Blick in ein Architekturgewirr
Bildrechte: Moritz Holfelder

Schaudepot Museum Boijmans van Beuningen

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Haus des Monats: Schaudepot in Rotterdam

Eine riesige silberne Salatschüssel im Museumsviertel von Rotterdam: Das neue Schaudepot des Museums Boijmans Van Beuningen ist spektakulär – und vielleicht das Museum der Zukunft.

Über dieses Thema berichtet: Kultur am .

"The depot" ist eine riesige silberne Salatschüssel im Museumsviertel von Rotterdam. Ein Depot für 150.000 Kunstwerke, ein Gebäude, wie man es noch nicht gesehen hat. Entworfen hat es Winy Maas für das Architekturbüro MVRDV – einen acht Stockwerke hohen, voluminösen Rundbau, in dessen Fassade sich die gesamte Umgebung spiegelt. Mit einem großen begehbaren Dachgarten, auf dem es ein Restaurant gibt und der einen spektakulären Rundblick auf die Stadt ermöglicht.

Mehr als eine Lagerhalle für Kunst

Im Grunde ist "The depot" nichts anderes als eine Lagerhalle für Kunst. Vielleicht ist es aber auch das Museum der Zukunft. Immer mehr Kulturinstitutionen lagern ihre Schätze, die sie in den regulären Ausstellungen nicht zeigen können, einfach, weil man zu viele besitzt, in gut versteckten Bunkern am Stadtrand aus. Winy Maas hat hingegen in Rotterdam ein für alle offenes Schaudepot gebaut, das innovative Lager des Museums Boijmans Van Beuningen.

Die reflektierende Oberfläche ist ein Spiel mit der Umgebung, die der Architekt zeigen wollte, im Sinne eines: Hey, nehmt mich nicht so wichtig, ich bin nur ein Depot, die wirklichen Museen befinden sich um mich herum – ich zeige sie euch als Spiegelung auf meiner Fassade. Die generiert aber zugleich, nicht ganz unbescheiden, einen Wow-Effekt. Denn natürlich versuchen jede und jeder, die vorbeikommen, das eigene Spiegelbild zu entdecken, um danach rund um das Gebäude zu gehen und die Stadt einmal in verzerrter Perspektive zu betrachten, denn die einzelnen Elemente sind alle konvex leicht gekrümmt.

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Blick ins neue Schaudepot des Museums Boijmans Van Beuningen

Ein gemeinsames Wir

Dieses Depot, das alle spiegelt, die sich ihm nähern, drücke auf diese Art und Weise ein Wir aus, etwas Gemeinsames, sagt Winy Maas – und so öffne sich etwas Abgeschlossenes hin zur Stadt. Das Depot werde zu einem kollektiven Körper.

Der Platz um das Schaulager herum ist zwar gepflastert, aber die Fugen besitzen eine erhöhte Durchlässigkeit für Wasser, das so versickern kann und zudem unter dem Gebäude, das auf unterirdischen, nicht sichtbaren 276 Tiefgründungspfählen steht, durchlaufen. Zwischen ihm und dem Boden befindet sich ein kleiner Zwischenraum, das Depot schwimme bei Regen gewissermaßen im Wasser, wie ein Boot. Der Entwurf sei auch vor dem Hintergrund der klimatischen Veränderungen auf unserem Planeten entstanden.

Diverser Kosmos der Kunst

Drinnen begeistert das Depot durch den in der Mitte über alle Stockwerke reichenden Luftraum, nur diagonal durchschnitten von den Rolltreppen, die die Besucher nach oben oder nach unten bringen. Rund um diese Öffnung sind die einzelnen Lager angeordnet. In manche kann man durch große Scheiben hineinblicken, andere sind nur im Rahmen einer Führung begehbar. 14 Abteilungen befinden sich im Depot und fünf verschiedene Klimazonen – denn Metallskulpturen etwa benötigen eine andere Temperatur und Luftfeuchtigkeit als Gemälde oder Objekte aus Holz.

2.500 Gemälde können im Hängelager angeschaut werden. Zu sehen gibt es aber auch eine Menge Design- und Alltagsobjekte: Stühle, Lampen, Badewannen. Ein Stockwerk tiefer dann Pieter Brueghels "Turm von Babel" oder "Der Hausierer" von Hieronymus Bosch. "The depot" fasziniert als ein diverser Kosmos der Kunst. Die Stunden, die man hier verbringt, vergehen ungemein schnell.

Jeden ersten Samstag im Monat gibt es in BR24 immer das Haus des Monats, unterstützt durch die Bayerische Architektenkammer. Diesmal ist es das neue Schaudepot des Museums Boijmans Van Beuningen in Rotterdam.

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