einen Erhalt des Ladens als reine Kabarettbühne fordert. Über 1.500 Kabarett-Fans haben dort schon unterschrieben. Unter anderem prominente Kabarettisten wie Michael Altinger, der dort seine ersten Auftritte außerhalb von Niederbayern absolviert hat. "Leute, die sich mit Kabarett beschäftigen, kennen das Bockshorn in Würzburg und jeder will da spielen. Den Würzburgern ist gar nicht so bewusst, was für ein Mekka dieses Bockshorn ist", so Altinger.

Chambinzky vor neuem Mietvertrag

Csaba Béke, Leiter vom Chambinzky, wollte sich gegenüber Bayern2 nicht äußern. Denn aktuell verhandelt das Theater noch mit seinem Vermieter, ob der Mietvertrag nicht doch verlängert werden kann. Inzwischen hat der Vermieter des Theaters Chambinzy mitgeteilt, dass die Verhandlungen gut laufen und man damit rechne, dass noch im Oktober ein neuer Mietvertrag aufgesetzt wird. Die Suche nach einem Nachfolger fürs Bockshorn geht also weiter. Kulturreferent Könneke wäre sogar offen für ein Genossenschaftsmodell von Stammgästen, die das Bockshorn selbst übernehmen, sagt er. Aber da sei bisher noch nichts gekommen.

Entscheidung im November

Kulturreferent Achim Könneke rechnet damit, dass die Entscheidung über die Zukunft des Bockshorns noch im November fällt. Damit dort zeitnah nach nötigen Umbauarbeiten ein neuer Betreiber im Sommer öffnen kann. Wer das am Ende sein wird, ist noch völlig unklar.

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